Fahrradfahren im Frühling: So gelingt es sicher

Die ersten Sonnenstrahlen laden zum Radfahren ein. Worauf es dabei in puncto Sicherheit ankommt und was man beachten sollte.
Die Tage werden länger, die Temperaturen immer höher: Da bekommt man richtig Lust, endlich wieder Zeit draußen zu verbringen – zum Beispiel auf dem Fahrrad. Was ist nun aber wichtig, wenn man sich das erste Mal wieder auf den Sattel schwingt?
Wichtig ist es, als Erstes zu prüfen, ob das eigene Rad verkehrstauglich ist. „Im Prinzip sind dabei alle Dinge wichtig, die man bei der Fahrradprüfung in der Volksschule lernt“, meint Simone Mathis-Markstaler von Sport Mathis. Laut Fahrradverordnung muss jedes Fahrrad, das im Straßenverkehr unterwegs ist „zwei voneinander unabhängig wirkende Bremsvorrichtungen“ haben. Mathis-Markstaler empfiehlt, das Rad regelmäßig zur Inspektion zu geben, um die Funktionstüchtigkeit zu gewährleisten. Zusätzlich braucht jedes Rad eine Klingel. Damit Autos die Radfahrer im Dunkeln sehen, sind auch zahlreiche Reflektoren und Leuchtmittel vorgeschrieben.
Jedes Rad braucht einen Frontscheinwerfer, mit hellleuchtendem Licht. Nach hinten muss das Rad mit einem roten Rücklicht ausgestattet sein. Mittlerweile ist es nicht zwingend nötig, dass die Lichter fest am Rad verbaut sind. Auch batterie- oder akkubetriebene Leuchten sind zugelassen. Sabine Mathis-Markstaler erklärt, die Lichter, die allein für die Verkehrszulassung genutzt werden, seien häufig mit Batterien bestückt. Alles, was Wege hell ausleuchten soll, wie etwa Waldwege oder dunkle Straßen, wird heutzutage mit Akkus betrieben und kann daher per USB-Kabel aufgeladen werden.
Reflektoren in den Speichen
Ein weißer Rückstrahler muss nach vorne wirkend am Fahrrad befestigt sein und mindestens eine Lichteintrittsfläche von 20 Quadratzentimetern aufweisen. Nach hinten muss der Reflektor rot sein. Auch die berühmten „Katzenaugen“ in den Speichen sind weiterhin Pflicht. Wer allerdings das Brechen der gelben Rückstrahler vermeiden will, kann Speichenreflektoren nutzen. Sie sind zumeist silbern und ummanteln die Speichen. Moderne Räder haben häufig keine angebrachten Reflektoren mehr, da sie einen reflektierenden Streifen am Mantel haben. Auch das ist laut Fahrradverordnung zulässig.
Rennräder sind von diesen Vorgaben ausgenommen, erklärt die Fachverkäuferin gegenüber der NEUE. Grund dafür sei, dass sie, sofern sie den Vorgaben entsprechen, ein Sportgerät sind. Daher dürfen sie „bei Tageslicht und guter Sicht“ ohne die genannte Ausrüstung verwendet werden. Für Kinder bis zwölf Jahre gibt es in Österreich zudem eine Helmpflicht. Damit sie außerdem alleine im Straßenverkehr unterwegs sein dürfen, müssen sie einen Radfahrausweis mit sich führen, der das Absolvieren einer Radprüfung nachweist. Auch Kinder, die in einem Radanhänger transportiert werden, sind zum Tragen eines Helmes verpflichtet. Dass der Helm auch getragen wird, wenn die Kinder alleine unterwegs sind, muss die erziehungsberechtigte Person sicher stellen.

Wichtiges beim Helmkauf
Auch für Erwachsene ist es dringend empfohlen, einen Helm zu tragen. Eine Studie der Unfallforschung der Versicherer in Deutschland hat gezeigt, dass ein Fahrradhelm wirksam schützt. Von 117 tödlichen Unfällen trugen lediglich 16 Prozent der Fahrer einen Helm. Fast jeder von den Verunglückten wies mindestens eine Kopfverletzung auf, die durch das Tragen eines Helms hätte verhindert werden können. Über die Hälfte der Menschen starb, weil sie keinen Helm trugen.
Ein Helm kann im Zweifel also Leben retten. Dafür ist jedoch wichtig, dass er gut sitzt und im Falle eines Sturzes nicht verrutscht. Mathis-Markstaler erklärt, moderne Helme seien mit Hilfe von kleinen Rädchen meist gut einstellbar. Trotzdem empfiehlt sie den Gang in ein Fachgeschäft, denn „die Passform muss zum Kopf passen. Ein Helm für ovale Köpfe passt auf keinen runden Kopf“. Zudem könne der Fachhändler bei der richtigen Einstellung des Kinnriemens helfen und verdeutlichen, wie der Helm auf dem Kopf sitzen sollte – nämlich auf der Mitte der Stirn.
Grundsätzlich ist aber jeder Helm, den es im Fachhandel zu kaufen gibt, sicher. Alle Helme haben eine CE-Nummer und sind damit geprüft. Unterschiede gibt es aber dennoch, zum Beispiel in der Belüftung. Während Stadthelm auf kurze Strecken ausgelegt sind und eine mäßige Belüftung haben, hat ein Rennradhelm sehr gute Zirkulationseigenschaften. Der abfahrtsorientierte Mountainbikehelm hingegen ist so geschlossen, dass beim Hinabfahren keine herauf fliegenden Steine durch die Lüftungsschlitze eindringen können. Helme beginnen bei einem Preis von etwa 80 Euro. Neue Modelle enthalten häufig eine kleine rote Rückleuchte, die die Sicherheit nochmals erhöhen soll. LED-Streifen auf der Oberseite optimieren die Sichtbarkeit des Radfahrers weiter.
Alternative: Hövding
Eine echte Alternative, die es noch nicht so lange gibt, ist der Hövding. Der Fahrradairbag wird wie eine Halskrause um den Nacken gelegt. Durch das Schließen des Reißverschlusses und das anschließende Einklicken des Verschlusses in einen Druckknopf, wird der interne Chip aktiviert. Auf ihm sind die tpischsten Sturzmuster gespeichert. Komm der Radfahrer nun ins Straucheln und beschleunigt ungewöhnlich schnell in Richtung Boden – etwa bei einem Sturz über den Lenker – löst der Airbag ähnlich wie bei einem Lawinenrucksack aus und legt sich wie ein Luftballon um den Kopf und Nacken des Radfahrers. Weil auch der Nacken geschützt wird und der Kopf gänzlich umschlossen wird, haben aktuelle Tests, beispielsweise vom ADAC, ergeben, der Airbag sei sicherer als ein Fahrradhelm. Ein großer Nachteil, der in den Tests aber aufgefallen ist: Fährt der Radfahrer in der Stadt etwa über große Randsteinkanten oder durch ein tiefes Schlagloch, erkennt der Chip fälschlicherweise eine Sturz und löst den Airbag aus. Eine teure Angelegenheit, denn der eh schon 350 Euro teure Schutz muss dann für circa 200 Euro mit einer neuen Kartusche bestückt werden. Wer aber wert auf eine gut sitzende Frisur legt und auf gut ausgebauten Radwegen fährt, für den könnte der Hövding eine Überlegung wert sein.

Verhalten im Straßenverkehr
Ist das Fahrrad geprüft, der Helm auf dem Kopf und das Licht für die dunkle Rückfahrt eingepackt, so kann es losgehen. Aber auch im Straßenverkehr gibt es einige Punkte, die man beachten sollte. Veronika Rüdisser von der Radlobby Vorarlberg meint, es sei wichtig, nicht zu nah am Randstein zu fahren. „Auch wenn man die Autofahrer nicht behindern will und sich am Rand oft wohler fühlt, birgt das dichte Fahren am Randstein große Gefahren.“ Wenn ein Auto knapp überholt, lenken Radfahrer aus Reflex gerne in Richtung Gehsteig. Dann kommt es schnell zu Stürzen. Zudem hat ein Projekt der Radlobby, bei dem die Überholabstände der Autofahrer überprüft wurden, gezeigt, wer weiter in der Straßenmitte fährt, wird auch mit größerem Abstand überholt. Zudem empfiehlt Rüdisser „insbesondere mit Kindern“ lieber den längeren Weg zu fahren und so gefährliche und unübersichtliche Kreuzungen zu meiden. Auch gut sichtbare Kleidung sei wichtig.
Zu geringe Überholabstände
Im März hat die Radlobby die gesammelten Daten von über 2600 Überholmanövern ausgewertet. Das Ergebnis schreckt Radfahrer ab: „63 Prozent der Kfz-Lenker halten beim Überholen weniger als 1,5 Meter Abstand zu Radfahrern.“ Daher wolle die Radlobby nun an die Politik appellieren, zu handeln, um die Straßen sicherer zu machen. Die Infrastruktur müsse fahrradfreundlicher gestaltet werden. Dennoch betont Rüdisser ganz deutlich: „In Vorarlberg kann man super Fahrrad fahren. Ich will nicht sagen, dass es irgendwo zu gefährlich ist. Aber an der ein oder anderen Stelle lohnt es sich, Umwege zu nehmen. Und die Politik muss unbedingt die Infrastruktur anpassen“.
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