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Zwischen lauem Lüftchen und Ansturm

18.05.2020 • 14:47 Uhr / 6 Minuten Lesezeit

Gastronomiebetriebe in Bregenz erleben einen unterschiedlichen Start.

Das Wetter spielte nicht mit. Die Stadt Bregenz hatte eigens eine Verordnung erlassen, die es den Gastronomen der Landeshauptstadt erlaubt, ihre Gastgärten auf öffentliche Flächen zu erweitern. Ziel der Aktion ist es, jene Flächen zu kompensieren, die durch die Abstandsregel und die damit verbundene Reduktion der Tische im Inneren des Lokals verloren gingen.

Verhaltener Start

Verhaltener Start. Aufgrund des Regenwetters gestern um die Mittagszeit fiel diese Option aber für den Großteil der Gastronomen im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser. Einer von ihnen ist Rainer Troy, der mit dem Theatercafé und dem Museumscafé gleich zwei Betriebe am Bregenzer Kornmarktplatz führt. Seine Lokalitäten sind unter normalen Umständen an Freitagen, wenn der Wochenmarkt am Kornmarktplatz stattfindet, gut gefüllt. Gestern war das jedoch nicht so.
„Der Start war verhalten“, lässt Troy wissen. Der Gastronom musste aufgrund der Abstandsregel rund ein Drittel der Tische aus seinem Café entfernen. Den Abstand dennoch einzuhalten sei theoretisch zwar machbar, praktisch aber auch aufgrund der Räumlichkeiten nur schwer umsetzbar. Zusätzlich fehlt vielen der Gäste das Verständnis. „Viele haben keine Ahnung oder wollen es nicht umsetzen. Wir müssen die Personen dann abmahnen, damit wir nicht dafür belangt werden. Das ist zum Glück anders als beim Rauchverbot, als der Wirt gestraft wurde, wenn sich jemand eine Zigarette anzündete“, erzählt Troy.

Rainer Troy vor seinem Theatercafé. <span class="copyright">Hartinger</span>
Rainer Troy vor seinem Theatercafé. Hartinger

Mit der Reduktion der Tische geht aber ein weiteres Problem einher. Es bedeutet zwangsweise weniger Umsatz und es wird auch weniger Personal gebraucht. Troy hat den Großteil seiner Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. „Noch habe ich denselben Personalstand wie vor der Krise, aber wir müssen jetzt Umsatz machen. Es ist schwer nachvollziehbar wie ich 100 Prozent des Personals halten soll, wenn ich nur 50 Prozent Auslastung haben kann“, rechnet der Gastronom vor. Daher hat er auch Verständnis für Menschen, die gegen die Maßnahmen auf die Straße gehen. „Wichtig ist, dass wir aus dieser Krise lernen, damit nicht nochmals ähnliche Schritte gesetzt werden. Derzeit haben wir elf Erkrankte und 280.000 Menschen leiden unter den Maßnahmen. Solche Krankheiten werden immer wieder kommen, denn wir leben nun mal nicht unter einer Glaskugel“, sagt Troy.

Kornmesser voll

Ein etwas anderes Bild zeichnet Theresia Zwerger. Die Pächterin des Kornmessers in Bregenz, nur wenige Meter vom Theatercafé entfernt, hatte am ersten Tag der Wiedereröffnung alle Tische voll besetzt. „Wir sind mit der Auslastung sehr zufrieden und hätten nicht damit gerechnet“, erzählt die Gastronomin. Viele Stammkunden hätten bereits in den Tagen zuvor reserviert. Zwar habe man nur rund die Hälfte der Plätze, aber da der Gastgarten mit einer Markise überdacht ist, können auch Plätze im Freien angeboten werden. Somit ist die Auslastung ähnlich wie im Winter, was auch für den Personalstand gilt.
Zwerger geht davon aus, dass der Ansturm auch in den nächs­ten Tagen nicht weniger wird. „Die Leute haben genug davon, zu Hause zu sitzen und sich selbst zu bekochen. Sie freuen sich wieder auswärts essen zu können“, sagt die Gastronomin.

Theresia Zwerger hat den Vorteil eines überdachten Gastgartens. <span class="copyright">Hartinger</span>
Theresia Zwerger hat den Vorteil eines überdachten Gastgartens. Hartinger

Neues Konzept der Beachbar

Über ausreichend Reservierungen kann sich auch Stefan Köb, Inhaber des Pier 69 am Bregenzer Hafen, nicht beschweren. Zwar lief das Mittagsgeschäft verhalten an, für die Abende seien aber alle Tische an diesem Wochenende ausgebucht. „Bereits vor Corona-Zeiten war unser Hauptgeschäft am Abend und nicht zu Mittag. Jetzt fehlt uns natürlich die Laufkundschaft am See“, sagt Köb. Da es im Pier 69 keinen Barbetrieb mehr gibt, wurde im Inneren alles auf Sitzplätze mit Tischen umgebaut. Somit hat das Restaurant lediglich zehn Prozent weniger Sitzplätze.

Vorbildhaft: Vier Personen an einem Tisch sind erlaubt. <span class="copyright">Hartinger</span>
Vorbildhaft: Vier Personen an einem Tisch sind erlaubt. Hartinger

Große Einbußen hat Köb aufgrund der fehlenden Schifffahrt, denn mit seinem Geschäftspartner Lukas Buttazoni ist er auch für das Catering der Vorarlberg Lines zuständig. „Die klassichen Buffetfahrten werden nicht stattfinden, da müssen wir neue Wege finden. Die Ausarbeitung verschiedener Konzepte hat uns die letzten Wochen natürlich beschäftigt“, sagt der Gastronom. Köb ist auch Pächter der Beach­bar am See. Um Ansammlungen vor den Getränkeständen zu vermeiden, wurde eine App entwickelt, über die Gäste bestellen können. Das Personal bringt die Bestellung dann an den Tisch. Die Abstände an den Tischen einzuhalten ist in der weitflächigen Beachbar hingegen kein Problem. Um aufsperren zu können, muss aber noch das Wetter mitspielen. Denn das tat es an diesem ersten Tag beileibe nicht.

Stefan Köb betreibt das Pier 69, die Beachbar und die Lust-Bar in Bregenz. <span class="copyright">Hartinger</span>
Stefan Köb betreibt das Pier 69, die Beachbar und die Lust-Bar in Bregenz. Hartinger