„Ich will den nächsten Schritt machen“

Christian Gebauer (26) spricht über seinen Abschied und die Gründe.
Mittlerweile ist es ein offenes Geheimnis, dass Sie im Sommer Altach verlassen werden. Was waren die Gründe, die gegen eine Vertragsverlängerung gesprochen haben?
Christian Gebauer: Ich bin jetzt 26 Jahre alt und will den nächsten Schritt in meiner Karriere machen. Ich will einfach weiterkommen. Vor vier oder fünf Jahren hat der Begriff „Fußballprofi“ in meinem Wortschatz noch nicht einmal existiert. Aber schon da habe ich mir gesagt: So gut spielen wie möglich und dann sehen, wie weit es nach oben geht. Diesem Grundsatz folge ich noch immer. Das rede ich mir immer wieder ein. Ich habe Altach viel zu verdanken, aber jetzt will ich einen neuen Reiz setzen.
In welche Richtung soll es dabei gehen?
Gebauer: Es geht in eine höhere Richtung. Es ist das klare Ziel, dass ich ins Ausland komme und in einer anderen Liga starte. Man wird es in nächster Zeit sehen.

Gespräche mit Interessenten werden sicherlich schon im Gange sein. Wie sieht der aktuelle Stand der Dinge aus?
Gebauer: Durch die Corona-Krise ist alles noch etwas schwierig. Natürlich redet man mit Vereinen, aber genauer will ich mich dazu nicht äußern. Es geht jetzt hauptsächlich darum, dass die Bundesliga startet und ich mit Altach das Bestmögliche heraushole. Auf alles andere konzentriere ich mich nach der Saison.
Inwiefern erschwert die derzeitige Situation die Verhandlungen mit potenziellen neuen Vereinen?
Gebauer: So eine Situation hat es noch nie gegeben. Die Vereine müssen auch auf das Geld achten. Viele werden Verluste machen, da man fehlende Ticketeinnahme und vieles mehr nicht kompensieren kann. Es weiß zudem keiner, wann es weitergeht. Dadurch stockt alles etwas. Man muss auch zuerst abwarten, wann die Transferperiode stattfindet. Das hängt ebenfalls noch in der Luft.
Gerüchte über einen Wechsel zu Union Berlin gab es bereits im vergangenen Sommer. Was war dran?
Gebauer: Gespräche hat es schon gegeben. Aber es gehört auch der zweite Verein dazu. Es hat leider nicht funktioniert, weil es mit der Ablösesumme schwierig war. Aber die Entscheidung, dass ich bei Altach geblieben bin, will ich im Endeffekt nicht missen. Das Jahr lief bisher gut, da ich immer gespielt habe. Das zählt für den Fußballer. Es hätte auch anders laufen können.

Wann haben Sie Ihren Wechselwunsch bei Sportdirektor Christian Möckel hinterlegt, und wie war das Verhältnis zwischen Ihnen?
Gebauer: Die Gespräche waren immer gut. Wir haben immer mit offenen Karten gespielt. Ich habe klipp und klar gesagt, dass ich nicht verlängern möchte, um den nächsten Schritt zu machen. Er hat das gut verstanden.
Blicken wir nun auf Ihre drei Jahre bei Altach zurück. Sie haben nur drei Spiele verpasst, und das, obwohl sie unter vier Trainern spielen mussten.
Gebauer: Es war eine schöne Reise. Man hat von jedem Trainer etwas mitbekommen, denn jeder ist unterschiedlich und hat seine eigene Spielphilosophie. Da muss man sich anpassen. Aber ich habe wohl immer gut ins System hineingepasst und konnte mich gut präsentieren. Ich hatte auch nie eine gröbere Verletzung. Gesundheit ist ohnehin das Allerwichtigste.

Woran machen Sie es fest, dass Sie bei vier verschiedenen Trainern immer zum Stammpersonal zählten?
Gebauer: Das ist schwierig zu sagen. Ich versuche einfach immer, Vollgas zu geben. Durch die Schnelligkeit im heutigen Fußball hat man schon einen Vorteil. Jeder Trainer hat zudem versucht, mein Potenzial voll auszuschöpfen, was mich geprägt hat. Die persönlichen Statistiken wollte ich immer aufbessern. Da hatte ich mehr vor, aber das Leben ist kein Wunschkonzert.
Auch Ihre Vielseitigkeit wird Ihnen geholfen haben. Immerhin haben Sie gleich sieben unterschiedliche Positionen bekleidet.
Gebauer: Nur Tormann und Innenverteidiger fehlt noch. Man hat mich gefragt, ob ich mich auch auf der Rechtsverteidigerposition wohlfühle. Es ist nicht meine angestammte Position, aber es war eine Phase, wo wir zehn oder elf Verletzte hatten. Da ist es sich gar nicht anders ausgegangen. Auch das habe ich angenommen, aber natürlich fühle ich mich weiter vorne Zu Hause.
Welche Momente werden Ihnen in positiver Erinnerung haften bleiben?
Gebauer: Das allererste Spiel für Altach. Das war in der Europa-League-Qualifikation. Nicolas Moumi Ngamaleu war noch bei der Nationalmannschaft, und ich habe gleich von Beginn an gespielt. Dazu gelang mir in Georgien ein Assist. Eine weitere schöne Erfahrung war, als wir vor einem Jahr frühzeitigen den Klassenerhalt erreicht haben. Das sind Schlüsselmomente. Und noch das Tor letztes Jahr gegen Mattersburg, als ich vom Sechzehner aus der Drehung heraus geschossen habe. An solche Momente werde ich mich immer wieder erinnern.

Zählt der Treffer gegen Mattersburg zu den schönsten In ihrer Karriere?
Gebauer: Bis jetzt schon. Ich hoffe, es folgen noch weitere, aber das könnte schwierig werden. Zu der Situation muss ich noch dazu sagen, dass ich kurz zuvor von eineinhalb Metern Höhe auf den Rücken geknallt bin. Weil ich warm war, habe ich dennoch weitergespielt. Einmal, in der Tiroler Liga, habe ich ein ähnliches Tor erzielt, aber das hat leider keiner gesehen.
Auf die Frage nach Highlights muss auch die Gegenfrage erlaubt sein. Auf welche Momente könnten Sie verzichten?
Gebauer: Ein Moment war natürlich vor drei Jahren, als wir in der Europa-League-Qualifikation in der Play-off-Runde ausgeschieden sind. Da waren wir enorm enttäuscht. Und als wir mit hohen Erwartungen in die Saison gestartet sind und dann zur Punkteteilung Letzter waren. Das ist kein schönes Gefühl, wenn man am Boden ist. Da geht das Ganze auch nicht so leicht von der Hand.
Wie bewerten Sie nun rückblickend Ihre Station bei Altach aus sportlicher Sicht?
Gebauer: Extrem positiv. Ich habe fast immer gespielt, und das schätze ich enorm. Es ist nicht selbstverständlich, in der Bundesliga gleich Fuß zu fassen. Was sich zudem in den letzten Jahren in Altach entwickelt hat – mit dem Campus und den Tribünen –, ist enorm positiv. Mit dem Umzug in den Campus hat man gespürt, dass jetzt alles profes-
sioneller abläuft. Eigentlich ist es ein Wahnsinn, wenn man bedenkt, dass Altach ein Dorf ist. Es ist schon ein Vorzeigeprojekt.

Diese Woche ereilte uns die Nachricht, dass die Bundesliga fortgesetzt werden kann. Wie groß ist die Freude, seinem Job wieder nachgehen zu können?
Gebauer: Sehr groß. Wenn man den Ball am Fuß hat, ist das schon eine riesige Steigerung. Und wenn es jetzt heißt, es geht
weiter, erzeugt das ein gutes Gefühl.
Die Vorbereitung wird dennoch eine andere sein. Ist das Verletzungsrisiko dadurch erhöht?
Gebauer: Das kann ich gar nicht einschätzen. Entscheidend wird sein, wie anstrengend das Training sein wird.
Gerade für Sie als ab Sommer vertragsfreier Spieler birgt dies doch ein gewisses Risiko. Eine Verletzung könnte die Verhandlungen beeinträchtigen.
Gebauer: Das wird man immer haben, auch in normalen Zeiten. Aber an so was denke ich gar nicht. Man kann sowieso nicht viel machen, wenn man sich verletzt. Dann muss man das Beste aus dieser Situation machen. Aber dadurch wird meine Leistung sicher nicht beeinträchtigt werden. Ich sage immer: Wenn man sich zurückhält, verletzt man sicher leichter, als wenn man Vollgas gibt.

Was erhoffen Sie sich von den abschließenden Runden in der Bundesliga?
Gebauer: Für mich wäre es schön, so viele Scorerpunkte wie möglich zu sammeln. Damit kann ich dem Verein am besten helfen, unsere Ziele zu erreichen. Wir hatten vor der Corona-Pause eine Euphorie entfacht, weil wir einen so guten Zusammenhalt haben. Die werden wir wiederfinden. Das merkt man schon im Training, wie professionell gearbeitet wird und jeder mitzieht.
Haben Sie bereits eine Vorstellung, wie der Abschied im Idealfall aussehen soll?
Gebauer: Ein schönes Heimspiel mit drei Punkten. Und dass wir damit vielleicht die Europa-League-Quali fixieren. Das wäre die Wunschvorstellung.
Und im besten Fall mit einem entscheidenden Treffer Ihrerseits.
Gebauer: Das wäre noch die Draufgabe. Aber in einer solchen Situation wäre es mir egal, wer das Tor macht.