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Jugend Chance nicht verwehren

25.06.2020 • 18:42 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Stellten das Förderpaket vor: Hubert Hämmerle und Rainer Keckeis. <span class="copyright">AK Vorarlberg/Gorbach</span>
Stellten das Förderpaket vor: Hubert Hämmerle und Rainer Keckeis. AK Vorarlberg/Gorbach

AK schnürt Förderpaket in dessen Mittelpunkt die Bildung steht.

Mit einem umfangreichen Förderpaket möchte die Vorarlberger Arbeiterkammer (AK) ihren Mitgliedern durch die Corona-Krise helfen. Darüber informierten am Donnerstag bei einem Pressegespräch in Feldkirch AK-Präsident Hubert Hämmerle und AK-Direktor Rainer Keckeis. Neben vergünstigten Weiterbildungskursen beinhaltet das gestern vorgestellte Förderpaket unter anderem die Verlängerung des Härtefallfonds um drei Monate, Lernangebote für Kinder und die gemeinsam mit Russmedia betriebene Jobplattform ­zukunftsjobs.at.

Zugang erleichtern

Die richtige Antwort auf Corona sei die Kurzarbeit gewesen, nicht die Kündigung. Darüber waren sich die beiden Experten einig. Gemäß Hämmerle seien so allein in Vorarlberg 66.000 Arbeitsplätze gerettet worden. Wie viele Betroffene nach Ende der Kurzarbeit ihre Jobs behalten, sei dagegen noch völlig offen. Bereits derzeit seien 18.000 Vorarlberger auf Arbeitssuche. Man wolle alles unternehmen, um diesen den erneuten Zugang zum Arbeitsmarkt zu erleichtern. „Und Bildung ist der Schlüssel schlechthin“, so Hämmerle.

Neuorientierung

Viele der derzeitigen Arbeitssuchenden seien in einer beruflichen Neu­orientierung, dabei wolle man sie mit Beratungen und Workshops unterstützen. Denn die Pandemie habe Zehntausende in Homeoffice und Kurzarbeit gedrängt. Fähigkeiten wie digitales Know-how, Teamarbeit und Eigenständigkeit seien wichtiger denn je. „Die Suche am Arbeitsmarkt“ beginnt deshalb Hämmerles Überzeugung nach „mit einem Blick auf die eigenen Stärken“. Diesen Blick schärft unter anderem das Beratungsteam der AK. Die Mitarbeiter von wieweiter.at helfen Menschen auf ihren Bildungswegen und bieten ab Juli 2020 Workshops für Personen an, die sich in der beruflichen Neuorientierung befinden und individuelle Bewerbungsstrategien erarbeiten möchten.

„Du kannst was“, das Menschen mit langjähriger Berufserfahrung in wenigen ­Monaten zum Lehrabschluss führt, sei aufgrund der Corona-Krise nun auch für Arbeitssuchende geöffnet worden. ­Ebenfalls kann, wer AK-Mitglied ist, bis 11. September rund 100 Kurse der AK-Bildungseinrichtung BFI um den halben Preis buchen.

Überblick

1. Über 100 Kurse des Digital Campus Vorarlberg und am BFI der AK zum halben Preis

2. 1000 Anträge auf finanzielle Unterstützung: Härtefonds wird um drei Monate verlängert

3. Gemeinsame Plattform zukunftsjobs.at von AK und russmedia

4. Zwei Arbeitsstiftungen bieten Hilfe an

5. Umfassende Begleitung von Arbeitssuchenden durch wieweiter.at

6. Projekt „Du kannst was“ nun auch für Arbeitslose

7. Lernbegleitung im Sommer für 50 Euro

8. Initiative am Lehrstellenmarkt

9. Unterstützung Betroffener bei Homeoffice, Kurzarbeit u. a. Instrumenten der aktuellen Arbeitsmarktpolitik

rona-Krise schwere Mehrfachbelastungen beschert. Von einem Tag auf den anderen musste der Nachwuchs zu Hause betreut und sogar unterrichtet werden. Der Neustart in das restliche Schuljahr sei für viele schwierig gewesen und die große Ungewissheit der Betreuung im Sommer belaste nach wie vor viele Familien. Deshalb haben die Bildungsexperten der AK Vorarlberg ein umfangreiches Angebot als Unterstützung für Familien geschaffen. Als Unterstützung für Familien versteht die AK eine Lernberatung auf Abruf, Berufsorientierung für Jugendliche und eine Lernbegleitung für Schüler durch Studierende der Pädagogischen Hochschule im Sommer, für die die Eltern pauschal 50 Euro bezahlen. Der Rest werde von der AK getragen.

Appell an Wirtschaft

Die Jüngsten am Arbeitsmarkt habe die Pandemie besonders getroffen. Es gebe kaum mehr Ferialjobs und Praktika. Mit jeder Ablehnung gebe die Wirtschaft den Jugendlichen zu verstehen, dass sie auf sie verzichten könne. „Das ist die verheerendste Botschaft, die wir aussenden können“, betonte Hämmerle. Die AK appellierte an die Wirtschaft, den Mitarbeitern von morgen ihre Chance nicht zu verwehren. Das gelte vor allem auch für den Lehrstellenmarkt. „Es geht nicht darum, ob wir heute Lehrlinge, sondern ob wir in vier Jahren Facharbeiter brauchen“, erinnerte er. Vor allem Klein- und Mittelunternehmen müssten gefördert werden, da diese 40 Prozent aller Lehrstellen anbieten.

JObplattform

Arbeiterkammer und russmedia haben zukunftsjobs.at geschaffen. Auf der Jobplattform bieten familienfreundliche Arbeitgeber, die Entwicklungsmöglichkeiten bieten, Wert auf einen qualitativ hochwertigen Arbeitsplatz legen und mit ihrer Firmenkultur die aktive Mitbestimmung und Beteiligung durch die Mitarbeiter fördern ihre Arbeitsplätze an.

AK-Härtefonds.

Bisher hätten rund 1000 Personen Unterstützung aus dem fünf Millionen Euro schweren AK-Härtefonds für Kleinkredite oder Wohnkos­tenzuschüsse beantragt. Die Hilfe war ursprünglich für drei Monate angelegt. „Sollten sich Betroffene nach Ablauf der ers­ten drei Monate noch immer in Schwierigkeiten befinden, können sie erneut um Hilfe ansuchen“, so AK-Direktor Rainer Keckeis. Zudem bieten die Arbeitsrechtexperten der AK Unterstützung bei den Abrechnungen und Spielregeln für ­Homeoffice und Kurzarbeit an.