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„Wir werden mit Anfragen bombardiert“

26.06.2020 • 11:00 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
„Wir werden mit Anfragen bombardiert“

Veranstalter von Ferienlagern sind vorsichtig.

Dass dieser Sommer unter speziellen Vorzeichen stehen wird, ist unbestritten. Zu massiv und einschneidend waren die Corona-Vorsichtsmaßnahmen. Nach den neuesten Vorgaben der Regierung dürfen nun unter gewissen Voraussetzungen Sommercamps und ­Ferienlager stattfinden. Die Nachfrage ist riesig. Doch nicht wenige Anbieter und Veranstalter haben ihre Lager abgesagt. Ihnen ist das Risiko einfach zu groß.

Ferienlager für Ministranten


Die Katholische Kirche Vorarl­berg hat ihr Angebot adaptiert. Sie bietet sogenannte Miniwochen in St. Arbogast an. Das sind Ferienlager für Ministranten aus dem ganzen Land. Drei Termine werden angeboten. Wobei die ersten zwei schDie Katholische Kirche Vorarl­berg hat ihr Angebot adaptiert. Sie bietet sogenannte Miniwochen in St. Arbogast an. Das sind Ferienlager für Ministranten aus dem ganzen Land. Drei Termine werden angeboten. Wobei die ersten zwei schon ausgebucht sind. Für den dritten Termin gibt es noch Restplätze. „Aufgrund der aktuellen Corona-Situation benötigen wir von jedem teilnehmenden Kind eine Corona-Einverständniserklärung der Eltern“, so Elisabeth Willi von der Katholischen Kirche Vorarlberg. Das Programm der Mini-Auszeit wird von Seiten des Veranstalters nach den geltenden Covid-19-Gesetzen und Richtlinien (Abstands- und Hygieneregeln) ausgerichtet.

Zudem haben wir auch sogenannte Familien-Ferien in St. Arbogast im Angebot. Dort gibt es noch genügend Plätze. Aber wir merken, dass die Nachfrage überraschend groß ist“, so Willi. Für dieses Camp stehen zwei Termine im Juli und August zur Verfügung. Die Anmeldefrist läuft noch bis zum 15. Juli.
„Die einzelnen Pfarrgemeinden veranstalten eigene Lager. Aber da haben doch einige bereits abgesagt, andere haben zugewartet, wie die Vorgaben der Regierung sein werden“, so Willi weiter.

Komplett-Absagen

Beim Abenteuersportcamp ist man einen anderen Weg gegangen. „Wir haben uns schon sehr früh für eine Absage entschieden. Am 2. April war der Fall für uns eigentlich klar“, so Wolfgang Bauer, Initia­tor des Abenteuersportcamps. Man habe sich gewundert, wie viele Organisationen sehr lange zugewartet haben mit den Zu-oder Absagen. „Wir brauchen einen langen Vorlauf. Das Ganze ist schon ein großer Betrieb. Wir haben an die 150 Betreuer. Und es war uns einfach zu riskant. Ich bin auch jetzt noch 100-prozentig überzeugt von unserer Entscheidung. Wir haben das Richtige gemacht“, so Bauer weiter.

Man habe für die Sommercamps ein Qualitätsanspruch. Und deshalb sei es unmöglich gewesen, das Camp zu veranstalten. „Sie müssen sich vorstellen, das sind an die 3000 Kinder an sechs unterschiedlichen Standorten. Und alle zwei Stunden wechseln die Kinder zu einer neuen Betätigung. Und da wir das nicht verantworten konnten, haben wir früh genug die Reißleine gezogen“, betont Bauer. Er hoffe auf eine Ausfallhaftung von Seiten des Bundes. Alles in allem sind 110.000 Betreuungsstunden dadurch ausgefallen.„Man hat uns von vielen Seiten gefragt und gebeten, ob wir nicht doch was machen wollen. Eine abgespeckte Version. Aber wo Abenteuersportcamp draufsteht, muss auch Abenteuersportcamp ­drinnen sein. Und das bedeutet Action und ständige Abwechslung. Das ging heuer einfach nicht“, so Bauer. Man habe aber schon begonnen, intensiv das kommende Jahr zu planen. Auch unter Berücksichtigung möglicher Sicherheitsregeln.

Späte Verordnung

Viele Veranstalter beklagen, dass die Verordnung so spät erfolgte. Auch deswegen gebe es heuer ein deutlich geringeres Angebot an Ferienaktivitäten. Die vorgesehene Gruppengröße von bis zu 20 Kindern bedeute eine organisatorische Herausforderung, die einige bereits im Vorfeld abgeschreckt hat. Generell sind Feriencamps ab Juni möglich. Bei mehr als 100 Teilnehmern brauchen die Anbieter einen Covid-19-Beauftragten und ein Präventionskonzept. Es sind die bekannten Hygienemaßnahmen (Händewaschen, Husten und Niesen in die Armbeuge) ­einzuhalten. Bei Übernächtigungen in Schlafräumen muss mindestens 1,5 Meter Abstand eingehalten oder für Trennung, etwa durch Plexiglaswände, gesorgt werden.
Die Sommerlager gelten als Veranstaltung im Sinne der neuen Verordnung. Für Veranstaltungen ohne zugewiesene und gekennzeichnete Sitzplätze gilt die Höchstgrenze von 100 Personen auch über den Juni hinaus. An Veranstaltungen mit fixen Plätzen dürfen ab 1. Juli in geschlossenen Räumen 250 Personen teilnehmen, im Freien bis zu 500.

Oberbildstein halbiert das angebot

Willi Oberfrank, Obmann des Ferienheims Oberbildstein, freut sich, zumindest zwei der vier geplanten Einheiten abhalten zu können. „Den ersten und den zweiten Turnus haben wir schon im Mai abgesagt. Das war natürlich nicht leicht. Wir waren für alle vier Termine restlos ausgebucht.“ Aber es sei einfach zu riskant gewesen. Da jetzt die Zahlen gut sind, habe man sich zu diesem Schritt entschlossen. „Aber immer unter der ­Voraussetzung, dass nichts Gröberes passiert. Wir haben uns das Recht ­vorbehalten, bis zum letzten Tag vor Beginn absagen zu können, falls die Corona-Zahlen wieder anziehen“, so Oberfrank weiter.

„Wenn das Wetter mitspielt, sind die Auflagen gar kein Problem. Wir haben ja zehn Hektar vor der Haustüre. Da ist Platz genug.“ Schwierig werde es lediglich bei schlechtem Wetter. Aber auch da habe man schon Umsetzungspläne. „Wir wollen einfach keinem Kind, das ­angemeldet ist, absagen. Zudem werden wir immer noch täglich mit Anfragen bombardiert, da die Nachfrage nicht abreißt.“
Im Gegensatz zu Oberbildstein haben die Verantwortlichen des Lustenauer Ferienheims Bolgenach in Hittisau kurzfristig alle Termine im Sommer abgesagt. „Das liegt im Ermessen der einzelnen Vereine. Und in diesem Fall war es den Verantwortlichen einfach zu riskant“, so Yvonne Ulrich vom Gemeindeamt Lustenau.


Einen umfassenden Überblick zum Thema Sommerlager und Feriencamps bietet die ­Jugend-Info Vorarlberg: https://www.aha.or.at/sommercamps