Zweiter Anlauf nach Statikfehlern

Hotelzubau in Faschina und Wohnanlagen in Dornbirn nach Abriss wieder in Bau.
Acht Monate ist es her, als die NEUE erstmals über die massiven Berechnungsfehler eines Statikers aus dem Bezirk Bregenz berichtete, aufgrund derer gleich drei Rohbauten wieder abgerissen werden mussten. Die betreffenden Gebäude befinden sich mittlerweile wieder in Bau und sollen in etwa sieben Monaten bezugsfertig sein.
Verhandlung verschoben
Länger als erwartet dauert die disziplinarrechtliche Aufarbeitung des Falles. Wie Dagmar Birnleitner, Direktorin der Ziviltechniker-Kammer, auf Anfrage mitteilt, musste die für vergangene Woche anberaumte Disziplinarverhandlung gegen den Statiker auf Herbst verschoben werden. Der Statiker könne nicht anreisen, da dieser zum Covid-19-gefährdeten Personenkreis zähle, begründet sie die Verzögerung. Die Konsequenzen für den Baufachmann könnten weitreichend sein. Das Ziviltechnikergesetz sieht unter anderem einen Verweis, die Untersagung der Befugnisausübung bis zur Dauer von drei Jahren oder den Verlust der Befugnis vor. Informierte Kreise aus der Branche gehen davon aus, dass der staatlich befugte und beeidete Ziviltechniker für Bauwesen seine Befugnis verlieren wird beziehungsweise seinen Beruf einige Zeit nicht mehr ausüben wird dürfen. Der Fachstatiker soll bereits im Pensionsalter sein und vorwiegend als Verkehrsplaner tätig gewesen sein. Geplant wurden die Projekte von ein und demselben Architekturbüro. Der Geschäftsführer dieses Büros (Name der Redaktion bekannt) bestätigt auf NEUE-Anfrage, dass die beiden Projekte in sechs bis sieben Monaten fertiggestellt sein werden. Zur Frage der Haftung wollten sich die Beteiligten nicht äußern. Hier gebe es keine Neuigkeiten, hieß es.

In Bau befindlich
Bei den betreffenden Neubauten handelt es sich wie berichtet um einen Hotelzubau in Faschina sowie zwei – durch eine Tiefgarage verbundene – Wohnanlagen in Dornbirn. Letztere wurden bereits im Dezember 2019 abgerissen. Im Bergdorf Faschina startete der Abbruch hingegen erst im Frühjahr. Mittlerweile befindet sich aber auch der mit sechs Millionen Euro veranschlagte Zubau des Hotels Alpenresort Walsertal im Werden.

Wie NEUE-Recherchen ergaben, war es bei beiden Projekten zu massiven Berechnungsfehlern durch den verantwortlichen Statiker gekommen. Weder die Tragfähigkeit noch die Gebrauchstauglichkeit sei gegeben gewesen. Die Folgen, etwa durchhängende Betondecken, waren teilweise mit freiem Auge sichtbar. Sigurd Flora, Vorstandsmitglied in der Sektion Ingenieurskonsulenten, hatte die Vorfälle gegenüber der NEUE als „äußerst herben Schlag für die Zunft“ bezeichnet und hofft, dass die Causa „zu einer Sensibilisierung und mehr Wertschätzung“ für die Arbeit eines Tragwerksplaners führt. Bei der Statik zu sparen lohne sich nicht, denn das ziehe unweigerlich einen Qualitätsverlust nach sich, sagte Flora damals.
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