Ulli Knalls „Brot und Spiele“

Die Künstlerin stellt im Kollektiv Keramikarbeiten aus.
Auf den ersten Blick wirkt der Teil der Ausstellung von Ulli Knall, der im Schaufenster des Kollektivs zu sehen ist, wie eine Krippe. Das kommt nicht von ungefähr. Als die Künstlerin erfahren hat, dass ihre Ausstellung im Bregenzer Kulturverein kurz vor Weihnachten eröffnet werden soll und angesichts der sich dauernd ändernden Corona-Bestimmungen, hat sie im Schaufenster diese beiden Themen in einer vielschichtigen Installation zusammengeführt.

Krippen haben die 1970 geborene Künstlerin, die in Wien und in London studiert und lange in der englischen Metropole gelebt hat, schon früh begeistert. In gewisser Weise waren es Krippen, die sie an die Bildhauerei – ihren späteren Beruf – herangeführt hätten, erzählt sie. Es war vor allem das Kind in der Krippe, das sie begeistert habe, so Knall. Gleichzeitig sei das Wissen dagewesen, dass dieses Kind brutal ermordet wird, erinnert sie sich an diese Ambivalenz. Die Arbeit, die jetzt im Schaufenster in Bregenz zu sehen ist, passe in die Weihnachtszeit und gleichzeitig zu Corona, einer Zeit, in der die Idee von der Gesellschaft neu hinterfragt werde. „Keiner weiß mehr, was er glauben kann.“

Zu sehen sind in der Installation kleine Menschenansammlungen, gebildet aus kleinen blauen Keramikfiguren, die vielfach interpretiert werden können. Da ist die Gruppe, die auf einen am Boden Liegenden schaut. Wurde er ermordet, sind die Stehenden Trauergäste? Eine größere Figur mit vier Gesichtern, die auch mit Sportaccessoires versehen ist, zieht die Blicke auf sich, ein Mittelding aus Götzenstatue und Popkultur. Zwei mittelgroße Figuren halten Pistolen in den Händen. Sind es die Wächter oder die Mörder? Zu sehen ist auch eine Akrobatin, ein Motiv, das es schon länger in der Arbeit der Künstlerin gibt. Die hängt zwar einerseits recht entspannt an ihrem Seil und vermittelt einen Zirkuscharakter. Andererseits ist sie aber voller schwarzer Punkte beziehungsweise Flecken, was wiederum an mittelalterliche Foltermethoden – geteert, gefedert – erinnert.

„Brot und Spiele“ nennt Knall ihre Schau. Der an die Römer angelehnte Begriff spielt mit der Ambivalenz des Dargestellten, aber auch mit jener unserer Zeit. „Es ist gesellschaftsfähig geworden, alles und jeden zu hinterfragen“, sagt Knall. Die Szenen im Schaufenster sollen im Laufe der Ausstellung auch verändert werden.

Auch im Inneren des Kollektivs ist noch einiges zu sehen – aufgrund der aktuellen Bestimmungen allerdings vermutlich erst wieder ab 18. Jänner. Dort stellt Knall eine Vielzahl an unterschiedlichen Keramiken aus. Die beiden Pistolenmänner – „Bob and Butch“ – tauchen wieder auf oder eine große Anzahl an unterschiedlichen kleinen blauen Männchen.

Arbeiten aus ihrer Serie „Dropped Vases“ sind zu sehen. Vasen, die die Künstlerin nach dem Drehen auf den Boden fallen lässt und die so ganz verschiedene Formen bekommen. Die gibt es bemalt, glasiert oder als Installation auch außen roh. Ein Ensemble beinhaltet ein Bild, dessen Motive auf amüsante Art und Weise wieder auf Vasen und Krügen aufgegriffen werden, eine an einem Baum hängende Katze etwa. Bei den Motiven auf den Vasen oder auf Bechern greift Knall auf japanische Kunstgeschichte oder griechische Mythologie zurück, ebenso auf Tellern. Donald Trump oder der Babyelefant finden sich in den Werken, darunter auch Skulpturen, ebenfalls wieder.

„Brot und Spiele“ von Ulli Knall ist eine vielschichtige Schau, in der nicht nur das Material Ton erfrischend variantenreich präsentiert wird. Die Ausstellung enthält zudem eine Reihe an Anknüpfungspunkten an die Gegenwart, die vielschichtig und mit Witz verarbeitet werden. Hingehen und anschauen – sobald es wieder möglich ist.
Die Ausstellung war ursprünglich bis 22. Jänner geplant. Aufgrund der zeitweiligen Schließung dürfte sie verlängert werden. Informationen unter kollektiv-raum.org.