Rundgang durch das verschneite Bezau

Hertha Glück spaziert durch Bezau und erblickt Naturschönheiten.
Die Route beginnt beim Tourismusbüro/Gemeindeamt am Platz Bezau auf 650 Metern Höhe. Vorab übernimmt die Kirchstraße zwischen Apotheke und katholischer Pfarrkirche St. Jodok bis zur Querstraße. Nun links ab entlang der Straße in Richtung Unterdorf/Wilbinger Kapelle. Dieser Straßenteil mag langweilig anmuten, aber bietet einen geruhsamen Blick auf die typische Bregenzerwälder Architektur und lässt zudem die Weite des Bregenzerwaldes genießen.
Gleich nach dem Autohaus Metzler zweigt man rechts in Richtung Wilbinger ab.
Kurzbeschreibung
Besonderes: Natur, Kultur und Heimatverbundenheit umrahmen diese Rundwanderung durch eine winterliche Landschaft im Bregenzerwald.
Anforderung und Gehzeit: In zwei Stunden werden geringe Höhenmeter unters Schuhwerk gelegt.
Charakter der Wege: Straße, Forst-, Ufer- und Wiesenweg
Tipp: gute Schlechtwetterwanderung, Leinenpflicht für Hunde
Kultur und Natur: Katholische Pfarrkirche St. Jodok, Wilbinger Arche, Kirche Reuthe, Wassertrete, St.-Leonhards-Kapelle, Heimatmuseum
Anziehen und Mitnehmen: Hohe Wanderschuhe, warme Kleidung, heißen Tee
Start und Ende: Tourismusbüro/Gemeindeamt Bezau
Bald lässt man die Häuser hinter sich und staunt über die Arche Wilbinger, die inmitten eines kleinen Moorfelds und eines Wäldchens steht. „Maria, Arche des Bundes. Kapelle zum Wilbinger seit 1995“. Welch göttliches Schmuckstück inmitten stiller Natur. Schneeballsträucher mit funkelnd roten Beeren hängen über dem eisbedeckten Mäanderfluss. Samensuchende Vögel fliegen auf und unter den Schuhen knirscht der Schnee, erholsam ruhig.

Links ab führt der breite Winterwanderweg von der Bregenzerach rauschend begleitet bis zur Querstraße. Diese wird überschritten und schon übernimmt der Reuthe Achuferweg bis zur Kirche Reuthe, die bald mit dem gotischen Turm ins Auge sticht. Zugleich erfreut der majestätische Anblick der markanten Kanisfluh. In Ellenbogen zweigt man links auf den Winterwanderweg/Loipe ab. Natürlich kann man auch noch zur ältesten Kirche des hinteren Bregenzerwaldes, Kirche Reuthe, hochsteigen. Sie gehört zur Nachbargemeinde Reuthe.

Die heutige Form des Gotteshauses geht auf das Jahr 1419 zurück. Man fragt sich schon, warum die Kirche so am Eck des Ortes steht. Laut einer Sage habe man zuerst die Reuthinger Kirche dorthin bauen wollen, wo jetzt das Bad Reuthe steht, doch die am Tage gebaute Mauer sei nachts immer in den Boden gesunken. Da habe man zwei Ochsen je einen Stein an den Hals gehängt. Die Ochsen seien dann dorthin, wo jetzt die Reuthinger Kirche steht, gegangen und dort auch stehen geblieben.

Heimatmuseum
Am Waldesrand folgt man einem kleinen Bächlein bis zur Wassertrete. Ab hier hält man sich einfach in Richtung Dorfzentrum, dem Mühlebach folgend kommt man bald wieder zur Straße und in Kürze auch zur St.-Leonhard-Kapelle, die an die Heimkehrer der beiden Weltkriege gedenkt. Ein paar Schritte weiter im Ellenbogen steht man vor dem Heimatmuseum in Bezau. Die Gründerin des Bezauer Heimatmuseums, Anna Katharina Feuerstein, wehrte sich schon vor dem Ersten Weltkrieg vor dem Ausverkauf unersetzbaren Kulturgutes. Im Jahre 1918 erwarb sie das Haus Nummer 181 in Ellenbogen und überließ es zwei Jahre danach dem neu gegründeten Heimatschutzverein als Schenkung. Heute steht das Haus sogar unter Denkmalschutz.

Nun ist der Rückweg zum Ausgangspunkt weiterhin spannend, denn er zeigt wiederum architektonische herausragende Bauten. An dieser Stelle darf erwähnt werden, dass Bezau mit Bezirksgericht, Notariat und verschiedenen Schulen sowie mit Geschäften, Handwerks- und Gastronomiebetrieben ein Zentrum der Region bildet. Aufgrund der Struktur und Stellung des Hauptortes des Bregenzerwaldes wurde Bezau im Jahre 1962 zur Marktgemeinde ernannt und erfreut sich über 2146 Einwohner (Stand 1.12.2020).
Wieder am Ausgangspunkt der Rundwanderung angelangt, darf man sich noch am gepflegten Ortszentrum erfreuen.

Geschichte und Sage
Die Anfänge der Dauerbesiedlung von „Baezenowe“ (urkundliche Erstnennung 1249) reichen vermutlich ins 12. bis 13. Jahrhundert zurück. Eine Kapelle als Filiale von Egg bestand wohl schon im 14. Jahrhundert.
Nach dem Bau einer neuen Kirche wurde Bezau 1497 selbstständige Pfarrei. 1656 wurde ein Kapuzinerkloster gegründet. Dieses trug über 320 Jahre zur Entwicklung Bezaus bei. Zwei Jahre nach der Auflassung durch die Kapuziner ließen sich dort 1977 polnische Franziskaner nieder. Durch die Schaffung verschiedener zentralörtlicher Einrichtungen wurde der Standort Bezau im 19. Jahrhundert aufgewertet.
Blumenkunde
Gewöhnlicher Schneeball (Viburnum opulus). Die scharlachroten, kugeligen Steinfrüchte werden von manchen Vögeln, z. B. Drosseln gemieden, aber von anderen Vögeln im Laufe des Winters gerne gefressen. Die Früchte können auch für Marmeladen oder Gelees nach dem dritten Frost verkocht werden, sehr vitaminreich.
Quelle: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands, Düll/Kutzelnigg, Quelle & Meyer
Seit 1806 ist Bezau Gerichtsort für den Bregenzerwald. 1850 wurde das erste Postamt für den hinteren Bregenzerwald eingerichtet, zwei Jahrzehnte später die Straßenverbindung von Andelsbuch her fertig gestellt. Ein weiterer Schritt auf dem Vormarsch Bezaus war 1902 die Eröffnung der Bregenzerwaldbahn mit Bezau als Endstation, die bis 1980 in Betrieb war. Seit 1988 ist die Schmalspurbahn als Museumsbahn mit großem Erfolg in Betrieb und 1962 wurde Bezau zur Marktgemeinde des Bregenzerwaldes erhoben.

Sage: Der Wasserdrache
Im Vorderdorf in Oberbezau soll es vor mehreren Hundert Jahren weder Brunnen noch Bach gegeben haben. Das jeweils nötige Wasser musste aus dem Hinterdorf geholt werden. Einst kam ein unbekannter Bettler in jene Gegend. Er kehrte in einem Hause ein und bat um einen Trunk Wasser. Die Bäuerin reichte ihm in einem irdenen Töpfchen stattdessen etwas Milch und klagte über ihre Wassernot. Der Fremde hatte Mitleid mit der gutherzigen Frau und sagte: „Ihr werdet bald Wasser bekommen.“
Hierauf verließ er das Haus und ging in das Grebentobel. Dort soll damals ein See gewesen sein, dessen Ausfluss nicht bekannt war. Nach zwei Tagen hörte man auf einmal vom Jolerbühel (Hügel direkt unter der Seilbahnstation Bezau) her ein mächtiges Brausen. Das Wasser des Sees durchbrach den Jolerbühel und floss den Fußspuren des unbekannten Bettlers nach, der aus dem Grebentobel kommend, an einem Strick ein gelbes Tier (Drachen) führte und der Ach zuwanderte. Noch heute fließt der Grebenbach den gleichen Weg, wenngleich auch manchmal wie ein wilder Drache.
Quellen: bezau.at, Sagen aus der Talschaft Bregenzerwald, W. Vogt, Bregenzerwald Tourismus