„Die Menschen wollen wieder reisen“

Vorsichtiger Optimismus bei Reisebüros in Hinblick auf Sommer.
Anfang Jänner meinte der Vorstandschef des größten europäischen Tourismuskonzerns TUI, dass er trotz Krise beim Reiseverkehr einen „weitgehend normalen Sommer“ erwartet. Auch die Lufthansa-Spitze geht von einer starken Erholung im Sommer aus. Ist die Reisebranche, eine der am härtesten von der Krise getroffenen, also wieder auf einem Weg zur Normalität und ist heuer ein Sommerurlaub „wie früher“ möglich?
Für Patrick Moosmann vom Reisebüro Sunshine Tours und „5 vor 12 reisen“ in Feldkirch ist dieser Optimismus noch ein wenig verfrüht. „Unser Problem ist, dass derzeit viele Kunden in der Warteposition sind.“ Und zwar aus dem Grund, dass derzeit noch nicht klar sei, „wann man wohin“ könne. Deshalb mache er auch noch keine Werbung – „es ist noch zu früh“.
Große Reisefreudigkeit
Moosmann geht davon aus, dass spätestens nach dem Lockdown die Nachfrage steigen werde. Die Reisefreudigkeit sei da und „dann werden wir überrannt werden, hoffe ich. Die Menschen wollen reisen, die wollen wieder raus“, so seine Einschätzung. Wobei er die weniger aus seinem beruflichen als aus seinem privaten Umfeld bezieht. „Die Leute wissen ja, was ich mache, und jeder Zweite, den ich treffe, sagt, ich komme dann, wenn es wieder losgeht.“
Derzeit seien aber auch die Reisebüros in einer Warteposition, sagt Moosmann. Er rechnet damit, dass es ab April richtig losgehen könnte. Der springende Punkt dabei sei die Impfung, die werde zum Zünglein an der Waage. Wenn es diesbezüglich bis Herbst gehe, dann werde auch die Reisebranche erst im Herbst wieder starten können, sagt der Reisebüro-Chef.
„Die Leute wissen ja, was ich mache, und jeder Zweite, den ich treffe, sagt, ich komme dann, wenn es wieder losgeht.“
Patrick Moosmann, Reisebüroleiter
Eine Art Aufbruchstimmung scheint indes bei Rhomberg-Reisen in Dornbirn zu herrschen. „Wir machen täglich Buchungen für die Reisezeit zwischen Mai und Oktober“, erzählt Geschäftsführer Stefan Müller. „Es läuft fast schon überraschend gut.“ Man habe eine Frühbucheraktion, die gut laufe, die Menschen möchten unbedingt weg, so auch seine Erfahrung: „Da ist ein großer Nachholbedarf da.“
Auf dem Niveau von 2019 sei man allerdings nicht, räumt er ein. Allerdings sei man sehr froh, dass es überhaupt wieder anlaufe.
Steigende Umsätze
Seit November verzeichnet das Dornbirner Reisebüro laut seinem Geschäftsführer steigende Umsätze. Ab Anfang Jänner war die Stimmung dann wieder ein wenig eingetrübter. Müller rechnet aber damit, dass ab Mai Reisen zumindest in die Mittelmeerregionen, die er im Programm hat, wieder möglich sein werden – „wenn es gut läuft, sonst wird es Ende Juni“, so seine Einschätzung.
Prinzipiell hofft er, dass ab Anfang Sommer „ein ordentliches Reisen“ wieder möglich ist. Zentral dabei ist auch für ihn die Impfung beziehungsweise die Zulassung der von Österreich meistbestellten Vakzine von AstraZeneca. Die Impfbereitschaft sei hoch, ist der Reisebüro-Chef überzeugt. Auch er geht von einer „Übernachfrage“ in den Reisebüros aus, sobald Reisen wieder möglich ist. Dabei könne es auch zu Engpässen kommen, glaubt er: „Wer zu lange wartet, bleibt daheim.“
Stolperstein Stornobedingungen
„Die Anfragen sind da“, sagt auch Ralf Loacker, Geschäftsführer von Loacker Tours in Koblach und stellvertretender Obmann der Fachgruppe der Reisebüros in der Wirtschaftskammer Vorarlberg. Ein Stolperstein seien derzeit noch die Stornobedingungen. Diesbezügliche Unklarheiten würden viele noch von einer Buchung abhalten. Das Bedürfnis wegzufahren sei groß, hat auch er festgestellt. So gebe es Anfragen von Vereinen, wo man hinkönne.
Im Oktober habe man noch gehofft, dass es schon zu Ostern losgeht, erzählt Loacker. Diese Erwartungen würden eher nicht erfüllt, „das wird wahrscheinlich zu knapp“. Er hofft, dass es mit dem Sommer wieder losgeht. „Und dann muss man in Hinblick auf Bus, Zug, Flug einfach flexibel bleiben“, so der Reisebüro-Chef.