Passive Mitarbeiter zur Impfung eingeladen

Rote Kreuz lud Mitarbeiter ein, obwohl sie nicht mehr im Dienst tätig sind.
Das Thema, wer gemäß den Impfpriorisierungslisten in Österreich und damit auch in Vorarlberg zu welchem Zeitpunkt gegen Covid-19 geimpft werden kann und soll, treibt die Menschen hierzulande weiter um. Zumal Impfstoffe zumindest bislang in Österreich Mangelware sind. Jetzt sorgt einmal mehr ein E-Mail des Roten Kreuzes Vorarlberg vom vergangenen Donnerstag an seine Mitarbeiter für Aufsehen.
Darin weist die Landesleitung des Roten Kreuzes darauf hin, dass RK-Mitarbeiter eingeladen sind, sich in der Messehalle in Dornbirn am (vergangenen) Wochenende einer Covid-19-Impfung mit dem Impfstoff von AstraZeneca zu unterziehen. „Uns stehen in Summe rund 500 Impfdosen zur Verfügung. Eingeladen sind alle aktiven und passiven Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter 65 Jahren!“
Passive Mitarbeiter
Für Diskussionen sorgt dabei allerdings nur die Einladung von „passiven Mitarbeitern“. Zum passiven Mitarbeiter wird man beim Roten Kreuz Vorarlberg nach frühestens 15 Jahren im aktiven Rettungsdienst. Als passiver Mitarbeiter versieht man keinen Rettungsdienst und unterliegt auch keiner Fortbildungsverpflichtung mehr, man hat also mitunter deutlich weniger bis gar keinen Patientenkontakt mehr. Das nachvollziehbare Argument, wonach man als Mitarbeiter im Rettungsdienst mitunter an vorderster Covid-19-Front steht, zieht bei passiven Mitarbeitern also nicht mehr.
Der Covid-19-Beauftragte und ehemalige RK-Landesleiter Roland Gozzi bestätigte auf wpa-Anfrage das E-Mail an alle Mitarbeiter zur Impfeinladung. Es sei zwar korrekt, dass passive Mitarbeiter nicht mehr im Rettungsdienst tätig seien. „Aber sie arbeiten weiterhin für das Rote Kreuz, etwa bei der Rufhilfe, in der Ausbildung, beim Behindertenfahrdienst und beim Blutspendedienst oder bei den Übungen.“

Er schätzt ihre Zahl auf etwa 500 Personen. Länger als ein Jahr könne ein ehemaliger aktiver Mitarbeiter ohne neues Betätigungsfeld im Roten Kreuz den Status „passiver Mitarbeiter“ nicht halten. „Dann wird so eine Person als Mitarbeiter abgemeldet. Einfach über Jahre hinweg nur passiver Mitarbeiter ohne jede Tätigkeit zu sein, das gibt es nicht“, sagt Gozzi. Und so würden sich auch unter den passiven Mitarbeitern sehr viele RK-Leute finden, die nach dem aktiven Rettungsdienst weiterhin viel für das Rote Kreuz tun würden. „Diese engagierten passiven Mitarbeiter wollten wir bei der Impfung nicht vor den Kopf stoßen.“ Schlussendlich müsse sich die Landesleitung des Roten Kreuzes immer auf die Angaben der acht RK-Ortsstellen und sieben Rettungsabteilungen zum Engagement ihrer passiven Mitarbeiter verlassen.
Selbstredend könne nicht ausgeschlossen werden, dass auch passive Mitarbeiter in den Genuss einer vorzeitigen Covid-19-Impfung kamen, die nur noch minimalst für das Rote Kreuz Vorarlberg tätig sind und seit Jahren keinen Patientenkontakt mehr haben. „Aber das kann man wohl bei keiner Rettungsorganisation gänzlich ausschließen“, erklärt Gozzi.
Günther Bitschnau/wpa