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Ein langer Weg zur Geschlechtergerechtigkeit

08.03.2021 • 20:00 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Praktikantin Laetitia Balogh und GF Angelika Atzinger (r.) beim Verteilen der Plakate. <span class="copyright">Verein Amazone</span>
Praktikantin Laetitia Balogh und GF Angelika Atzinger (r.) beim Verteilen der Plakate. Verein Amazone

Der Verein Amazone macht auf Probleme von Frauen aufmerksam.

Anlässlich des gestrigen Weltfrauentags machte es sich der Verein Amazone unter der Leitung von Angelika Atzinger zur Aufgabe, auf bis heute relevante Herausforderungen für Mädchen und Frauen aufmerksam zu machen.

Die Kampagne sticht ins Auge: Auf neonfarbenen Plakaten, ähnlich jenen für Konzert-Veranstaltungen, prangern in fetten, schwarzen Buchstaben die kritischen Themen geschrieben. Probleme, die häufig als privat und unpolitisch betrachtet werden, werden damit in den öffentlichen Raum geholt. Diese beziehen sich etwa Care-Arbeit, physische Gewalt, Gewalt im Netz und Körperbilder.

Entstanden ist die in ganz Vorarlberg verteilte Plakatserie im Rahmen von „SHEclaim the streets! Feministisches im öffentlichen Raum“. Das Projekt wird von der österreichischen Gesellschaft für Politische Bildung finanziert. Ein Konzept, bei dem es nicht leicht fällt, einfach wegzusehen – und genau das ist das Ziel. Denn der Leiterin des Vereins Amazone zufolge bestünde auch heutzutage weiterhin großer Handlungsbedarf in Sachen Geschlechtergerechtigkeit.

Thematische Schwerpunkte

„Zentrale Themen hierbei sind Ausbildung und Arbeit, immerhin liegt die Differenz des Einkommens von Frauen in Vorarlberg immer noch über 20 Prozent sowie die Repräsentation von Frauen in politischen Ämtern oder Führungspositionen, wo das weibliche Geschlecht weiterhin viel zu gering vertreten ist“, ist Atzinger überzeugt.

Ein weiteres großes Problem sei Gewalt gegen Frauen und Kinder und Sexismus im Alltag. Und auch in Sachen Rollenbilder sei weiterhin ein enormer Gesprächsbedarf offen. „Von ausgeglichenem, stereotypfreien Denken sind wir immer noch weit entfernt“, stellt die Expertin für frauen- und mädchenspezifischen Kontexte nüchtern fest. In Krisenzeiten hätten sich die prekäre Lage in den genannten Situationen zunehmend verschlimmert.

Missstände durch Corona

„Etwa im Bereich der durch die Corona-Krise bedingten Kündigungen waren überproportional viele Frauen betroffen. Und auch die Kurzarbeitsbeihilfen kamen größtenteils Männern zugute“, gibt Atzinger die erschreckenden Billanzen der jüngsten Vergangenheit wieder. „Gerade in den vergangenen Monaten wurde diese extreme Schieflage besonders deutlich.“

Eine Problematik, die jedoch nicht erst in Zeiten der Pandemie aufgekommen sei, wie die Verein Amazone-Geschäftsführerin jedoch eindrücklich betont: „Es ist nicht so, als wäre dies ein nie davor dagewesenens Thema, das sich allein auf die derzeitige Ausnahmesituation schieben ließe. Diese Ungerechtigkeiten existieren bereits seit jeher, sie werden lediglich unter den derzeitigen Umständen besonders sichtbar.“

Um diese Missstände aus der Welt zu schaffen, bedarf es Atzinger zufolge ein klares Einschreiten der Politik: „Es braucht Maßnahmen und Investition, ansonsten wird sich diese Problematik nie ändern.“