S 18 soll auch in Höchst Entlastung bringen

Auch Radfahren und Öffi-Benutzung werden in der Gemeinde forciert.
Der nächste Schritt auf dem langen Weg zur Umsetzung der Bodensee-Schnellstraße S 18 steht diese Woche an. Im Regionalforum wird am Donnerstag die im vergangenen November von der Asfinag getroffene Trassenentscheidung diskutiert. Dabei werden die Verantwortlichen der Infrastrukturgesellschaft auch erklären, warum die Variante CP als einzig umsetzbare beurteilt worden ist. Auch die Gemeinde Höchst wird beim Regionalforum vertreten sein. Schließlich betrifft die S 18 auch die Kommune im Rheindelta. Nicht nur, dass die Schnellstraße in Höchst an die Schweizer Autobahn angeschlossen wird, sondern die Gemeinde soll auch durch die Verkehrsentlastung durch die S 18 profitieren.

Bis zu 14.000 Fahrzeuge werden täglich auf der Hauptstraße durch den Ort gezählt, berichten Bürgermeister Herbert Sparr und Gemeinderat Markus Bacher. Durch die Schnellstraße könnten Berechnungen zufolge bis zu 7000 Fahrzeugbewegungen im Ort eingespart werden. Die Verkehrssituation in der 8200-Einwohner-Kommune ist durchaus herausfordernd. Schließlich spielt die Industrie eine wichtige Rolle. Insgesamt gibt es in Höchst etwa 4600 Arbeitsplätze, rund 3400 davon alleine bei den beiden großen Leitbetrieben. Daher haben Ein, aber auch Auspendler einen durchaus bedeutenden Anteil am Verkehrsaufkommen. Dazu kommt noch der Schwerverkehr, der die Strecke durch Höchst für die Fahrt in die Schweiz nutzt. Auch der Transit von der Schweiz durch Vorarlberg in Richtung Deutschland führt vielfach durch den Ort im Rheindelta. „Spürbar ist außerdem, dass Gaißau eine stark wachsende Gemeinde ist“, fügt Sparr an. Entlastung durch die S 18 wäre in dieser Situation also durchaus willkommen. Zumal dann der Schwerverkehr in die Schweiz nicht mehr über das Zollamt in Höchst, sondern jenes bei der neuen Autobahnverbindung in St. Margrethen geführt werden könnte.
Noch nie so weit
In der Gemeinde ist daher auch keine negative Stimmung im Zusammenhang mit der Bodensee-Schnellstraße zu spüren, sagt der Bürgermeister. Allerdings gebe es durchaus den einen oder anderen, der skeptisch sei, ob er die Fertigstellung des Großprojekts überhaupt noch erleben wird. Schließlich wird schon seit den 1960er-Jahren über eine Autobahnverbindung zwischen Vorarlberg und der Schweiz diskutiert. Sparr ist diesbezüglich aber durchaus positiv gestimmt. Immerhin hätten die Verantwortlichen der Asfinag gesagt, dass das Projekt noch nie so weit gekommen sei wie jetzt. Die Trasse für die Schnellstraße ist im Bereich Fußach und Höchst schon seit Längerem festgelegt und auch verordnet. Die Diskussionen der vergangenen Jahre drehten sich einzig um den Verlauf der S 18 im Bereich Lustenau. Sollte die Autobahnverbindung umgesetzt werden, fordern die Gemeindeverantwortlichen in Höchst – aber auch in Fußach –, dass die Straße den Rhein nicht überquert, sondern diesen untertunnelt.
Da im Höchster Ortsteil Brugg ohnehin eine Unterflurlösung oder ein Tunnel geplant seien, könne dieser verlängert werden, anstatt ein oberirdisches Brückenbauwerk zu errichten. Diesbezüglich gebe es in beiden Kommunen aufrechte Beschlüsse der Gemeindevertretung, sagt Sparr. Entsprechend werde man auch bei der Detailplanung dafür kämpfen, dass es eine derartige Lösung geben wird. Im Planungsprozess „Mobil im Rheintal“ ist zudem festgehalten, dass die Tunnel-Lösung geprüft werden soll.

Doch in Höchst wird zur Entlastung in Sachen Verkehr nicht nur auf die S 18 gesetzt. Auch das Radfahren hat in der Gemeinde einen hohen Stellenwert. Im Land wird derzeit daran gearbeitet, den Radverkehrsanteil bei den Alltagswegen von 16 auf zumindest 20 Prozent zu erhöhen. In Höchst und den Nachbargemeinden ist man da schon weiter. 2018 wurden im Rheindelta schon 28,9 Prozent der Alltagswege mit dem Drahtesel zurückgelegt. Für den Bürgermeister und den Gemeinderat steht jedoch fest, dass ein Umstieg auf das Rad und sanfte Mobilität nicht von oben verordnet werden kann. „Man muss die entsprechenden Grundlagen dafür schaffen“, erklärt Bacher. „Und man muss auch selbst vorbildlich sein“, ergänzt Sparr. In Höchst geschieht dies etwa, indem das Infrastruktur ausgebaut und an die heutigen Anforderungen angepasst wird.
Öffentlicher Verkehr
So steht beispielsweise die Errichtung einer Busspur in Richtung Lustenau sowie eine Verbreiterung des Geh- und Radwegs am Brugger Loch bevor. So soll die Fahrzeit der Busse verkürzt werden, weil diese nicht mehr im Stau stehen. Zugleich soll der Lustenauer Bahnhof mit dem Rad besser erreichbar sein. Durch den Ausbau der Zugstrecke sowie die Öffnung der Südschleife wird die Station besser ins Nahverkehrsnetz eingebunden. Es sei daher wichtig, dafür zu sorgen, dass der Bahnhof von Höchst aus gut mit dem Rad erreicht werden kann, sind sich die Politiker einig. Große Bedeutung hat für sie das Projekt „Radfahren durchs Ried“. Denn mit einer Radroute durch das Ried wären die Hofsteiggemeinden und Dornbirn von Höchst aus leichter und sicherer zu erreichen.
Kiki-Förderung
Neben größeren Projekten und Baumaßnahmen zählen für Sparr und Bacher aber auch die vielen kleinen Dinge, die im Sinne der Radfahrer passieren. Sei das die Kiki-Förderung der Gemeinde, die Tatsache, dass Radwege im Winter als erstes geräumt werden, oder auch die Teilnahme am alljährlichen Fahrradwettbewerb Radius, bei dem die Gemeinde im Vergleich mit anderen Kommunen mit 5000 bis 10.000 Einwohnern regelmäßig an der Spitze landet.

In der Bevölkerung ist nach Meinung der beiden Politiker ebenfalls ein Umdenken zu spüren. Das Auto habe als Verkehrsmittel im Ortsgebiet von Höchst in den vergangenen Jahrzehnten an Bedeutung verloren. „In meiner Jugend war es das Wichtigste, mit 18 den Führerschein zu machen. Heute ist das nicht mehr so“, bringt es Sparr auf den Punkt. Das liege auch daran, dass die Grundlagen für einen Umstieg auf sanfte Mobilität geschaffen worden seien. Zudem sei der öffentliche Personennahverkehr – sprich Bus- und Bahnverbindungen sowie die Taktungen – massiv ausgebaut worden. Ebenso zeige sich, dass durch vermehrte Nutzung des Rads und die Reduktion des Tempos auf den Straßen die Lebensqualität im Ort steige. Und diese liegt vielen Menschen am Herzen.
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