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Steinkreise auf dem Hochplateau

07.05.2021 • 14:00 Uhr / 7 Minuten Lesezeit
Steinkreisanlage nach radiästhetischen Grundstruktur.<span class="copyright"> Hertha Glück</span>
Steinkreisanlage nach radiästhetischen Grundstruktur. Hertha Glück

Hertha Glück wandert zu den Steinkreisen und dem Kraftfeldplatz.

Kurzbeschreibung

Besonderes: Die Tschengla ist nicht nur ein atemberaubender Aussichtsplatz, sondern lässt auch über geheimnisvolle Steinkreise staunen, deren wahre Bedeutung wir nur erahnen können.

Anforderung und Gehzeit: In einer Stunde werden geringe Höhenmeter überwunden.

Tipp: schöne, schattige Rastplätze mit Feuerstellen, Hundeleinenpflicht

Markierungen: gelb-weiß, Steinkreise

Charakter der Wege: Straße, Forstweg

Tipp: bei jeder Witterung erlebenswert

Kultur und Natur: Hochplateau Tschengla, Alpe Rona mit Schausennerei, Rastplätze, Steinkreise, Kraftfeld Tunnel

Anziehen und Mitnehmen: gutes Schuhwerk, Wetterkleidung

Einkehrmöglichkeiten: Bürserberg, Tschengla Ronaalpe

Start und Ende: Tschengla Parkplatz Rona, Bürserberg

Nach einer kurvenreichen Fahrt durch den Eingang des Brandnertals erreicht man Bürserberg. Das idyllische Bergdörfchen liegt am Fuße des Hochplateaus Tschengla und ­beheimatet rund 500 Einwohner. Der weithin sichtbare ­Schesabruch prägt das obere Ortsbild. Er entwickelte sich ab 1802 durch stetige Auswaschungen binnen weniger Jahrzehnte zu einer der größten Murbrüche Europas.

Ab Bürserberg fährt man wiederum kurvenreich nach oben, passiert den Murbruch und achtet nach der Einhornbahn auf die Abzweigung Tschengla. Der Parkplatz Tschengla-Rona liegt auf beachtlichen 1220 Metern Höhe und schon beginnt die Entdeckungswanderung zu den Steinkreisen.

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Hertha Glück

Bergblicke

Geradeaus auf der Straße gelangt man zur Abzweigung Ronaalpe. Umwerfende Bergblicke begleiten die Tour. Gleich zu Beginn grüßen die Mondspitze und nach hinten versetzt der Schillerkopf. Ein paar Schritte hin zur Ronaalpe weitet sich rechter Hand der Blick bis zur Zimba oberhalb vom Brandnertal sowie der Zwölfer Kopf schon wieder eher Bürserberg zublickend und der Kleine Valkastiel oberhalb von Bludenz aufragend. Schon ganz in der Nähe der Alpe Rona ragt im Hintergrund der Walserkamm auf.

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Hertha Glück

Den Blick von der Ferne in die Nähe gebündelt, sieht und hört man am Wegesrand dahin gurgelnde Bächlein mit sattgelben Sumpfdotterblumen und über die Wiesen mit Restschneeflecken weiße und violette Krokusteppiche. Noch sieht man die Steinkreisanlagen nicht, aber Schilder weisen den Weg.

Tschengla - Ronaalpe, 1220 Meter mit Zimba, Zwölferkopf und Valkastiel, Berggrößen des Rätikons. <span class="copyright">Hertha Glück</span>
Tschengla - Ronaalpe, 1220 Meter mit Zimba, Zwölferkopf und Valkastiel, Berggrößen des Rätikons. Hertha Glück

Bronzezeit

Die Kreisgrabenanlagen dienten vor allem zur Bestimmung der Jahreszeiten, aber auch kultisch-religiösen Handlungen. Geschichtlich zurückblickend darf erwähnt werden, dass das Gebiet der Tschengla vermutlich bereits in der Bronzezeit (circa 2500 v. Chr.) besiedelt war. Siedlungsanzeiger wie konservierte Getreidepollen in den Hochmooren und Brandrodungshorzionte weisen darauf hin. Der römische Vernichtungsfeldzug gegen die Räter war hier um circa 4 n. Chr. zu Ende und es folgte die rätoromanische Zeit.

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Hertha Glück

Europaweit einzige Anlage

Über die Hugelkuppe gewandert, öffnet sich plötzlich eine Talsenke. Da stehen die großen, mächtigen Steine zu zwei Kreisen und weiteren Randsteine zur festgelegten Grundstruktur durch radiästhetische Feldlinien aufgestellt.

In Vergessenheit geratene Steinkreise, 2003 - 2004 wieder entdeckt.<span class="copyright">Hertha Glück</span>
In Vergessenheit geratene Steinkreise, 2003 - 2004 wieder entdeckt.Hertha Glück

Dies wurde in den Jahren 2003/2004 vom Experten Gerhard Pirchl (Bludenzer Entdecker von prähistorischen Steinen und Adernzeichen, lebte von 1942 bis 2013) erforscht. Die noch vorhandenen Steine wurden entsprechend den Linien ausgerichtet. Es ist europaweit die einzige Anlage, die eine solche Vielzahl an astronomischen und jahreszeitlichen Daten in sich trägt. Der Nachweis, dass hier neben den Sonnenständen auch Monddaten eingebaut sind, wurde von Georg Brunner (Schweizer Forscher) erbracht, was auf keltische Einflüsse hinweist.

Kraftfeld in Erinnerung an die Räter, v. 1200 bis 1200 nach Chr.. <span class="copyright">Hertha Glück</span>
Kraftfeld in Erinnerung an die Räter, v. 1200 bis 1200 nach Chr.. Hertha Glück

Holzportal

Zahlreiche, gut platzierte Bänke laden zum Sitzen und in Ruhe Staunen ein. Dem Weg zu den Rätiasteinen folgend, lockt am Ende ein „Kraftfeldtunnel“. Inschriften im Holzportal gedenken an die Räter und bitten um Gottesschutz der Alpen. Eide und Gebote in Steine gemeißelt, verewigen Gedankengut aus dieser Zeit, sind jedoch heute noch gültig.

Gebote und Eide der Räter, v. Chr. 1200 - n. 1200 Chr.. <span class="copyright">Hertha Glück</span>
Gebote und Eide der Räter, v. Chr. 1200 - n. 1200 Chr.. Hertha Glück

Weg zurück

Der Weg zurück ist bekannt, wechselt die Perspektive auf die Steine und die Bergwelt. Wieder im Flachen angekommen, lässt es sich gut beim Rastplatz oder bei der Alpe Rona verweilen. Wiederum ist der Weg zum Ausgangspunkt leicht zu finden.

Schattiger, gemütlicher Rastplatz mit lustigem Bächlein.<span class="copyright">Hertha Glück</span>
Schattiger, gemütlicher Rastplatz mit lustigem Bächlein.Hertha Glück

Kultplätze und Einwanderung

Die am Bürserberg entdeckten Steinkreise sind vermutlich Kultplätze unserer Vor-Vorfahren. Menschen konnten dort Kraft tanken und vielfach wurden an solchen Plätzen Heilprozesse in Gang gesetzt.
Die astronomische Ausrichtung lässt Vergleiche mit allen berühmten, europäischen Anlagen zu und deutet auf eine gigantische Kalenderanlage aus dem Neolithikum (5000 bis 1900 v. Chr.) hin.

Kultplatz mit Blick auf eine steinerne Gottheit, wie einst von griechischen und römischen Geschichtsschreibern für die Nachwelt aufgezeichnet: Göttin Raetia.
Sie bestimmt den Fluss des Lebens. Römischer Tradition folgend, wurden alle Wasser Raetia, der Herrin der Natur, geweiht. Niemand kann sich der Mystik dieser Steinkreise entziehen.

Holzstadel im Wandel der Zeit.<span class="copyright">Hertha Glück</span>
Holzstadel im Wandel der Zeit.Hertha Glück

Blick in die Chronik

Um 1300 wurden die land- und forstwirtschaftlichen Flächen durch Bauern, Hirten und Jäger aus Bürs und anderen Talgemeinden genutzt. 1347 ist die Verleihung des Tales „Vallavier“ an zwölf Walserfamilien erwähnt. Vermutlich haben sich auch Walser im oberen Bereich von Bürserberg niedergelassen. Schon 1355 berichtet eine Urkunde von einem bedeutenden Eisenbergbau in Bürs mit Schmelzofen im Stachelhof. 1454 wollte Graf Wilhelm von Sargans die Walser in Bürserberg und Brand leibeigen machen, wurde jedoch im Jahre 1513 von Chris­toph Schenk von Schenkenstein, Vogt zu Bludenz, davon abgehalten.

Ab dann hieß es, alle oberhalb der St. Wolfgangkapelle (steht links an der Straße zwischen Bürs und Bürserberg) lebende Walser können nicht einverleibt werden. Schon 1531 forderten die Bürserberger Unabhängigkeit von Bürs und erreichten dies endlich im Jahre 1770. 1785 wurde auf dem Pfarrwidmungsgrund das erste Schulhaus gebaut. 1796 gab es großflächige Waldschlägerungen im Schesagebiet für den Schiffsbau von Napoleons Flotte für seinen Feldzug nach Afrika bei Abukir (= vom Englischen Admiral Nelsen vernichtend geschlagen). 1830 wurde unter Alois Negrelli eine erste Straße nach Bürserberg erbaut.

Sumpfdotterblume, im Volksmund Butterblume genannt - geschützt. <span class="copyright">Hertha Glück</span>
Sumpfdotterblume, im Volksmund Butterblume genannt - geschützt. Hertha Glück

Pflanzenkunde

Sumpfdotterblume (Caltha palustris) im Volksmund auch Butterblume genannt. Ein Name, der für sehr unterschiedliche Pflanzen gilt, die wegen der karotinreichen Blüten zum Färben von Butter verwendet wurden. Die Sumpfdotterblume liebt nährstoffreiche Sumpfwiesen, Quellfluren und Bruchwälder. Durch Entwässerungsmaßnahmen vom Aussterben bedroht – geschützt!