Garten voller Köstlichkeiten

Familie Baumgartner aus Dornbirn hat sich auf Gemüseanbau spezialisiert.
Gertrud Baumgartner hat schon längst aufgehört zu zählen, wie viele verschiedene Gemüsesorten sie anbaut. Das Säen und Pflanzen von Gemüse, Salat und Kräutern ist für sie fast schon so etwas wie eine Sucht. „Sobald ich einen neuen Samen entdecke, muss ich ihn ausprobieren“, lacht die 47-Jährige.
Vor über 25 Jahren begann die Dornbirnerin auf dem elterlichen Hof Kartoffeln, Karotten, Zwiebeln und Kraut anzupflanzen. Sie fand Gefallen daran, Samen in die Erde zu geben, ihn zu gießen und zu sehen, wie er keimt, wie nach und nach ein Keimblatt entsteht und sich daraus ein junges Pflänzchen entwickelt. Die Pflanze in die Erde aussetzen, sie mit Wasser zu versorgen, die Erde hacken und jäten und schließlich etwas zu ernten, das mit Genuss verbunden ist – das alles entwickelte sich zu ihrer Passion.

Allerhand Exotisches
Inzwischen umfasst die Produktpalette Kohlsprossen, Ackerbohnen, Stangenbohnen, Auberginen, Physallis, Paprika, Zucchini, Radieschen, Kohlrabi, Fenchel, Zuckerhut, Kürbisse, Pflücksalate, Artischocken, Melonen, rund 25 verschiedene Sorten Tomaten und vieles, vieles mehr. „Diese Vielfalt beim Gemüse, der Geschmack, die Formen und Farben, die es gibt, das ist einfach unglaublich“, schwärmt die Dornbirnerin.
Dabei werden durchaus auch Gemüsesorten, die bei uns noch nicht bekannt sind, angebaut. „Als wir die ersten Pastinaken geerntet haben, hat das Wintergemüse hier noch niemand gekannt. Wir mussten es an unsere Kundschaften verschenken“, erzählt ihr Mann Helmut.

Oftmals sind es auch Kunden, die der Gärtnerin zu neuen Gemüseraritäten verhelfen. Eine gebürtige Afrikanerin bat Gertrud Baumgartner, für sie eine Pflanze aus ihrer Heimat anzupflanzen und brachte ihr gleich Samen dafür mit. Was die Kundin Calaloo nannte, entpuppte sich als Blatt-Amarant und ist mittlerweile aus dem Sortiment des Familienunternehmens nicht mehr wegzudenken. Eine weitere Gemüsespezialität aus „Gertruds Garten“ ist die in Südamerika beheimatete Knolle Yakon: ein Wintergemüse, das man roh oder gekocht verspeisen kann.
„Wenn wir neues Gemüse im Verkauf anbieten, lege ich am Anfang immer ein Rezept dazu, damit die Kunden wissen, was sie daraus machen können“, so Baumgartner. Auch wenn sie selbst aufgehört hat, ihre Erzeugnisse zu zählen, auf ihrer Website ist eine Vielzahl der angebotenen Gemüsesorten aufgelistet: dabei kommt man gut und gerne auf über 120 verschiedene Kulturen, die über das Jahr verteilt angebaut werden.

So viele Pflanzen brauchen naturgemäß viel Platz. Insgesamt rund sechs Hektar umfasst der Hof von Familie Baumgartner, der im Dornbirner Stadtteil Schoren liegt. Rund um das Wohnhaus und das ehemalige Stallgebäude sind Ackerflächen, riesige Folientunnel und moderne Glashäuser angelegt.
Hohe Nachfrage
Als Gertrud Baumgartner im Alter von 21 Jahren den Bauernhof von ihren Eltern übertragen bekam, sah es hier noch ganz anders aus: Einen Gemüsegarten gab es zwar damals schon, aber in weitaus kleinerem Ausmaß. Auf dem Hof lebten einige Hühner in Käfighaltung und auf der Weide standen noch eine Handvoll Kühe. „Meine Mama hat damit begonnen, Produkte vom Hof auf dem Markt zu verkaufen. Ich habe festgestellt, dass Selbstangebautes sehr gut ankommt“, erzählt Baumgartner. So wurde das Gemüsesortiment schrittweise vergrößert. Durch den Generationswechsel auf dem Hof kam es auch zu einer Namensänderung: „D’Henne Winsauer“, das war mein Papa und nicht ich. Da ich noch nicht verheiratet war, habe ich meinen Vornamen verwendet und den Hof kurzerhand Gertruds Garten getauft“, sagt die Landwirtin.
Neue Behausungen für Pflanzen
Kurz nach der Betriebsübernahme lernte sie ihren Helmut kennen. Dieser brachte viel handwerkliches Geschick mit – eine Fertigkeit, die man auf so einem großen Hof gut gebrauchen kann. 1999 errichtete das junge Paar den ersten Folientunnel, im ehemaligen Kuhstall wurde kurz darauf ein Hofladen eröffnet und der bestehende Hühnerstall wurde so umgebaut, dass er Platz für 600 Hühner in Bodenhaltung bot und dem Federvieh Auslauf ins Freie ermöglichte. Der Verkauf von Eiern war über 20 Jahre lang ein wichtiges Standbein der Familie, doch letztes Jahr war damit Schluss.

„Wir haben einfach mit dem Gemüse genug zu tun“, sagen Gertrud und Helmut Baumgartner. Im Laufe der letzten Jahre wurde der Garten immer wieder erweitert und es wurde in neue Anlagen investiert. Erst heuer hat die Familie ein neues Gewächshaus in Betrieb genommen und ein anderes renoviert.
Gesunder Boden
Seit fünf Jahren ist auch Tochter Julia hauptberuflich im elterlichen Betrieb tätig. Die 23-Jährige werkelt wie ihre Eltern gerne in der Erde und konnte ihren grünen Daumen schon beim Anbau neuer Gemüsesorten unter Beweis stellen. Für gutes Gemüse braucht man aber nicht nur einen grünen Daumen, auch ein nährstoffreicher Boden ist eine der Grundvoraussetzungen. Den gibt es nur, wenn er schonend bearbeitet wird. Um die Bodenfruchtbarkeit auch für die nächste Generation zu erhalten, wird in „Gertruds Garten“ eine durchdachte Fruchtfolge eingehalten und mit natürlichen Mitteln gedüngt. Bei der Schädlingsbekämpfung setzen die Landwirte in erster Linie auf Nützlinge, die durch den naturnahen Garten angelockt werden. „Was du selbst isst, willst du nicht chemisch spritzen oder düngen“, betont der 51-jährige Landwirt.
In den vielen Jahren, in denen das Paar als Gemüsebauer tätig ist, hat es gelernt: Erfolgreich gärtnern geht langfristig nur im Einklang mit der Natur und auf diese heißt es sich ständig neu einzustellen. „Jedes Jahr ist anders und man muss ein Gefühl für den eigenen Boden haben. So, wie die Erde aussieht, sich anfühlt und riecht und wie das Gemüse aussieht und schmeckt, so glaube ich, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, sagt Gertrud Baumgartner.
Gertraud Höfle-Peter