Gipfelsturm auf die Gerenspitze

Hertha Glück wandert vom Parkplatz Plankenberg zur Gerenspitze.
Diese blumen- und aussichtsreiche Rundwanderung rund um die Kreuzspitze zur Gerenspitze (1871 m) beginnt mit einer langen Anfahrt, die viele Höhenmeter gewinnen lässt. Somit startet man in einer stattlichen Höhe von 1182 Metern. Der Güterweg bringt den Wanderer zum Einstiegsweg hinter der Hütte. Es ist ein sehr abwechslungsreicher Anstieg bis zur Plansott Alpe, der mehrmals den Güterweg überschreitet. Nicht nur das. Nach jeder Kurve offerieren sich andere Blicke wie über die Lutz hinweg zur Schattenseite des Tals nach Raggal, eine der sechs Gemeinden des Großen Walsertals, die am Fuße des Hohen Fraßens (1979 m) liegt. Dann wiederum talauswärts mit dem Blick auf den Gletscher der Schesaplana (2965 m) hoch übers Brandnertal und den Walgau aufragend. Ein paar Schritte weiter taucht man vollends in den Wald ein, eingeschlossen in sattem Grün. Schon in einer Stunde steht man inmitten der schmucken Alphütten der Plansott Alpe (1558 m), wo man bis zur Zimba (2643 m) und der Brandner Mittagsspitze (2559 m) blicken kann.
Kurzbeschreibung
Besonderes: Der Volksmund nennt das Große Walsertal nicht ohne Grund „ein von Tobeln durchtobeltes Tobel“. Dies wird auf dieser Route sichtbar.
Anforderung und Gehzeit: In guten drei bis dreieinhalb Stunden circa 690 Höhenmeter aufwärts und 690 abwärts.
Wichtig: Viehweidegebiet
Markierungen: gelb-weiß, weiß-rot, weiß
Charakter der Wege: Forst-, Alp- und Wiesenwege
Kultur und Natur: Biosphärenpark Großes Walsertal, Alpe Plansott
Anziehen und Mitnehmen: gutes Schuhwerk, Wetterkleidung, Wanderstöcke empfohlen
Einkehrmöglichkeiten: Gasthaus Falva in Blons, Gassner Alpe als Abstecher
Start und Ende: Plankenberg Parkplatz, gegenüber dem Geroldshus/Feuerwehrhaus in St. Gerold weit hinauffahren. Anfahrt auch mit dem Mountainbike möglich.
Zweigeteilt
Der rechts abgehende Alpweg führt am linken Hang des Rüfitobels auf den Walserkamm, die Gerenspitze versteckt sich allerdings noch. Den Blick dem Walserkamm zugewandt, bewahrheitet sich die Tatsache, dass das Tal geologisch zweigeteilt ist: der nördliche Teil ist von den sanften grünen Flyschbergen des Walserkamms geprägt, der südliche Teil von den wildromantischen, schroffen Gipfeln und Schutthalden der Kalkhochalpen. Eine üppige Flora mit selten schönen Blumen wie Blutwurz, Heckenrosen, Goldklee, Arnika, Spitzbuben und Orchideen säumt den schmalen Hangweg, der etliche Seitentobel mit rauschenden Wildbächen überquert. Vielleicht sitzt sogar irgendwo das sagenhafte Geisterweiblein, wer weiß?

Schon bald entdeckt man die verfallene Schäfisalphütte am Schäfisjoch. Übers Rüfitobel (Rüfi = Erdrutsch) schweift der Blick bis zur Roten Wand (2704 m), der höchsten Erhebung in dieser Gegend. Nun heißt es, den Weg suchen, denn die Pflöcke mit der weiß-rot-weißen Markierung sind weit verstreut. Hilfreich ist der Wegweiser in Richtung Sentumalpe, dort ist die Abzweigung zur Gerenspitze. Es ist ein schöner, leichter Anstieg dorthin, um dann links ab die Zielgerade zur Gerenspitze zu nehmen. Knapp vor dem Gipfelsturm zeigt sich das Gipfelkreuz, unterwegs weitet sich der Blick über den Bregenzerwald und man sieht nur Alphütten, Weidevieh, Bergkämme und Talkerben. Im Rücken verlängert sich der Walserkamm über Mutabellaspitze (1933 m), Löffelspitze (1962 m), Pfrondhorn (1949 m) bis zum Furkajoch. Wenn es ruhig ist, entdeckt man sogar Gämse.
Blumenkunde
Die Arnika, Berg-Wohlverleih, bevorzugt frischen Silikatmagerrasen und Feuchtwiesen, ist düngerfeindlich. Sie wird vom Weidevieh gemieden und gedeiht fast nur noch im Gebirge. Die Herkunft des Namens „Arnica“ ist unklar. Lat. „montanus“ bedeutet auf den Bergen und „Wohlverleih“ wird volksetymologisch auf die Heilwirkung bezogen. Arnika (etwa als Tinktur) wird seit altersher äußerlich bei Wundheilung verwendet. Doch ist bei der innerlichen Anwendung äußerste Vorsicht geboten, da außer den ätherischen Ölen stark giftiges Helenalin (u.a. Herzgift) enthalten ist.
Ein sehr schmaler Pfad überquert den Ausläufer der Kreuzspitze und ab hier wechselt man zum Hölltobel. Ein gut begehbarer Weg im leichten Zickzack durchschneidet die Alpmatten und bringt einen rasch zum Talgrund hinab. Bei Plazgadena (1633 m) könnte man in zwanzig Minuten zur Gassner Alpe abzweigen, wo man hervorragend bewirtet wird, oder doch gleich links zurück zur Plansott Alpe wandern. Beides ist wunderschön und bietet fantastische Ausblicke weit über den Walgau zum Rätikon.

Übers rauschende Wasser drüber führt ein flacher Weg zurr Plansott Alpe. Knieschonender und geruhsamer ist der Güterweg zurück. Natürlich ist eine Waldabkürzung abenteuerlicher. Wie auch immer, beide Optionen bieten wiederum einen innigen Genuss an Natur, an Panorama und Wanderlust.
Geschichtliches und Älpisches
Schon im Hochmittelalter (1050-1150 n.Chr.) erfolgte die Besiedelung des Gebiets durch Bauern aus dem Walgau, dies bezeugen viele rätoromanische Flurnamen. Im 14. Jahrhundert folgte die Ansiedlung von Walsern. Das Streusiedlungsgebiet zwischen St. Gerold und Sonntag wurde früher häufig „Berg Plons“ genannt, im 15. Jahrhundert auch „Pläns“ oder „Plans“.

Mit Auflösung der Herrschaft von St. Gerold wurde Blons 1806 auch selbstständige, politische Gemeinde. Wiederholt war Blons von Lawinenkatastrophen (1497, 1717, 1853) betroffen. Im Jahre 1954 wurden durch Lawinen 29 Häuser, 56 Ställe sowie weitere 30 Gebäude zerstört und dabei 57 Bewohner getötet. Im selben Jahr wurde mit dem Wiederaufbau der Bergbauernhöfe, der Anlage von Güterwegen sowie mit umfangreichen Hangverbauungen und Aufforstungen in den Lawinenabbruchgebieten begonnen.
Bereits die Rätoromanen trieben ihr Vieh während der Sommermonate auf die Alpe, etliche Alpnamen zeugen davon. Die Walser brachten die Dreistufenwirtschaft mit Heimgut, Maisäß und Alpe mit. Dank dieser Wirtschaftsweise wird das Vieh auch heute noch über die Sommermonate auf die Alpen getrieben, wo es gehaltvolles Futter vorfindet. Die so genannte „Alpung“ gewährleistet die Gesundheit der Tiere und garantiert eine bessere Milchqualität.
Sagenhaftes
Das Weiblein lächelt Zu Blons, am linksseitigen Ausgange des Rüfitobels, saß früher ein Geisterweiblein auf einem kleinen Felsen am oberen Straßenrande, lächelte die Vorübergehenden an oder begleitete sie ein Stück Wegs. Das Weiblein tat niemanden etwas zuleide, aber doch war es allen unheimlich.
Quellen: blons.at, alpenregion.at, vorarlberger-walservereinigung.at, Im Sagenwald, Neue Sagen aus Vorarlberg, Richard Beitl, 1953, Nr. 357, S. 204, Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands, Ruprecht Düll/Herfried Kutzelnigg, Quelle&Meyer.
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