Verschlafenes Eck wird zum Leben erweckt

Stadt Hohenems und Projektentwickler stellten Konzept für Villa Rosenthal vor.
Vor drei Jahren haben sich vier Architekten an einen Tisch gesetzt und sich gemeinsam überlegt, wie man das Areal um die alte Rosenthal-Villa in Hohenems städtebaulich entwickeln könnte. Herausgekommen ist ein neues Quartier mit insgesamt sieben neuen Baukörpern, die das zeitgenössische Pendant zum historischen Zentrum am anderen Ende der Markstraße bilden sollen. Bürgermeister Dieter Egger bezeichnet das Projekt als Meilenstein.
Die Dimensionen sind tatsächlich beachtlich: Auf knapp 10.000 Quadratmetern entstehen ein neues Rathaus samt Tiefgarage und Begegnungszone sowie sechs Wohn- und Geschäftsgebäude. Zudem wird die denkmalgeschützte Villa Rosenthal saniert. Der Park hinter der Villa wird der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Die Investitionen für das neue Quartier beziffert Projektentwickler ARGE Schadenbauer – Swiss Town Consult mit mehr als 55 Millionen Euro. Der Anteil der Stadt für das Rathaus, einen Teil der Tiefgarage und den öffentlichen Park beläuft sich laut derzeitigem Stand auf etwa 12 Millionen Euro. Der Rest des Areals gehört einer Investorengruppe. Bauherrin von zwei Wohn- und drei Handelshäusern ist die Villa Rosenthal GmBH, deren Gesellschafter unter anderem die Alpla Privatstiftung und die Collini Privatstiftung sind. Die I3S Immobilien Investment GmbH investiert in zwei Wohn- und Geschäftsgebäude an der Radetzkystraße. Insgesamt wird es 77 Mietwohneinheiten und 31 Einheiten für Handels- und Dienstleistungsnutzung geben.

Neues Rathaus
Kern des Areals wird das neue Hohenemser Rathaus an der Kreuzung Diepoldsauer Straße und Radetzkystraße. Geplant wurde das sechsstöckige Gebäude in Holzhybridbauweise von den Architekten Berktold Weber, die als Sieger aus einem EU-weiten Wettbewerbs hervorgegangen sind. Bürgermeister Egger zeigt sich angetan von dem Entwurf. „Es wird ein Neubau mit großer Strahlkraft für das Quartier, aber auch für die Innenstadt“.
Als historisches Herz des Areals gilt indes die ehemals stattliche, aber nun schon seit vielen Jahren leerstehende Gründerzeitvilla der jüdischen Fabrikantenfamilie Franziska und Iwan Rosenthal. Nach der Sanierung soll das Gebäude vorerst für drei Jahre als Literaturhaus genützt werden. Die angeschlossene Kegelbahn der Villa soll zu einem Gastronomiebetrieb umgebaut werden.

Sportliches Ziel
Erste Baueingaben und -genehmigungen für das Großprojekt sind bereits erfolgt. Bürgermeister Egger und Projektentwickler Markus Schadenbauer gehen von einem Baustart im ersten Halbjahr 2022 aus. Als „sportliches Ziel“ habe man sich für die Fertigstellung Ende 2024 vorgenommen, so Egger.

Kooperativ
Geplant werden die Wohn- und Geschäftshäuser von den Architekten Hermann Kaufmann, Bernardo Bader und Andreas Cucrowicz, die Sanierung der Villa übernimmt Ernst Waibel. Gemeinsam mit den Projektentwicklern sowie beigezogenen Fachplanern haben die genannten Architekten in einem kooperativen Verfahren den Bebauungsplan für das Areal entwickelt. Architektensprecher Hermann Kaufmann zeigte sich erfreut darüber, „dass Hohenems die Entwicklung in den letzten 50, 60 Jahren verschlafen hat“. Nur deshalb habe sich „diese große Chance“ ergeben.

Fakten und Zahlen
Rathausquartier
• Investition: ca. 55 Millionen Euro
• Nutzfläche: 9800 m2
• Projektumfang: sieben Neubaukörper, zwei Tiefgaragen, Sanierung der Villa Iwan und Franziska Rosenthal, 77 Wohnungen,
31 Einheiten für Handels- und Dienstleistungsnutzungen
• Möglicher Baustart:
Halbjahr 2022
• Mögliche Fertigstellung:
Quartal 2024