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Elektroautos: Die Krux mit dem Kabel

18.10.2021 • 20:00 Uhr / 8 Minuten Lesezeit
Bei Electric Ways gibt es Ladekabel, die bis zu zehn Meter lang sind.<span class="copyright">hartinger </span>
Bei Electric Ways gibt es Ladekabel, die bis zu zehn Meter lang sind.hartinger

Vorarlberger Firma Electric Ways vertreibt Ladekabel für E-Autos.

Laut Inhaber Michael Füchsl kommt es, eben doch, auch auf die Länge an.

Was macht Electric Ways?
MICHAEL FÜCHSL: Electric Ways ist ein Hersteller und Händler von jeder erdenklichen Variante von Ladekabeln für Elektroautos. Die Anforderungen in der E-Mobilität ändern sich. Daran haben wir uns orientiert und unser Sortiment entwickelt. Wir führen zum Beispiel Ladekabel in diversen Längen, die über den Standard hinausgehen. Diese vertreiben wir europaweit.

Wie kam es zu dieser Idee?
FÜCHSL: Die Idee ist eigentlich über Nacht entstanden. Mein Vater und ich sind beide ausgebildete Elektrotechniker. Schon seit Beginn der 1990er-Jahre interessierte sich mein Vater für Bereiche wie Elektromobilität und Fotovoltaik. Im Zuge eines Messebesuchs hatten wir die Idee, Ladekabel für Elektroautos zu produzieren. So sind wir dann in den Markt eingestiegen und haben 2017 mit dem operativen Geschäft begonnen.

Electric Ways ist also ein Familienunternehmen?
FÜCHSL: Wenn man so will, ja. Erst war mein Vater federführend und hat die ganze Sache vorangetrieben. In der Startphase war ich in einem Angestelltenverhältnis und habe ihn im digitalen Bereich unterstützt. In Dingen, bei denen er nicht so viel Erfahrung hatte. Im Frühling dieses Jahres habe ich dann das Unternehmen übernommen.

Electric Ways Inhaber Michael Füchsl.<span class="copyright">hartinger</span><span class="copyright"> </span><span class="copyright"></span>
Electric Ways Inhaber Michael Füchsl.hartinger

Der Markt in für E-Mobilität steigt ständig. Wie hat sich das bei Ihnen entwickelt?
FÜCHSL: Anfangs, vor etwa vier Jahren, waren die Zulassungszahlen für reine E-Autos sehr niedrig. Mittlerweile sind die Neuzulassungen in Mitteleuropa, unserem Kernmarkt, bei etwa 20 Prozent. In Skandinavien, speziell in Norwegen sind die Zahlen noch viel höher. Dort liegt die Rate der Anmeldungen bei etwa fünfzig Prozent. 2019 sind wir dann richtig durchgestartet, als viele Automobilhersteller reine Elektroautos auf den Markt gebracht haben. Heute gibt es schon eine breite Palette von Modellen, für jeden Anspruch etwas. Diese Entwicklung ist bis heute sehr erfreulich, natürlich auch für uns.

Wie ist die Entwicklung in Vorarlberg?
FÜCHSL: Letztes Jahr waren die Neuzulassungen auf Rekordniveau. Vorarlberg ist ein absolutes „Vorreiterbundesland“. Das Ländle ist klein, und aufgrund der geografischen Gegebenheiten spielt sich alles in relativ kurzen Distanzen ab. Aus diesem Grund ist hier E-Mobilität die ideale Form der Fortbewegung.

Wie ist es im städtischen Bereich?
FÜCHSL: Grundsätzlich ist ein E-Auto in der Stadt ideal, weil dort die Wege noch kürzer sind. Allerdings sind die Voraussetzungen und Ansprüche für den elektrischen Betrieb eines Fahrzeugs anders. Viele Leute haben keine Garage, also keinen Platz, um ihr Gefährt privat aufladen zu können. Sie sind auf die öffentlichen Ladestationen angewiesen. Dass dieser Umstand zu Problemen führen kann, ist vorprogrammiert. Und, unter anderem an diesem Punkt, haben wir mit Electric Ways angesetzt.

Inwiefern?
FÜCHSL: Viele unserer Kunden schildern dieselbe Situation: Sie wollen zu einer Ladestation, diese ist besetzt. Rundherum wären noch Parkplätze frei, auch an der Säule gibt es verfügbare Ladepunkte. Aber das standardmäßig beim Kauf von E-Autos beigefügte Kabel ist zu kurz. Etwa 3,5 bis 4 Meter. Und bei der Suche nach einer Lösung wenden sich die Leute an uns. Wir haben Stromkabel von fünf, sieben und zehn Metern in unserem Sortiment. Da ist es kein Problem mehr, wenn die Ladesäule weiter weg ist. Man kann die belegten Plätze „überbrücken“. Genauso ist es im privaten Bereich, wenn es die Parksituation nicht anders zulässt und man nicht direkt zur „Wallbox“ (Anm.: Fixe Ladestation an der Hauswand) zufahren kann.

Welche Kabellängen sind denn am meisten gefragt beim Kunden?
FÜCHSL: Fünf und sieben Meter halten sich die Waage, zehn Meter sind meist schon für Spezialanwendungen. Bei einer großen Garage etwa, wenn der Ladepunkt baulich so gesetzt ist, dass es keine andere Möglichkeit gibt.

Gibt es noch längere Ladekabel?
FÜCHSL: Ja. Aber die technische Maximallänge liegt bei etwa 15 Metern. Zu lange Kabel sind unhandlich und schwer. Es ist eher ein Trend zu einem „Zweitkabel“ zu erkennen. Ein kürzeres für zu Hause und ein längeres, starkes Kabel für den Kofferraum, wenn man unterwegs ist.

Wie würden Sie jemanden überzeugen, auf elektrischen Antrieb umzusteigen?
FÜCHSL: Grundsätzlich sollte man, der Wirtschaftlichkeit wegen, den Verbrenner, den man besitzt, weiterfahren. Auf keinen Fall ein neuwertiges Fahrzeug verkaufen, um sich ein Elektroauto anzuschaffen. Man sollte sich fragen, wie oft, wie weit, fahre ich oder brauche ich mein Fahrzeug? Und dann: Wie weit möchte ich kommen, was wäre eigentlich meine Wunschreichweite? Laut Studien klaffen diese beiden Faktoren weit auseinander. Einerseits sind die durchschnittlichen Wege sehr kurz. Andererseits ist für die meisten Kunden das wichtigste Kriterium am E-Fahrzeug die Reichweite. Umfragen sprechen von mindestens 500 Kilometern. Solange für diesen Umstand kein Bewusstsein entsteht, ist die Frage nicht einfach zu beantworten.

Für viele Leute ist die Verfügbarkeit von Lademöglichkeiten abschreckend. Berechtigt?
FÜCHSL: Nicht mehr. Die Infrastruktur ist mittlerweile sehr gut ausgebaut worden. Mit etwas Planung sind auch Urlaubsreisen sehr gut machbar. An vielen Tankstellen gibt es Ladestationen, auch sie haben sich auf die neue Situation eingestellt. Viele der Konzerne sind Kooperationen mit erfahrenen Energieanbietern eingegangen, die im Elektrizitätsbereich viel Know-how haben.

Wo soll der Strom für die Verkehrswende herkommen?
FÜCHSL:Die Umstellung auf E-Mobilität wird nicht von heute auf morgen stattfinden. Die Zahl der Fahrzeuge wird sich erhöhen, und parallel dazu werden die Netze ausgebaut und modernisiert. Rentabel für Nutzer von Elektroautos ist zum Beispiel eine Fotovoltaik-Anlage. Für diese gibt es Förderungen, da lohnt es, sich zu informieren. Wichtig wäre, dass zum Aufladen der Nachtstrom genutzt wird. Wenn im Durchschnitt acht Stunden langsam aufgeladen wird, ist das schonend für das Stromnetz. Vergleichbar etwa mit einem Föhn, der über diese Zeit angesteckt ist. Der Strombedarf für eine Verkehrswende ist heute schon mehr als gedeckt.

Ist die E-Mobilität die Zukunft?
FÜCHSL: Ja. Andere Antriebsformen wie Wasserstoff, Erdgas oder die Brennstoffzelle werden auch ihren Platz finden. Die Infrastruktur für elektrisch betriebene Fahrzeuge ist auf dem Vormarsch, diese wird nicht in zehn Jahren auf einmal obsolet sein. Hier geht es um Milliardeninvestitionen. Auch die Automobilhersteller setzen auf verschiedenste E-Modelle. Auch hier kostet die Entwicklung viel Geld. Die Zeichen stehen auf Strom, der elektrische Antrieb wird die Zukunft sein.