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„Wir sind Herzmuskel der Wirtschaft“

22.10.2021 • 20:07 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Der Sektor Beherbergung und Gastronomie profitierte naturgemäß am meisten vom Tourismus.<br><span class="copyright">Peter atis/Archiv Vorarlberg Tourismus</span>
Der Sektor Beherbergung und Gastronomie profitierte naturgemäß am meisten vom Tourismus.
Peter atis/Archiv Vorarlberg Tourismus

Tourismus trug 2018/19 zu 20 Prozent zur Wertschöpfung des Landes bei.

Tourismuslandesrat Christian Gantner (ÖVP) und Wirtschaftskammer-Spartenobmann Markus Kegele haben gestern einmal mehr auf die Bedeutung des heimischen Tourismus für das Land Vorarlberg hingewiesen. Nachdem sie Anfang Oktober die Ergebnisse einer repräsentativen Online-Umfrage zur Tourismus-Akzeptanz präsentiert hatten, ging es diesmal um die ökonomischen Effekte, die der heimische Tourismus generiert. Laut Gantner und Kegele kann die regionalwirtschaftliche Bedeutung gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Letzterer bezeichnete die Tourismusbetriebe gar als „Herzmuskel der Vorarlberger Wirtschaft“. Untermauert wurde die Botschaft mit den Ergebnissen einer Studie, die die Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung (GAW) im Auftrag der Wirtschaftskammer Vorarlberg erarbeitet hat. Die Erkenntnisse der wissenschaftlichen Untersuchung sollen nun – genauso wie die Online-Umfrage – in die neue Tourismusstrategie 2030 einfließen, die im kommenden Jahr präsentiert wird.

3,8 Milliarden Euro

Die Studie hat durchaus bemerkenswerte Zahlen zutage gefördert. So trug die Vorarlberger Tourismuswirtschaft im Jahr 2018/19 mit einem Bruttoregionalprodukt von rund 3,8 Milliarden Euro (inklusive indirekte und induzierte Effekte) zu etwa 20 Prozent zur Wertschöpfung des Landes bei. 85 Prozent dieses Gesamteffektes, sprich 3,2 Milliarden Euro, fielen direkt in Vorarlberg an. „Das ist ein sehr hoher und guter Wert“, konstatierte Studienleiter Friedrich Schneider bei der Präsentation am Freitag. Üblicherweise sei das Verhältnis 70 zu 30, dem Bundesland Wien blieben gar nur 60 Prozent der Wertschöpfung, so Schneider.

Wer profitiert

Am meisten vom Tourismus profitierte laut der Studie naturgemäß der Sektor Beherbergung und Gastronomie mit einer Bruttowertschöpfung von 1,06 Milliarden Euro und 11.000 Arbeitsplätzen. Positiv betroffen war unter anderem auch der Bereich Verkehr und IT (340 Millionen Euro), zu dem etwa die Seilbahnen oder Software-Unternehmen zählen.
Die Destination Bodensee Vorarlberg, der auch das Rheintal mit den vier Städten Bregenz, Dornbirn, Hohenems und Feldkirch angehört, war mit Abstand die stärkste hinsichtlich Bruttowertschöpfung (944 Millionen Euro). Dies dürfte darauf zurückzuführen sein, dass die Destination sehr stark über den Umweg der indirekten und induzierten Effekte vom gesamten Vorarlberger Nächtigungstourismus profitiert.

„Wir sind ein wesentlicher Sektor für die Vorarlberger Wirtschaft, von dem alle Wirtschaftsbereiche profitieren. “

Markus Kegele, WKV-Spartenobmann

1.0000 Arbeitsplätze

Insgesamt schuf der Vorarlberger Tourismus 31.000 Arbeitsplätze, rund 26.500 davon im Land. In Form von Steuern und Abgaben sowie Sozialversicherungsbeiträgen seien dadurch rund 1,5 Milliarden Euro an die öffentliche Hand geflossen, so Studienautor Friedrich Schneider. Dass nur zehn Prozent davon im Rahmen des Finanzausgleichs wieder ins Land zurückfließen würden, sei ärgerlich, ließ der Volkswirt in einer Randbemerkung wissen.
Gantner sah sich durch die Studienergebnisse in den Bemühungen des Landes bestärkt, Tourismusbetriebe in der Pandemie zu unterstützen. „Wenn einem so starken Wirtschaftszweig wie dem Tourismus die Grundlage zum Arbeiten entzogen wird, hat dies negative Auswirkungen auch auf fast alle anderen Wirtschaftssektoren.“ Von den Rückgängen durch die Coronapandemie waren Gastronomie und Beherbergung am stärksten betroffen, in diesem Sektor fiel 670 Millionen Euro weniger Bruttowertschöpfung an. „Bei Fehlen des Tourismus als wesentlichem Sektor gehen der Volkswirtschaft innerhalb eines Tourismusjahres 2,1 Milliarden Euro, 850 Millionen Euro an Steuern und Abgaben sowie etwa 17.000 Arbeitsplätze verloren“, so Kegele.