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Abwehrkräfte mit Landluft stärken

24.10.2021 • 16:05 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Landwirt Karl Lingenhel, die Workshopteilnehmerinnen Laura Spieß und Corina Flatz sowie Hans Concin (v.l.n.r). <span class="copyright">Paulitsch</span>
Landwirt Karl Lingenhel, die Workshopteilnehmerinnen Laura Spieß und Corina Flatz sowie Hans Concin (v.l.n.r). Paulitsch

Schwangere verbringen einen Tag auf dem Bauernhof.

Ein neues Projekt haben die Verantwortlichen des Arbeitskreis für Vorsorge und Sozialmedizin (aks), der Landwirtschaftskammer Vorarl­berg und des Ländlichen Fortbildungsinstituts (LFI) gestartet. „Bauernhof-Effekt“ nennt sich dieses und richtet sich an werdende Eltern. Diese verbringen einen Tag in einem landwirtschaftlichen Betrieb und werden dort einerseits über das Thema Gesundheitsförderung in der Schwangerschaft informiert. Andererseits soll sich der Aufenthalt auf dem Bauernhof positiv auf die Entwicklung des Säuglings auswirken. Derzeit beteiligen sich zwei heimische Betriebe an dem Projekt: der Bio­hof Lingenhel in Doren und der Hummelhof in Bürserberg. Der erste Workshop ist bereits in der vergangenen Woche in Doren über die Bühne gegangen. Drei weitere Termine stehen noch bevor (siehe Factbox).

Am 14. Oktober ging der erste Workshop am Biohof Lingenhel in Doren über die Bühne. <span class="copyright">Landwirtschaftskammer Vorarlberg</span>
Am 14. Oktober ging der erste Workshop am Biohof Lingenhel in Doren über die Bühne. Landwirtschaftskammer Vorarlberg

Initiator des Projekts ist der Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe und ehemalige Primar Hans Concin, der zudem Vizepräsident im aks ist. „Allergien bei Kindern haben stark zugenommen“, berichtete er am Freitag im Rahmen einer Pressekonferenz in Doren. Die sogenannte Hygienehypothese macht dafür nach Angaben des Experten die zunehmend hygienischeren Lebensverhältnisse der Menschen verantwortlich. „Das Immunsystem will jedoch beschäftigt werden“, meinte Concin. Geschehe dies nicht, könne es zu Autoimmunerkrankungen kommen. Durch den „Bauernhof-Effekt“ soll dem entgegen gewirkt werden. Denn gerade im Stall aber auch in dessen Umkreis gebe es eine Vielfalt an ungefährlichen Bakterien, die das Immunsystem fördern und damit stärken. Entscheidend sei jedoch, dass es dort Wiederkäuer und Heu gebe.

Nur positive Erfahrungen haben die beiden Kursteilnehmerinnen Laura Spieß und Corina Flatz beim Workshop gemacht. <span class="copyright">Paulitsch</span>
Nur positive Erfahrungen haben die beiden Kursteilnehmerinnen Laura Spieß und Corina Flatz beim Workshop gemacht. Paulitsch

Dies zeigten auch mehrere völlig voneinander unabhängige wissenschaftliche Studien, erklärte der aks-Vizepräsident. Demnach bringt es große gesundheitliche Vorteile, wenn Schwangerschaften auf dem Bauernhof ausgetragen werden oder Säuglinge und Kinder dort aufwachsen. Konkret seien das weniger Allergien, Unverträglichkeiten, Hautkrankheiten und Asthma. Dies möchte man sich nun bei dem Projekt zunutze machen. Schon der eintägige Aufenthalt auf dem Hof während des Workshops könne etwas bewirken, meinte Concin. Allerdings müsse das Ganze auch wiederholt werden. Angebote dazu gebe es genügend – vom Urlaub auf dem Bauernhof bis hin zu regelmäßigen Besuchen im Hofladen.

Tolle Entwicklung

Landesbäuerin und Landwirtschaftskammer-Vizepräsidentin Andrea Schwarzmann zeigte sich erfreut über die Zusammenarbeit mit dem aks: „Die Verknüpfung von Gesundheit und landwirtschaftlichen Betrieben ist eine tolle Entwicklung.“ Es sei erfreulich, dass nicht nur die bäuerlichen Produkte positive Auswirkungen auf die Gesundheit hätten, sondern die Höfe selbst. Dazu passe auch das Programm „Green Care – wo Menschen aufblühen“, bei dem sich landwirtschaftliche Betriebe auf das Gesundheitsthema spezialisieren.

Weitere Termine (jeweils von 9 bis 17 Uhr):

28. Oktober: Hummelhof, Bürserberg

7. April: Biohof Lingenhel, Doren

21. April: Hummelhof, Bürserberg

Kosten: 95 Euro (inklusive Verpflegung)

Anmeldung über das LFI Vorarlberg (Telefon: 05574/400-191; Email: lfi@lk-vbg.at) oder über den aks Vorarlberg (Telefon: 0664/802 83 753).

In den ersten vier Workshops zum „Bauernhof-Effekt“ sollen Erfahrungen gesammelt werden. Die aks-Verantwortlichen hoffen, dass eine Finanzierung für die Initiative auf die Beine gestellt werden kann, um diese dann weiter zu führen. Corina Flatz und Laura Spieß, die beim Premierenworkshop teilgenommen haben, waren jedenfalls begeistert vom Tag auf dem Bauernhof. Einerseits sei es ein sehr harmonischer und informativer Workshop gewesen. Andererseits habe man auch viel über die Arbeit und das Leben auf dem Bauernhof erfahren, waren sie sich einig.