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Engagement, Respekt und Begeisterung

27.10.2021 • 20:13 Uhr / 7 Minuten Lesezeit
Walter Weber, Sportlicher Leiter des Hypo-Mehrkampfmeetings, und Helene Pflüger, Präsidentin des Vorarlberger Leichtathletikverbands beim Event im Götzner Junker-Jonas-Schlössle. Vor ihnen steht am Tisch das Meeting-Sujet des kommenden Jahres. <span class="copyright">Jochen Dedeleit</span>
Walter Weber, Sportlicher Leiter des Hypo-Mehrkampfmeetings, und Helene Pflüger, Präsidentin des Vorarlberger Leichtathletikverbands beim Event im Götzner Junker-Jonas-Schlössle. Vor ihnen steht am Tisch das Meeting-Sujet des kommenden Jahres. Jochen Dedeleit

Auch die Gastfreundschaft ist es, was das Götzner Mehrkampfmeeting ausmacht.

OK-Chefin Alexandra Giesinger und Walter Weber werden im November beim Kongress des Schwedischen Leichtathletikverbands in der Nähe von Stockholm in ihrem Element sein. Vor allem der Sportliche Leiter des Hypo-Mehrkampfmeetings hat die gleichermaßen ehrenvolle wie für ihn einfache Aufgabe, in dem Vortrag zu erklären, warum das jährliche Stelldichein der stärksten Siebenkämpferinnen und Zehnkämpfer in Götzis das beste Meeting weltweit ist – und dies seit Jahrzehnten. Wenn dem Feldkircher irgendwann die Gründe auszugehen drohen, kann er ja zum Beispiel bei der früheren schwedischen Ausnahmeathletin Carolina Klüft nachfragen, die sich fünf Mal in Götzis in die Siegerliste eintragen konnte und ebenfalls als Rednerin vorgesehen ist.

Oder das Duo aus Götzis nimmt einfach die eben erschienene Lektüre über das Meeting im Möslestadion zur Hand und trägt die 46 Gründe, die zur Erfolgsgeschichte beigetragen haben, vor. Diese Lektüre wurde nun bei einem Event des OK-Teams im Jonas-Schlössle verteilt und VFL-Präsident sowie VLV-Vorstandsmitglied Michael Riedmann weiß in seinem Vorwort, dass „Engagement, Begeisterung, Respekt und Gastfreundschaft Attribute sind, die die ehrenamtliche Organisation in ihrem ehrgeizigen Tun motiviert“.

Ehrungen

Unter Punkt 19 der Lektüre sind 168 Ehrungen vermerkt, die für eine 20- bis 45-jährige Mitarbeit vorgenommen wurden. Alexandra Giesinger leitete den Abend vor etlichen geladenen Gästen denn auch mit den Worten, was eigentlich das Meeting ausmache, ein und nannte den Tipp, sich von den 46 Gründen inspirieren zu lassen und diese weiterzuerzählen, denn: „Wir brauchen hin und wieder den ein oder anderen Partner.“

Vielleicht schon für die 47. Auflage im kommenden Jahr, das sich freilich bereits in Planung befinde und für das man nicht nur in Götzis hofft, wieder die Zuschauerränge in gewohntem Maße füllen zu können. Denn unter Punkt neun steht geschrieben: Vier Wochen nach einem Meeting sind die Hälfte aller Sitzplätze schon wieder von den Stammgästen etlicher Nationen gebucht.
Stammgast ist das Meeting selbst bei der European-Athletics-Convention, an der alljährlich Delegierte aller European-Athletics-Mitgliedsverbände ebenso teilnehmen wie Gäste von World Athletics, allen voran Präsident Sebastian Coe und Vertreter der wichtigsten Meetings des Kontinents (wie eben dem Hypomeeting Götzis).

Insgesamt zehn Workshops und ein Member-Federations-Leaders-Forum beinhaltete die Convention, bei der die Weltrangliste nicht nur ein Mal bestimmendes Thema war.

Punktevergabe

„Die Weltrangliste nicht so daneben wie befürchtet“, meinte Walter Weber im NEUE-Gespräch mit einem Augenzwinkern, jedoch kann der Feldkircher über einige Punkte des Bonuspunktesystems nur den Kopf schütteln. Trotz einiger kritischer Stimmen werden World Athletics und European Athletics an ihrem Weg festhalten und versuchen, das World Ranking als zentrales Element der Leichtathletik zu etablieren. Alle Mitgliedsverbände, so auch der ÖLV, sind daher gefordert, ihren Athleten die besten Qualifikationsmöglichkeiten zu bieten. Und spätestens da verdreht Weber die Augen.

Der ÖLV hat – wie er auf seiner Homepage verkündet – mit dem „Beitritt zu Balkan Athletics im Herbst 2019, der Etablierung der Rückenwind-Garantie (!) bei den Staatsmeisterschaften, der flexiblen Termingestaltung der Staatsmeisterschaftsbewerbe und dem Engagement von Pacemakern im Laufbereich reagiert“.

Walter Weber stößt sich vor allem an der Punktevergabe, die am Ende eines jeden Jahres den besten Leichtathleten beziehungsweise die beste Leichtathletin kürt. „Unser Seriensieger und Olympiasieger Damian Warner müsste 9400 Punkte machen, um zum Beispiel einem Diskuswerfer Paroli bieten zu können. Das kann es ja wohl nicht sein.“ Für den Sportlichen Leiter ist es paradox, „dass wir in unserer Disziplin, in der wir sowieso schon mit Punkten rechnen, noch einmal mit einer Punkteumrechnung leben müssen. Wie sagte schon der schwedische König Gustav V. zu Zehnkampf-Olympiasieger Jim Thorpe an den Olympischen Spielen 1912 in Stockholm? Mein Herr, Sie sind der größte Athlet der Welt“. Weber zur Seite springt da die Präsidentin des Vorarlberger Leichtathletikverbands, Helene Pflüger, die an besagtem Abend ebenfalls etwas zu feiern hatte.
Zusagen für 2022. Der VLV wurde vom Land Vorarlberg unlängst als „Leistungszentrum mit internationaler Ausrichtung“ (und somit in der Top-Kategorie) eingestuft, „wir hoffen damit, dass die bisherige Unterstützung zumindest beibehalten wird. In Zeiten wie diesen ist allein schon dies keine Selbstverständlichkeit“, weiß Pflüger, die wie Vorarlberger Leichtathletikfans und Medien darauf hofft, „wieder einmal einen Elite-Athleten oder eine -Athletin in die internationale Klasse zu bringen“. Freilich am liebsten im Mehrkampf.
2022 soll es auf jeden Fall wieder ein Hypomeeting mit österreichischer, wenn nicht gar Vorarlberger Beteiligung geben. Denn Walter Weber hat – Stand Oktober – schon einmal die Zusage der Siebenkämpferinnen Ivona Dadic und Sarah Lagger. Und auch der Zehnkampf soll eine rot-weiß-rote Bereicherung erfahren: „Wir wollen einem der drei führenden österreichischen Zehnkämpfern einen Startplatz anbieten und haben den ÖLV nach deren Kriterien befragt“, so Weber. Infrage kommen Leo Lasch von der Zehnkampf Union (7288 Punkte/Trainer Georg Werthner), Jan Mitsche (7115/DSG Wien) – und Lokalmatador Daniel Bertschler von der Raiffeisen TS Gisingen (7193/Trainer Mike Sgarz). Letztgenannter wäre natürlich der Wunsch der hiesigen Fangemeinde und von Helene Pflüger, die aber auch noch an eine Isabel Posch (TS Lustenau) denkt.

Ausdauer

Vom Nachwuchs noch zu einem Athleten eines gestandenen Semesters: Arno Ritter vom Veranstaltungsmanagement des Hypomeetings stellte vor Kurzem seine Ausdauer auf einem anderen, ihm ebenfalls beliebten Sektor unter Beweis. Der 57-Jährige lief mit knapp 25.000 weiteren Teilnehmern den Marathon in Berlin in 2:45,48 Stunden und belegte mit dieser Leistung knapp über seiner Bestzeit in der Altersklasse 55 den hervorragenden zweiten Platz (Gesamt 390.). Vielleicht eines der besten Beispiele des Götzner OK-Teams, das sich Ausdauer auszählt. Beim 3-Länder-Marathon heuer hätte Ritter mit dieser Zeit den 15. Rang belegt – in der Gesamtwertung. Die AK 55 hätte er mit knapp einer halben Stunde Vorsprung gewonnen.

Von Jochen Dedeleit