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Zahnlose Tiger und der König der Löwen

08.06.2022 • 20:15 Uhr / 9 Minuten Lesezeit
<span class="copyright">Symbolbild/Paulitsch</span>
Symbolbild/Paulitsch

Tierische Vergleiche zogen sich durch die Aktuelle Stunde im Landtag. Das Thema war jedoch ein durchaus ernstes.

Die Vorgänge rund um den Wirtschaftsbund und die ÖVP sollten in einem Untersuchungsausschuss unter die Lupe genommen werden. Darüber waren sich am Mittwoch in der Aktuellen Stunde alle Landtagsfraktionen einig. Wann dies geschehen soll, sorgte jedoch für Diskussionen zwischen Regierungsparteien und Opposition. FPÖ, SPÖ und Neos wollen einen U-Ausschuss erst dann beantragen, wenn die Regelungen dafür geändert worden sind. ÖVP und Grüne sehen dagegen keinen Grund dafür, dass die Opposition weiter abwartet.

Von der SPÖ nominiert

Diskutiert wurde über den Wirtschaftsbund und die Volkspartei auf Anregung der Sozialdemokraten. Sie hatten die Aktuelle Stunde unter das Motto „Den ÖVP-Skandal endlich aufklären“ gestellt. Die SPÖ-Abgeordnete Manuela Auer begründete die Wahl damit, dass zwar seit Monaten über das Thema diskutiert und die ÖVP immer wieder die Bedeutung lückenloser Aufklärung betone. Schlussendlich passiere aber nichts. Anfragen an Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) und Landesrat Daniel Zadra (Grüne) zum Handy und zum Tablet des Regierungschefs hätten zuletzt mehr Fragen aufgeworfen als Antworten geliefert.

All dies schreie nach einem U-Ausschuss, meinte Auer. Allerdings sei dieser derzeit noch ein zahnloser Tiger. Darum brauche es eine Gesetzesreform, um die Regelungen zu verbessern. Schon nach dem ersten U-Ausschuss des Landtags im Jahr 2017 zur Landes-Hypo hatte die Opposition Nachschärfungen gefordert. In einem gemeinsamen Antrag machen sich FPÖ, SPÖ und Neos nun daher für eine Reform stark (siehe unten). Auer meinte zudem, die Opposition brauche keine Zurufe der Grünen zur Einberufung eines U-Ausschusses.

Nicht handlungsfähig

FPÖ-Klubobmann Christof Bitschi sah die Sache ähnlich wie seine Vorrednerin. Es sei klar, dass sich ÖVP und Grüne möglichst rasch einen U-Ausschuss wünschen würden. Schließlich wüssten sie genau, dass es sich um ein zahnloses Instrument handle. Es gehe jedoch darum, die Machenschaften der ÖVP endlich ans Tageslicht zu bringen. Zudem erneuerte Bitschi den Vorwurf, dass die Landesregierung angesichts der Causa nicht handlungsfähig sei. Dies zeige sich auch darin, dass es immer noch keine Maßnahmen im Kampf gegen die Teuerung gebe.

Antrag der Opposition wird im Juli diskutiert

Bereits im Vorfeld des Juli-Landtags wird der gemeinsame Antrag der Oppositionsparteien zu einer Reform der U-Ausschüsse im zuständigen Ausschuss diskutiert werden. Am Dienstag hatten FPÖ, SPÖ und Neos den Antrag in einer Aussendung vorgestellt (die NEUE berichtete). Schon in der gestrigen Landtagssitzung wurde dieser dann dem zuständigen Ausschuss zugewiesen. Möglich wurde dies durch einen Geschäftsordnungsantrag. In diesem forderte die stellvertretende SPÖ-Klubobfrau, den Antrag auf die Tagesordnung zu nehmen. Diesem Begehren stimmten alle Abgeordneten zu.

Die Opposition fordert die Landesregierung auf, bis September eine Regierungsvorlage zu erstellen, welche Änderungen der Geschäftsordnung des Landtags sowie der Landesverfassung vorsieht, um die U-Ausschüsses zu reformieren. Unter anderem soll eingeführt werden, dass diese auch von mehreren Fraktionen gemeinsam beantragt werden können. Weiters sollen geladene Auskunftspersonen auch zwingend vor dem Ausschuss erscheinen müssen. Ebenso sollen die Sitzungen öffentlich sein und per Live-Stream übertragen werden. Die Verbesserungsvorschläge waren schon nach dem Hypo-U-Ausschuss aufgezeigt worden.

Kritik setzte es von Bitschi für Wallners Auftritt im ÖVP-U-Ausschuss des Nationalrats. Es sei eine „relativ peinliche Performance“ gewesen. Sauer stieß dem Freiheitlichen vor allem auf, dass Wallner bei der Befragung unter Wahrheitspflicht gesagt habe, er habe keine Erinnerung, ob er für Inserate geworben habe. Nach der Befragung habe er dann – ohne Wahrheitspflicht – gegenüber Medien verneint, dass er um Inserate geworben habe.
Neos-Klubobfrau Sabine Scheffknecht bemängelte wie schon Manuela Auer die Anfragebeantwortungen zu den elektronischen Geräten des Landeshauptmanns. Bei diesen gebe es „große Diskrepanzen“ und offene Fragen. Sie verstehe daher die Rufe nach einem U-Ausschuss. Allerdings müsse ein solcher eben auch für Aufklärung sorgen können. Das sei bei den derzeitigen Voraussetzungen nicht der Fall.

Aktuelle Rechtslage

Kein Verständnis für das Zögern von FPÖ, SPÖ und Neos hatte Grünen-Klubobfrau Eva Hammerer. Der Ball liege bei der Opposition, sagte sie. Es gebe genug Anhaltspunkte und zu untersuchende Fragen für einen U-Ausschuss im Land. Die aktuelle Rechtslage sei zudem sehr wohl tauglich, um für Aufklärung zu sorgen. Denn auch ein Tiger mit wenigen Zähnen habe Hunger und gehe auf die Jagd.

“Blutrünstige Opposition”

Deutlich schärfer fiel die Antwort von ÖVP-Klubobmann Roland Frühstück an die Opposition aus. Diese agiere unter der Gürtelline. „Seit Monaten – und heute wieder – ‚scheffknechtet, bitscht und auert‘ eine blutrünstige Opposition Landeshauptmann Wallner“, ärgerte sich der Klubobmann. Die Wahl des Themas für die Aktuelle Stunde wertete er als „reine Provokation“, die Vorverurteilungen seien unerträglich. Die Landespolitik sei nicht aufgrund der Regierungsparteien gelähmt, sondern durch die Vorgehensweise der Opposition.

In Sachen U-Ausschuss meinte Frühstück, dass jener zur Hypo zu 90 Prozent aufgrund des Untersuchungsgegenstands zum Rohrkrepierer geworden sei. Auch eine Reform der Regelungen werde nichts daran ändern, dass weder das Steuerverfahren noch die Inseratengeschäfte des Wirtschaftsbundes Untersuchungsgegenstände sein können. Denn diese fielen einfach nicht in die Zuständigkeit des Landtages.

Abstoßende Hyänen

Der ÖVP-Klubobmann beendete seine Rede schließlich mit einem weiteren Seitenhieb auf die Opposition. Mit seinen – damals noch kleinen – Kindern habe er früher sehr oft den Disney-Film „Der König der Löwen“ gesehen: „Am wenigsten sympathisch war mir übrigens nicht Scar, sondern die vielen abstoßenden Hyänen haben mir Angst gemacht.“

Komplizierte Verfahren

Deutlich zurückhaltender gab sich Landeshauptmann Wallner in seiner Wortmeldung. Es gebe in der Causa eigentlich nichts Neues mehr zu sagen. Die Vorwürfe gegen ihn entbehrten jeglicher Grundlage und seien „eine glatte Lüge“. Er verstehe auch nicht, warum ein Zusammenhang zwischen Inseratenschaltungen und Widmungsverfahren hergestellt werde. Letzere seien sehr kompliziert und langwierig. Mit der Schaltung eines Inserates könne man diese sicher nicht beeinflussen, betonte Wallner.

landtags-Splitter

Noch mehr Tierisches. Schon in der Aktuellen Stunde ging es tierisch zu. Schließlich drehte sich die Debatte unter anderem um zahnlose Tiger, den König der Löwen und abstoßende Hyänen. Grünen-Klubobfrau Eva Hammerer meinte bei der Debatte über mehr Transparenz bei den Fraktionsförderungen in den Gemeinden, dass es Zeit zu handeln sei. „Ich habe heute schon einmal betont, wie wichtig es, dass wir hier nicht nur gackern, sondern auch Eier legen“, brachte sie es auf den Punkt.

Nicht der Bruder. Einen kleinen Fauxpas leistete sich ÖVP-Klubobmann Roland Frühstück. Er bezeichnete in seiner Rede Scar aus dem Disney-Film „Der König der Löwen“ als bösen Bruder von Simba. Wie ein Zuhörer im Landtagsbuffet später feststellte, handelt es sich bei Scar nicht um den Bruder von Simba, sondern dessen Onkel.

Ungünstiger Titel. Mit dem Titel eines Antrags haben die Sozialdemokraten teilweise für Erheiterung und Verwirrung bei den Vertretern der anderen Fraktionen gesorgt. Man könne den Antrag durchaus falsch verstehen, wenn man nur den Titel lese, meinte etwa Daniel Allgäuer (FPÖ). Erst wenn man dann den weiteren Text anschaue, werde klar, worum es den Sozialdemokraten gehe. Auch Christina Metzler (ÖVP) nannte den Titel „ein wenig ungüstig gewählt“. Die Überschrift, um die es ging, lautete: „Den beschlossenen ‚Klimanotstand‘ endlich umsetzen“.