Im Schwung von Adam Laloum

Schubertiade: Laloum begeisterte in Schwarzenberg mit Klaviersonaten.
Am Freitagnachmittag gab der französische Pianist Adam Laloum sein Debüt mit den drei letzten Klaviersonaten von Schubert, am Abend begeisterten Bariton Konstantin Krimmel und sein Klavierpartner Daniel Heide mit einer tief berührenden Interpretation der „Winterreise“.
Licht und Schatten
Zwei Stunden reine Musikzeit füllen die „himmlischen Längen“ der letzten Klaviersonaten in c-Moll D 958, A-Dur D 959 und B-Dur D 960. Schon allein für die Konzentration an diesem schwül-gewittrigen Nachmittag sei dem 35-jährigen Franzosen gedankt! Sein Schubert-Spiel ist reich an Licht und Schatten, Hell-Dunkel-Kontrasten, Beleuchtungswechseln und Anschlagskultur, es hat übersprudelnden Schwung und schön ausbalancierte Empfindsamkeit. Wunderbar schlicht etwa fließt der oberstimmenreiche choralartige langsame Satz in der c-Moll-Sonate, immer mehr wird er verdichtet, weicht dem sanften Schwung im Menuett, bevor sich der Pianist dem gemäßigten Galopp des Finalsatzes hingibt.

In der A-Dur-Sonate spannt der bereits vielfach ausgezeichnete Pianist große Bögen. Den aufwühlenden langsamen Satz geht er fließend an, von den Erschütterungen des Mittelteils ist noch kaum etwas zu ahnen, umso stärker wirken diese dann, auch wenn Adam Laloum sie recht freundlich präsentiert. Im Scherzo werden Silberglöckchen angetupft, im Finale lässt der Pianist einen breiten Fluss mit zahlreichen interessanten Schauplätzen in Form von spannenden Modulationen und fein differenzierter Dynamik entstehen.
Geheimnisvoll
Schließlich die letzte Sonate in B-Dur, die so heiter zu lächeln scheint und doch mit einem grollenden Triller in tiefer Lage grundiert wird: Laloum gestaltet den ersten Satz sehr abgerundet und ausgewogen und doch vielgestaltig geheimnisvoll.
Großen Tiefgang entwickelt er im Andante sostenuto mit seinen zahlreichen Registerwechseln, der weit ausschwingenden Baritonmelodie und dem hell versöhnlichen Abschnitt, der nach Frühling klingt. Adam Laloum fügt sich als sensibler Interpret in die Reihen der Schubertiadefamilie ein.
Mitreißend
Das erfahrene Publikum im Angelika-Kauffmann-Saal mit dem ersten Aufbruch bis zum ganz zurückgenommenen Abschluss mit Schuberts „Winterreise“ fesseln zu können, gelingt nicht vielen Liedduos. Der junge deutsche Bariton Konstantin Krimmel und wiederum Daniel Heide am Flügel aber beschenkten es mit einer Sternstunde, in der man sich an vielen Details der Wort- und Vokalgestaltung ebenso erfreuen konnte wie an dem großen Ganzen, das die beiden Künstler zu einer vielgestaltigen Einheit verschmelzen ließ.
Zärtlich ist der Abschied, den dieser Wanderer von seiner Liebsten im ersten Lied nimmt, bevor er sich durch Eis und Schnee, Sturm und Erschöpfung kämpft. Krimmels Farbpalette ist riesig, sei es im Ausdruck von trügerischer Hoffnung und Erinnerung („Frühlingstraum“), sei es in Aufbegehren und Verzicht.
Textdeutlich und intensiv (mit einem Aussetzer im „Wegweiser“) zieht er gemeinsam mit Daniel Heides ebenso facettenreicher Deutung des Klavierparts hinein in Schuberts abweisende Winterwelt. Am 16. Juli werden sie in Hohenems zusammen mit der Sopranistin Louise Alder und dem Tenor Martin Mitterrutzner die unbekannteren Opernseiten von Schubert beleuchten.
Infos: www.schubertiade.at
Von Katharina von Glasenapp
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