Start-up war kein Glück beschert

Nach Innovationspreis im Jahr 2019 steht nun die Insolvenz bevor.
Die Längle Group in Klaus wird für ihr 2015 gegründetes Tochterunternehmen TransApp Technologies GmbH in den nächsten Tagen den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens stellen. Darüber informierten Längle Group-Eigentümer Dietmar Längle und Längle Group-Geschäftsführerin Andrea Längle im wpa-Gespräch.
Das interne Startup-Unternehmen TransApp mit offiziell einem Mitarbeiter – aber dem Know-how der gesamten Längle Group – ist wie berichtet auf die Entwicklung und Herstellung von Pulverbeschichtungsanlagen spezialisiert, die das Pulver ohne die sonst übliche Pulverpistole auf einem Werkstück applizieren. Diese Anlagen arbeiten insbesondere mit der elektrostatischen Aufladung der Werkstücke, was die Menge des notwendigen Pulvers reduziert, da kaum Verlust anfällt.
Innvationspreis
TransApp hat zu diesem Zweck auf ein exklusives Nutzungsrecht für ein Patent des Fraunhofer Instituts zurückgegriffen. Die Entwicklung wurde mit Geldern aus dem Forschungsförderungsfonds (FFG) unterstützt. Die Längle Group selbst hat nach eigenen Angaben mehrere 100.000 Euro in das Projekt investiert, ein Labor aufgebaut und mit externen Unternehmen zusammengearbeitet. Zudem wurden dem Tochterunternehmen Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt. Im Jahr 2019 erhielt TransApp den Vorarlberger Innovationspreis.
Knapp selbst getragen
Bei dem Familienunternehmen begründet man den anstehenden Insolvenzantrag damit, dass TransApp ein „wirtschaftliches Corona-Opfer“ sei. „Es ist uns trotz aller technischer Schwierigkeiten hinsichtlich der Beherrschbarkeit der elektrostatischen Aufladung gelungen, mehrere gut funktionierende, kleine Anlagen zu verkaufen. Deshalb hat sich das kleine Unternehmen über die Jahre immer knapp aber doch selbst getragen“, so Dietmar und Andrea Längle.
Planungsunsicherheit
Im Frühjahr 2020 sei TransApp dann vor der Vertragsunterzeichnung mit einem wichtigen Kunden in Italien gestanden, der die Anlagen im großen Stil einsetzen wollte. „Unmittelbar nach Beginn der Corona-Maßnahmen hat der Kunde jedoch leider das gesamte Projekt ersatzlos gestrichen.“ Die damalige Planungsunsicherheit sei aber auch für die Längle Group zu groß gewesen. Man hätte erneut Geld in das Startup-Unternehmen investieren müssen, um neue Kunden zu akquirieren und die Anlagen weiterzuentwickeln. Deshalb sei man jetzt nach weiteren zwei Jahren von dem Patent-Vertrag mit dem Fraunhofer Institut zurückgetreten.
Eigener Aufwand
In dem Insolvenzverfahren wird es nach Angaben der Längle Group nur einen Gläubiger geben, nämlich den Forschungsförderungsfonds. Hierbei gehe es um etwas mehr als 100.000 Euro. Auf dem eigenen finanziellen und zeitlichen Aufwand bleibt die Längle Group sitzen. „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Dieses Projekt ist leider nichts geworden“, so Andrea Längle. An der TransApp GmbH hält die Längle Group 90 Prozent der Anteile, zehn Prozent entfallen auf TransApp-Geschäftsführer Matthias Burtscher.
Bis 1856 zurück
Die Längle Group besteht aus der Längle GmbH und der Längle Pulverbeschichtung GmbH. Insgesamt werden rund 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Die Wurzeln des Familienunternehmens reichen in das Jahr 1856 zurück.
Günther Bitschnau/wpa