Die besten Poeten auf der Bühne

Interview. Am Donnerstag starten die österreichischen Poetry-Slam-Meisterschaften in Dornbirn. Der zweifache Vorarlberg-Poetry-Slam-Meister Ivica Mijajlovic spricht über die Lust am Vortragen.
Von 15. bis 17. September finden im Dornbirner Spielboden die Ö-Slam-Meisterschaften nach über zehn Jahren erstmals wieder in Vorarlberg statt. Was ist das Besondere daran?
Ivica Mijajlovic: Bei den österreichischen Poetry-Slam-Meisterschaften treffen wirklich die besten der besten Poeten aufeinander. Aus jedem Bundesland ist der lokale Meister oder die lokale Meisterin vertreten, außerdem werden in einem relativ komplizierten Auswahlverfahren weitere Poeten nominiert. Ich muss sagen, es ist eine Ehre, wenn man hier auf der Bühne dabei sein darf. Dieses Gefühl hatte ich zumindest, als ich vor einigen Jahren das erste Mal an einem Ö-Slam teilnehmen durfte. Unser Team, bestehend aus Ines Strohmeier, Marvin Suckut, Samuel Rhomberg, Luna Levay und mir, war nach dieser langen Zeit sehr motiviert, den Slam endlich wieder ins Ländle zu holen.
Wie groß ist die Konkurrenz untereinander, und wie wichtig ist hier der Sieg?
Mijajlovic: Natürlich, jeder will hier gewinnen. Das olympische Ideal „Dabei sein ist alles“ gilt hier nur bedingt. Der Anspruch an sich selber ist sicher nochmals höher als bei einem normalen Slam. Aber bei der anschließenden Party und während der ganzen Zeit ist die Kollegialität sehr groß. Die Szene ist ja auch überschaubar. Jeder kennt jeden, es ist wie ein großes Klassentreffen. Wir feiern und jubeln gemeinsam, und das finde ich sehr sympathisch. Auf der anderen Seite ist klar: Der Siegerin oder dem Sieger stehen viele Möglichkeiten offen. Er oder sie wird zu den renommierten Slams eingeladen und bekommt dort entsprechend Gage. Das kann deine Poetry-Slam-Karriere definitiv weiterbringen.
Was macht für dich das Genre Poetry Slam so spannend?
Mijajlovic: Jeder Abend ist anders und unberechenbar. An einem Abend reißt du mit deinem Text die Hütte ab, am anderen Abend wirst du mit dem gleichen Text Letzter. Sowohl ein Newcomer als auch ein alter Hase kann gewinnen. Oft sind es die Texte, die gegen den Flow des Abends schwimmen, die herausstechen und dadurch Siegeschancen haben. Es ist nicht gesagt, dass immer nur der lustigste Vortrag gewinnt. Auch lyrische oder dramatische Werke – wenn sie gut geschrieben und vorgetragen werden – können begeistern. Ich mische meistens zwei Drittel Humor mit einem Drittel Message, um das Publikum auf meine Seite zu bekommen.
Wie sieht es mit der Geschlechterverteilung aus?
Mijajlovic: Früher gab es zugegebenermaßen mehr Männer auf der Bühne, die ihre Texte vortrugen. Mittlerweile gibt es da aber eine Entwicklung, und immer mehr Frauen treten auf. Bei unseren normalen Events schauen wir sehr darauf, dass die Quote 50:50 beträgt. Und ja: Die letzten drei Ö-Slams wurden alle von Frauen gewonnen. Das ist ein starkes Statement.
Was ist dein Geheimtipp für die drei Tage?
Mijajlovic: Ich kann allen neben dem großen Finale nur das U20-Finale ans Herz legen. Die jungen Poeten slamen nicht unbedingt über andere Themen. Auch hier sind zum Beispiel die Klimakatastrophe, Liebeskummer oder Mobbing präsent, aber sie haben nochmals einen ganz anderen Blick darauf, und das ist extrem bereichernd. Die hier auftretenden repräsentieren die nächste spannende Generation des Poetry Slams.
Wie bist du selbst zum Schreiben gekommen?
Mijajlovic: Ich schreibe, seit ich die erste Klasse Volksschule besuche. (lacht) Mit so elf Jahren habe ich für mich die Sprache als Ausdrucksmittel entdeckt. Mit 18 habe ich schließlich das erste Mal in Immenstadt an einem Poetry Slam teilgenommen – und habe ihn gleich gewonnen. Das hat mir danach den Kick gegeben, dranzubleiben und auch selbst Slams ins Leben zu rufen. Seit sechs Jahren betreibe ich Poetry Slam professionell und bin bei rund 80 Events im Jahr auf der Bühne.
Österreichische Meisterschaften im Poetry Slam: 15. bis 17. September im Spielboden Dornbirn. Infos und Tickets: www.spielboden.at.
Heute: SDG Slam: 19 Uhr im vorarlberg museum.
von Daniel Furxer