„Geldübergabe an Polizisten gesehen“

Noch kein Urteil im Prozess gegen Ex-Polizisten, der für Geld Glücksspielrazzien verraten haben soll.
Er habe 2017 in dem Feldkircher Glücksspiellokal „eine Geldübergabe des Lokalbetreibers an den Polizisten gesehen“, sagte am Freitag vor Gericht ein 35-jähriger Zeuge. Er vermute, dass es sich dabei um Geld für verratene Razzien gehandelt habe, gab der Bosnier zu Protokoll.
Bertram Grass, Verteidiger des angeklagten Ex-Polizisten, sagte, die falschen Angaben des Zeugen seien ein Ablenkungsmanöver. Denn der Zeuge sei verdächtigt worden, in dem von ihm betriebenen Glücksspiellokal in Frastanz selbst einen Polizisten für verratene Razzien mit Geld bestochen zu haben. Die beiden Glücksspiellokalbetreiber, die in derselben bosnischen Ortschaft aufgewachsen seien, seien zuletzt verfeindet gewesen.
Kein Urteil. In dem von Richter Theo Rümmele geleiteten Schöffenprozess am Landesgericht Feldkirch erging am Freitag doch noch kein Urteil. Die Verhandlung wurde zur Befragung eines weiteren Zeugen, der sich derzeit als Patient in einem Krankenhaus befindet, auf 7. November vertagt. Dem angeklagten Ex-Polizisten wird vor allem vorgeworfen, er habe sich jahrelang von zwei angeklagten Glücksspiellokalbetreibern für Informationen über bevorstehende Kontrollen bezahlen lassen. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft stützt sich in ihrer Anklage auch auf Chatprotokolle. Daraus geht hervor, dass der Polizist mit einem Lokalbetreiber über Glücksspielkontrolltermine gesprochen hat. Der frühere Polizist sagte aber vor Gericht, er habe keine Razzien verraten. Er sei über Termine für Kontrollen nicht informiert gewesen. Der 60-jährige Oberländer räumte ein, dass er von den angeklagten Lokalbetreibern Geld erhalten hat, allerdings nur für erlaubte rechtliche Auskünfte.
Der Ex-Polizist wurde in dem großen Korruptionsverfahren bereits dreimal verurteilt: wegen unerlaubter Abfragen im Polizeicomputer, Interventionen für Beschuldigte und Steuerhinterziehung.
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