Rhesi: Projekt steht, Baustart noch dieses Jahrzehnt

Das Rhesi-Genehmigungsprojekt weist wenig Änderungen vor. Diese betreffen die Erbebensicherheit, Trinkwasserversorgung und die Kosten.
Ein weiterer Schritt in Sache Hochwasserschutzprojekt Rhein-Erholungs-Sicherheit („Rhesi“) wurde gemacht. Laut Walter Sandholzer, Mitglied der Gemeinsamen Rheinkomission, befinde man sich dadurch nun zwei Schritte vor der Ziellinie. Beim Werkstattsbericht wurde das Projekt von Experten und Vertretern aus Vorarlberg und dem Kanton St. Gallen in Widnau vorgestellt. Das Projekt soll vor allem das Rheintal vor langfristigen Schäden durch Hochwasserereignisse schützen. Zum aktuellen Planungstand wurde am Dienstag der Öffentlichkeit ein Einblick gegeben. Somit steht fest, welcher Inhalt zur Genehmigung eingereicht wird.

Gefahr Erdbeben
Grundsätzlich habe sich laut Markus Mähr, Gesamtprojektleiter von „Rhesi“, seit der Präsentation des „Generellen Projekts“ nicht mehr viel verändert. „Wir konnten aber zwei Knacknüsse überwinden, die 2018 noch fast unüberwindbar schienen“, so Mähr. Damit spricht er die Trinkwasserversorgung und die Bauwerksicherheit an. Es wurden Konzepte für die Trinkwasserversorgung vorgestellt, welche durch den Bau eingeschränkt wird. Zum Thema Bauwerksicherheit haben Detailuntersuchungen neue Erkenntnisse ergeben. So könnten Erdbeben für die Dämme problematisch sein. Denn durch die Schwingungen könnten Bodenschichten verflüssigt werden. Dies würde ein Abrutschen der Dämme zur Folge haben, erklärt Mähr. Deswegen müsse die Erdbebensicherheit verbessert werden.
Weiters wurden Ereignisse mit höheren Wassermengen als bisher berücksichtigt untersucht. Dafür werden vier Entlastungsstellen geschaffen, damit das Wasser gezielt aus dem Rhein dorthin ausweicht, wo es am wenigsten schadet, wie Projektleiterstellvertreter Markus Schatzmann erklärt.

Höhere Kosten
Auch vor „Rhesi“ macht die Teuerung nicht Halt. Während 2017 noch mit 1,041 Milliarden Schweizer Franken Nettokosten gerechnet wurde, ist dies 2021 auf 1,3 bis 1,4 Milliarden Schweizer Franken gestiegen. Die Kostenschätzung wurde angepasst und die Maßnahmen zur Stabilisierung der Dämme für den Erdbebenfall, bauliche Maßnahmen und die Teuerung berücksichtigt. Die angeführten Kosten sind nicht fixiert. Im Laufe der nächsten 30 Jahren, in denen das Projekt laufe, rechnet Mähr mit einer weiteren Inflation, die derzeit noch nicht vorhergesagt werden könne.
Doch wann wird das Projekt endlich umgesetzt werden? „Das ist schwer zu sagen. Ich hoffe, dass Ende des Jahrzehnts die Bagger auffahren werden“, prognostiziert Mähr. Dann wird, wenn alles nach Plan läuft, die Bauzeit noch 20 Jahre betragen.

Meilenstein
Zuvor benötigt es noch einen neuen Staatsvertrag, welcher noch verhandelt wird. Dabei wird noch der Umfang der Kostenbeteiligung bei diversen Maßnahmen diskutiert. Die Gespräche sollen laut Mähr 2023 abgeschlossen sein. Er rechnet mit einer Ratifizierung Anfang 2025.
Bürgermeister Kurt Fischer erhofft den Staatsvertrag in den nächsten Jahren, der notwendig für die Umsetzung der schon fertigen Planung für Lustenau sei. Fischer bezeichnet den Werkstattbericht als „Meilenstein“, weil nun klar sei, welches Projekt eingereicht werde. „Rhesi“ habe seine ganze bisherige Zeit als Bürgermeister begleitet. Er sieht die Umsetzung wichtig für die kommenden Generationen. Durch die Nähe am Rhein und die Klimaerwärmung gebe es sonst für Lustenau großes Schadenpotenzial. Fischer sieht neben dem Sicherheitsaspekt auch das Potenzial des Erholungsraums. „Der Begriff ‚Rhesi‘ füllt sich immer mehr mit Erholung. Denn es geht beides gemeinsam: Sicherheit und Erholung“, sagt der Lustenauer Bürgermeister.

Aus dem Publikum gibt es hingegen mehrere kritische Stimmen. Auswirkungen auf Parkplätze und Futterflächen sind dabei Inhalte. Der pensionierte Landwirt Peter Kuster (66) kritisiert: „Es tut mir weh, dass durch das Projekt so viel Land der Landwirtschaft entzogen wird.“ Schatzmann dazu: „Die Landwirtschaft ist Verlierer des Projekts“. Es werde versucht, die betroffenen Pachtbetriebe zu unterstützen.

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