„Wie wir das schafften, ist mir ein Rätsel“

Derzeit ist Hochsaison bei der Post. Zusteller bewältigen teilweise 400 Prozent mehr Pakete als unterm Jahr. Sie sind aber durch die Coronazeit abgehärtet.
Während für viele Lebkuchen in den Supermarktregalen noch für Debatten sorgen, steht in anderen Branchen schon längst die Vorbereitung von Weihnachten auf dem Tagesplan.

„Die Weihnachtszeit beginnt in der Post bereits im Sommer“, sagt deren Pressesprecher Markus Leitgeb. Auf die Weihnachtszeit werde in der Post das ganze Jahr schon hingearbeitet – durch den Ausbau von Infrastruktur beispielsweise. „In Vorarlberg haben wir das Glück, dass das ausgebaute Logistikzentrum in Wolfurt im September 2021 in Betrieb genommen wurde.“

Dass die Infrastruktur der Post in Vorarlberg erst kürzlich auch einen Rückschlag erlitten hat, sieht er nicht als Gefahr für die Weihnachtszeit an. Es sei zwar tragisch, dass die Zustellbasis in Koblach im November niedergebrannt sei, doch im Vergleich zu großen Logistikzentren habe dies keinen großen Einfluss auf das Funktionieren der Zustellung, so Leitgeb. Außerdem sei schon drei Tage nach dem Brand auf die normale Zustellung über die Zentren in Meiningen und Wolfurt umgestellt und Ersatzfahrzeuge in Betrieb genommen worden, sagt er. Auch Schlüssel, welche den Flammen zum Opfer gefallen sind, habe die Post beim Hersteller nachbestellt, ergänzt Leitgeb. „Es wird keine Einschränkungen deswegen in der Weihnachtszeit geben“, entwarnt er.

Diese Zeit ist auch ohne fehlende Zustellbasis schon eine Challenge für die Postmitarbeiter. Die Hochsaison erstreckt sich von November bis Jänner. Mit der Black Week beginnt sie und mit dem Zurücksenden von Geschenken oder dem Einlösen von Gutscheinen endet sie. Im Dezember sind in Vorarlberg 100 mehr Zusteller als sonst im Einsatz. Diese sind von externen Firmen, auch Teilzeitangestellte der Post stocken Stunden auf.
“Es sind mehr Pakete als unterm Jahr, aber im Vergleich zu Weihnachten während der Zeit von Lockdowns und Quarantäne ist das fast Luxus.”
Dinela Cajic, Zustellerin der Basis in Feldkirch im Gebiet Frastanz
Bei der Zustellbasis Feldkirch ist Dinela Cajic eine der 42 Mitarbeiter. In der früheren Männerdomäne beträgt der Frauenanteil dort nun 50 Prozent. Dies schreibt Außengebietsleiterin Andrea Brunner (53) der Möglichkeit der Teilzeitarbeit zu.
Autoreifen und Schubkarren
Dort fängt derzeit ein Tag der Vollzeitzusteller eine halbe Stunde früher an und sie arbeiten auch Samstags – um die Pakete zu bewältigen. „Teilweise sind es 400 Prozent mehr Pakete am Tag“, so Brunner über die Zustellbasis Feldkirch. Während unter dem Jahr in ganz Vorarlberg etwa 33.000 Pakete von der Post zugestellt werden, sind es an stark ausgelasteten Tagen im Dezember 50.000. Darunter sei von Autoreifen über Waschbecken, Schubkarren und Hundefutter alles dabei, so Brunner. Cajic meint dazu, dass obwohl das Gewicht der Pakete manchmal schwer vor allem für Frauen in dem Beruf sei, habe sie in den vergangenen elf Jahren als Zustellerin nie Rückenschmerzen gehabt. Sackkarren helfen dabei.

Zu Zeiten ihres Berufseinstiegs hätte sie noch 75 Sendungen pro Tag zugestellt. „Wenn jetzt ein Tag mit so einer Menge ist, dann lache ich darüber. Das ist gar nichts“, schmunzelt sie. In ihrem Auto transportiert sie kleine Pakete, eingeschriebene und RSa- und RSb-Briefe. Derzeit stellt sie bis zu 160 Sendungen pro Tag zu, unterm Jahr sind es 126.
Auf den Geschmack gekommen
Weihnachten kann Cajic nicht mehr aus der Ruhe bringen. Durch Corona und den Klimabonus ist die Feldkircherin abgehärtet. „Es sind mehr Pakete als unterm Jahr, aber im Vergleich zu Weihnachten während der Zeit von Lockdowns und Quarantäne ist das fast Luxus“, erzählt die 35-Jährige. „Damals waren alle am Limit. Wie wir das geschafft haben, ist ein Rätsel“, so die gebürtige Bosnerin. Während der Pandemiezeit hätten sie schon um halb fünf begonnen zu arbeiten, das sind eineinhalb Stunden früher als derzeit. „Für die, welche das überlebt haben, ist das nichts.“ Auch wenn nicht mehr so viele Pakete verschickt werden, hat sich seitdem das Verhalten verändert. „Vor Corona hat es Leute gegeben, die nie bestellt haben. Durch Corona sind sie nun auf den Geschmack gekommen“, so Caijc. Trotzdem erwartet die Post dieses Weihnachten keine Steigerung im Vergleich zu 2021 – wegen der Teuerung und den geöffneten Geschäften.
Damit Geschenke rechtzeitig da sind
Wer sicher gehen will, dass durch die Post zugestellte Geschenke bis zum Heiligen Abend ankommen, sollte diese innerhalb Österreichs bis spätestens Mittwoch dem 21. Dezember verschicken. Über Express-Sendung ist es auch noch ein Tag später möglich. Bei Auslandssendungen unterscheidet sich das je nach Land. Eco-Briefe innerhalb Österreichs müssen bis Montag, den 19. Dezember und Prio-Briefe bis Mittwoch, den 21. Dezember aufgegeben werden.
Auch passt die Post die Öffnungszeiten an. Filialen werden am 23. Dezember bis mindestens 19 Uhr geöffnet haben. Außerdem haben Filialen, die regulär am Samstag geöffnet hätten, am 24. Dezember bis 12 Uhr offen. Somit können Empfänger Pakete noch rechtzeitig auf der Filiale holen. Auch die Hälfte der Postpartner, wie etwa Apotheken, die Postdienstleistungen anbieten, haben geöffnet.
Für Käufer, welche Geschenke nicht selbst verschicken, sondern online bestellen, gelten andere Deadlines. Denn die Geschwindigkeit orientiert sich auch am Verkäufer, wie lange der fürs Verpacken und Versenden braucht. Danach benötigt etwa der Paketdienst GLS 24 Stunden für die Lieferung im Inland und zwei bis sechs Tage ins Ausland. Davor sollten Infos über länderspezifische Besonderheiten eingeholt werden, wie etwa nach dem Brexit in Großbritannien.
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