„Bregenz Mitte“: Straße bleibt vorerst oben

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Der Entwurf des Wiener Büros Studio Vlay Streeruwitz ist das Siegerprojekt.
Elf Stunden tagte am Dienstag die Jury unter dem Vorsitz von Tim von Winning, Baubürgermeister in Ulm. Dann stand das Siegerprojekt fest. Der Entwurf des Wiener Studios Vlay Streeruwitz – gemeinsam mit dem Studio bauchplan sowie con.sens verkehrsplanung und mobilitätsdesign – hat den Wettbewerb zu „Bregenz Mitte“ gewonnen. Das Team der drei Büros konnte sich damit in der Endrunde gegen ein weiteres Wiener sowie ein deutsches und ein niederländisches Planungsbüro durchsetzen. Das wurde gestern bei einer Pressekonferenz bekanntgegeben. Die vier Entwürfe waren am Montag beim dritten „Bregenz Mitte“-Stadtforum öffentlich präsentiert worden. Über 200 Interessierte haben laut Stadt daran teilgenommen.
Verlegung der Straße
Der auffälligste Punkt im Entwurf ist die Verlegung der Straße parallel zu den Gleisen schon von der Mehrerauerbrücke weg, sodass die jetzige S-Kurve beim Bahnhof wegfällt. Die oberirdisch verlaufende Straße soll zum „Mobilitäts-Boulevard“ mit vielen Bäumen und Geschwindigkeitsreduktion werden. Auch Gehsteig und Radweg sind geplant. Insgesamt soll der gesamte Bereich verkehrsberuhigt werden. Ob die Verbindung zum See oberirdisch oder unterirdisch verläuft, sei noch nicht geklärt, hieß es.

Eine Tieferlegung der Straße wäre nur dann ein Vorteil, wenn auch die Bahn tiefer gelegt wird, erläuterte Tim von Winning. Diese Option bleibe mit dem vorhandenen Siegerentwurf aber offen, sagte er. So könne das Projekt in Etappen umgesetzt werden und daher auch relativ schnell begonnen werden. Neben diesem Vorteil lobte der Juryvorsitzende beim Siegerprojekt auch „Strukturen, die stark genug sind, auch noch Anpassungen vorzunehmen, und trotzdem Eigenständigkeit bewahren“. Der Anschluss des öffentlichen Raumes an die bestehende Stadt war laut von Winning ein weiteres Argument für die Entscheidung der Jury.

Die Bebauung von Seestadt und Seequartier ist im Projekt kleinteilig mit Solitärgebäuden mit Durchblicken vorgesehen – „bregenztypisch“, wie Andrea Krupski von Mansberg, Leiterin der Abteilung Stadtentwicklung in Bregenz, meinte. Weiters soll unter anderem auf Seeseite bei der Mehrerauerbrücke ein Parkhaus mit 500 Plätzen entstehen, wodurch der jetzige Parkplatz beim Festspielhaus autofrei bleiben sollte.

Beim Siegerprojekt handle es sich um ein „richtig gutes, tragfähiges Grundkonzept“, sagte Krupski von Mansberg. Im nächsten Jahr werde man in die detaillierte Masterplanung gehen, informierte sie. Die Bürgerinnen und Bürger sollen auch in Zukunft miteinbezogen werden. „Wir glauben an die Kraft des Entwurfs“, bekräftigte auch Reinhard Schertler, der neben Hubert Rhomberg als einer der Eigentümer der Grundstücke bei der Präsentation anwesend war. Rhomberg hofft indes, dass das Bahnhofsthema nun schnell angegangen werde. An dem Projekt sei man seit 15 Jahren dran, wobei man immer wieder neu begonnen habe, so Rhomberg.
“Sportlicher Fahrplan”
Zentral sind bei „Bregenz Mitte“, das in etwa eine Fläche von 15 Hektar umfasst, aber die Verkehrsflüsse – und da zuallererst der Bahnhof. Darauf liegt auch der derzeitige Fokus von Bürgermeister Michael Ritsch. Diesbezüglich führe man Gespräche mit den ÖBB. Mit dem Land werde man auch wegen der Straßenverlegung verhandeln. Was einen Zeitplan betrifft, kann sich Ritsch vorstellen, dass 2025 mit dem Abbruch des alten Bahnhofs begonnen wird und 2026/27 mit dem Neubau. „Das ist ein sportlicher Fahrplan“, räumte er ein.
Ziel sei es, dass der Durchzugsverkehr in Zukunft nicht den See entlang fährt, sondern durch den Tunnel, so der Bürgermeister weiter. Dem konnte Rhomberg nur beipflichten: „Es macht Sinn darüber nachzudenken, wie weniger Autoverkehr in die Stadt kommt“.
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