Liebevoll gestaltete Krippen im Museum

Die 19 Krippenvereine Vorarlbergs haben 19 Krippen für Vorarlberg Museum gebaut. Sehenswertes Resultat kann in Atrium bewundert werden.
Krippen soweit das Auge reicht: Kastenkrippen, Wurzelkrippen, historische Stilkrippen, alpenländische oder orientalische Krippen. Dazu Figuren von heimischen Schnitzern wie zum Beispiel Rudolf Rößl, der eine hochschwangere Maria an der Hand eines konkret handelnden und helfenden Josefs auf der schwierigen Suche nach einem warmen Schlafplatz zeigt.

Theresia Anwander freut sich über diese Ausstellung besonders. Hier funktioniert es sehr gut, dass die Flaneure auf dem Kornmarktplatz ungezwungen, ohne Wand, ohne ein Ticket lösen zu müssen, ins Museum hereinkommen. Das öffentliche Gedächtnis des Museums wirkt direkt hinaus in Stadt und Land.
Die Salvatorianer schlossen 2022 ihre Niederlassung im Salvator-Kolleg in Hörbranz-Lochau. Der Orden schenkte dem Vorarlberg Museum zum Abschied eine Sammlung von 43 Krippenfiguren des deutschen Bildhauers Sebastian Osterrieder. Der ambitionierte Krippenverein Hohenweiler fertigte dafür eine stilechte Osterrieder Krippe, die als zentrales Schmuckstück mit den künstlerisch hochwertigen Osterrieder-Figuren in der aktuellen Schau bestaunt werden kann.
Tätigkeit mit emotionaler Energie

Theresia Anwander schätzt die Krippenbaukultur in Vorarlberg. Inwieweit religiöse Beweggründe für dieses liebevolle Hobby ausschlaggebend sind, kann die Krippenbauexpertin nur vermuten. Das Krippenbauen ist jedenfalls eine Tätigkeit, die voll emotionaler Energie steckt. Es sind Erinnerungen an die eigene Kindheit, der Blick des Vorschülers auf das Geschehen in der Krippe, die eine starke Antriebsfeder für das Gestalten der Situation um Geburt und Verehrung des Gottes als schutzbedürftiges Baby bedeutet. Theresia Anwander sieht das Museum mit Krippen als notwendigen Gegenpol zu den medialen Horrormeldungen unserer Zeit.

Die Evangelien sind um die Geburt Jesu von einer legendenhaften Schärfe für das Heilsgeschehen. Das symbolische Datum von Weihnachten am Festtag des altrömischen Sonnengottes will ja auf die ewige Gegenwart der Geburt Christi in den Seelen der Menschen hinweisen. Die Weihnachtsgeschichte entstand aus der Frage der Urchristen nach der Auferstehung Jesu Christi, wer dieser Jesus von Nazareth eigentlich war. Die treue und intensive Arbeit an den Krippen kann diese Heilsgeschichte immer mittragen und mitdenken: die Gestaltung des oft gemalten Hintergrundes, die Frage der Beleuchtung der Krippe, das floristische Arrangement der Botanik rund um den Stall zu Bethlehem und schließlich das Schnitzen der Figuren.

Der Blick in die Krippe lädt ein, das Geheimnis der Geburt des Gottessohnes vor unserer Landschaft, vor der Basilika in Rankweil oder vor den Drei Schwestern von der Ferne in das eigene Leben hereinzuholen. Die Idee Andreas Rudigiers vor fünf Jahren, das zeitgenössische Krippenbauen gemeinsam mit dem langjährigen Landeskrippenpfleger Erich Kirner ins Museum zu holen, ist ein Gewinn für Vorarlberg.
Die Krippenausstellung des Vorarlberg Museums ist noch bis 8. Jänner im Atrium des Museums zu sehen. Der Eintritt ist frei.
Wolfgang Ölz