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„Menschliche Menschen“ vor und hinter der Bühne

29.12.2022 • 21:11 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
Das Poolbar-Team 2022 mit Herwig Bauer (1. Reihe ganz links). <span class="copyright">Matthias Rhomberg</span>
Das Poolbar-Team 2022 mit Herwig Bauer (1. Reihe ganz links). Matthias Rhomberg

Poolbar-Leiter Herwig Bauer über Highlights und Pleiten des Festivals, das im kommenden Jahr zum 30. Mal stattfindet.

Im kommenden Jahr findet die 30. Ausgabe des Poolbar-Festivals statt. Hättest du das gedacht, als ihr 1994 die ersten Workshops veranstaltet habt?
Herwig Bauer: Never ever! Wenn ich gewusst hätte, was für ein riesiges Projekt sich daraus entwickelt, hätte ich mich nie getraut, das zu starten. Was einmal mehr dafür spricht, nicht immer „Visionen“ zu haben und „Konzepte“ zu entwickeln, sondern einfach mal zu machen und dann zu schauen, was daraus wird.

Was waren für dich Highlights in den vergangenen knapp drei Jahrzehnten?
Bauer: Speziell in den Anfangsjahren waren es Bandauftritte, die uns den Atem geraubt haben: H.P. Zinker, dEUS, The Notwist, Tocotronic. Das waren lauter Bands, für die wir im Team höchstpersönlich lichterloh gebrannt haben. Und 2020 war für mich als Gesamtes ein Highlight.

Das war aber das erste Jahr der Pandemie?
Bauer: Corona hat für sehr viel Unsicherheit gesorgt, aber unser Team ist zusammengerückt. Wir haben ganz offen gemeinsam überlegt, wie wir auch während einer Pandemie ein sicheres Poolbar-Festival auf die Beine stellen können. Jeder hat für jede geschuftet, der Teamgeist war ein Traum, davon zehren wir noch heute. Und natürlich durfte das Team dann auch gemeinsam stolz auf das Erreichte sein. Immerhin gab es in dem Jahr weit und breit kein anderes Festival.

Poolbar-Gründer und -Geschäftsführer Herwig Bauer.  <span class="copyright">Eva Sutter</span>
Poolbar-Gründer und -Geschäftsführer Herwig Bauer. Eva Sutter

Gibt es spezielle Momente, an die du dich erinnerst?
Bauer: Vielleicht stellvertretend für all die schönen menschlichen Begegnungen der letzten 30 Jahre: Nach dem Konzert der Sportfreunde Stiller im vergangenen Sommer kam eine Mitarbeiterin – und gute Freundin – der ersten Stunde auf mich zu: Ihr Sohn sei ein großer Fan der Sportfreunde Stiller und speziell von Flo, dem Drummer, weil er auch selber Schlagzeug spiele – und den Drumstick nach dem Konzert gefangen habe. Sie bat mich, Flo zu fragen, ob er den Stick signieren könne. Hier zeigte sich dann, warum jeder die Sportis mag: Flo signierte nicht den Stick, sondern bat mich, den Sohnemann backstage zu holen – und die ganze Familie kam. Flo gab Schlagzeug- und Lebenstipps, man posierte für Fotos, es wurde viel gelacht – alle zusammen werden diese Momente wohl ein Leben lang nicht vergessen. Ähnliches kann beim Poolbar-Festival immer wieder mal passieren: Hier kommen „menschliche Menschen“ zusammen: vor und hinter den Kulissen.

Eindrücke vom Poolbar-Festival 2022.   <span class="copyright">Matthias Rhomberg</span>
Eindrücke vom Poolbar-Festival 2022. Matthias Rhomberg

Pleiten gab es sicher auch?
Bauer: Und nicht zu knapp! Rein finanziell wandelten wir permanent am Abgrund oder bereits jenseits davon – und kämpften uns dennoch regelmäßig durch. Stabilisiert hat sich das erst in den letzten drei Jahren. Beim Poolbar-Festival bekamen ja schon immer alle einen fairen Lohn, doch wir versuchen ständig, uns noch mehr in Richtung „Fair Pay“ zu bewegen, aber immer mit vorsichtigem Blick in Richtung Abgrund.

Und künstlerisch?
Bauer: Auch da gab es vereinzelt Reinfälle. Am spektakulärsten vielleicht ein US-Rap-Star, dessen fantastischer erster Auftritt uns alle umgehauen hat, und dessen zweiter Auftritt dasselbe im negativen Sinn bewirkt hat: berauscht, überheblich, schlecht. Wer dabei war, weiß, wen ich meine … So was passiert aber sehr selten: Im vergangenen Sommer bin ich von jedem einzelnen Poolbar-Abend glücklich heimgekommen, weil es mit dem Team Spaß gemacht hat und weil die Bands mich – ehrlich: ausnahmslos! – begeistert haben, selbst wenn es nicht „meine“ Musik war.

Poolbar-Festival 2023

Programm

Das Poolbar Festival #30 findet wie gewohnt in Feldkirch im Reichenfeldpark und im Alten Hallenbad statt und zwar von 6. Juli bis 14. August. Einige der Acts wurden bereits bekanntgegeben. Mit dabei sind Rosa Anschütz, Ernst Molden & Der Nino aus Wien, Symba hosted by ‚drippin, Lalalar + Support, Digitalism, Ferge X Fisherman, Helge Schneider, Salò, The Gardener & The Tree und Ikan Hyu.

Poolbar-Generator

Der Poolbar-Generator – die Workshops zur Gestaltung des Festivals – findet 2023 zum zehnten Mal statt und zwar von 31. März bis 8. April wieder im Löwensaal in Hohenems mit dem übergeordneten Thema „Dimension“. Kunst-, Design-, Architektur-, Sprach- und IT-Talente können sich bis 26. Februar bewerben.

www.poolbar.at

Für die nächstjährige Jubiläumsausgabe habt ihr schon einige Acts bekannt gegeben, darunter Helge Schneider. Was fasziniert dich am mittlerweile 67-jährigen deutschen Multitalent?
Bauer: Er hat nicht nur einen famosen Humor, sondern ist auch ein begnadeter Musiker und Entertainer. Und er nimmt seine Kunst zwar ernst, aber nicht sich selber. Es wäre schön, wenn man auf dieser Welt öfter so viel Uneitelkeit erleben könnte.

Wird es im poolbar-Programm 2023 spezielle Jubiläumsveranstaltungen geben?
Bauer: Ja, aber solange die nicht fix aufgegleist sind, werden wir damit nicht prahlen. Wir planen ohnehin kein unleistbares, unangebrachtes Spektakel. Es wird einfach schön und feierlich.

Bis wann wird das komplette Programm bekannt gegeben?
Bauer: Gerne morgen, realistisch aber eher bis Mai …

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