Tiere und Pflanzen leiden unter Wärmephase

Die Pflanzen- und Tierwelt Vorarlbergs kann vor allem durch längere Wärmeperioden im Winter Schaden nehmen.
Derzeit erlebt nicht nur Vorarlberg den wärmsten Winter seit Aufzeichnungsbeginn. Im Dezember lag die Temperaturabweichung im Ländle zwar nur 0,7 Grad Celsius über dem langjährigen Mittel, doch zum Jahresende stiegen die Temperaturen ungewöhnlich stark an. Am 24. Dezember wurden am Rohrspitz 15,5 Grad Celsius gemessen.
Köflach in der Steiermark brach den Wärmerekord für den 1. Jänner. Dort wurden 18,8 Grad Celsius gemessen – in Bregenz waren es immerhin über 16 Grad. Der Dezember brachte Vorarlberg bereits 30 Prozent weniger Niederschläge als im Schnitt üblich.
Frühblüher können aufgehen
Auf die Natur hat das verschiedene Auswirkungen. Bleiben die Temperaturen für eine Woche oder länger deutlich über dem Gefrierpunkt, kann bei Pflanzen eine vorzeitige Blüte oder Knospung einsetzen. Stellenweise sind in Vorarlberg schon die Winterschneebälle erblüht, die ansonsten bereits im November oder erst wieder ab April sprießen.
Wärmerekord
Der Jänner war gestern zwar erst drei Tage alt, doch der Vergleich mit dem durchschnittlichen Temperaturwert in Bregenz spricht Bände: Lag dieser zwischen 1961 und 1990 im Tagesmittel des Jänners im Schnitt bei 0,4 Grad Celsius, waren es heuer 11,6 Grad.
Mögliche spätere Kälteeinbrüche lassen die Triebe vieler Pflanzen wieder absterben. Das hat vor allem Auswirkungen auf Insekten, die im Frühjahr auf die Bestäubung von Krokussen und anderen Frühblühern angewiesen wären und sie dann nicht mehr vorfinden.
Der Rasen beginnt während längerer Warmphasen im Winter ebenfalls zu wachsen und kann, wenn nötig, sogar gemäht werden. Man sollte ihn aber nicht zu kurz schneiden und vor absehbaren Kälteeinbrüchen eher auf die Mahd verzichten, um Frostschäden an den Schnittstellen zu vermeiden. Tulpen, Narzissen und andere Zwiebelpflanzen, die nun vorzeitig austreiben, sollte man mit Laub, Erde, Vlies oder Mulch bedecken, um Frustschäden und Fäulnis zu verhindern. Keine Sorge muss man sich jedoch um Schneeglöckchen machen, sie halten späteren Frost besser aus.
Problem bei langen Warmphasen
Waldbäume sind jedoch durch zu frühe und vor allem länger andauernde Temperaturanstiege gefährdet, da sie als Kaltkeimer nach der Kältephase Anfang Dezember die nun folgende Wärmeperiode als Frühling fehlinterpretieren und austreiben könnten. Das gilt ebenso für verschiedene Zwiebelpflanzen wie Bärlauch, Tulpen oder Narzissen, aber auch für Schlüsselblumen oder Pfingstrosen.

Kommt dann erneut der Frost, sterben ihre jungen Triebe ab. Die Folge sind Frostschäden, die den Pflanzenwuchs das ganze Jahr über beeinträchtigen können. Pflanzen oder Äste können absterben, vielfach treiben die betroffenen Gewächse aber im Frühjahr noch einmal verspätet aus. Tragen aber nicht dieselbe Blatt-, Blüten- und Fruchtpracht, wie sonst üblich. Für die Obstbauern bedeutet dies vor allem Ernteausfälle. Manche Pflanzen reduzieren nach Frostschäden nämlich die Fruchtproduktion im Sommer oder lassen sie völlig aus, da der verspätete zweite Austrieb ihre Vegetationsperiode verschiebt, sie keine zweiten Blüten ansetzen oder sie die Energie zur Regeneration benötigen. Solange die Knospen geschlossen bleiben, haben Wärmephasen aber in der Regel keine negativen Folgen.
Früher Tod für manche Insekten
Winterschläfer wie der Igel leiden unter kürzeren Warmphasen nicht sonderlich. Sie wachen in der Regel dadurch nicht früher auf. Auch Amphibien orientieren sich beim Ende ihrer Winterstarre nicht nur an den Temperaturen, sondern auch an der Tageslänge.

Schmetterlinge und Wildbienen, die nun vorzeitig aus ihrer Winterstarre erwachen, finden derzeit kaum oder gar keine Nahrung und drohen zu verenden, weil sie ihre Energiereserven vorzeitig aufzehren. Nicht wirklich unter der Warmphase leiden jedoch die Stechmücken. Ihre Entwicklung hängt vor allem davon ab, ob es im Frühjahr rasch warm und feucht wird. Mit wechselnden Wintertemperaturen können sie umgehen. Hoffnungen, dass sie bei einem Kälteeinbruch massenweise das Zeitliche segnen, sind also unangebracht.
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