Seit fast drei Jahren mit Maske arbeiten

Im Pflege- und Gesundheitsbereich muss mit Maske gearbeitet werden, was für einige eine Belastung darstellt.
Während sehr viele Menschen in Vorarlberg seit mehr als einem halben Jahr keine Maske mehr tragen müssen, ist das Stück Stoff noch in Arztpraxen, Spitälern, Pflegeheimen, beim Krankenpflegeverein oder den Mobilen Hilfsdiensten in Verwendung.
Für Berufsgruppen, die mit kranken und vulnerablen Personen arbeiten, gelten seit Beginn der Pandemie strengere Regeln. Mehr oder weniger hatten sie immer Maske zu tragen, wobei zuerst ein einfacher Mund-Nasen-Schutz reichte, dieser dann aber von der FFP2-Maske abgelöst wurde.

Eine Begebenheit aus den Feldkircher Pflegeheimen zeigt eindrücklich die lange Dauer des Maskentragens: „Manche unserer Bewohner kennen die Mitarbeitenden ohne Maske gar nicht“, erzählt Herbert Lins, Geschäftsführer der Senioren-Betreuung Feldkirch.
„Manche der Bewohner kennen die Mitarbeitenden ohne Maske gar nicht“
Herbert Lins
Die aktuelle Regelung aus der Covid-Maßnahmenverordnung besagt, dass die Mitarbeiter beim Kontakt mit Patienten oder Klienten Maske tragen müssen. Wenn sie unter sich sind, sie vor dem Computer, im Auto oder der Cafeteria sitzen, brauchen sie Mund und Nase nicht zu bedecken. Diese Regel gilt seit rund einem halben Jahr.

Das betroffene Personal
Die Neue am Sonntag möchte wissen, wie es dem Personal im Gesundheitsbereich damit geht, dass sie seit so langer Zeit Maske tragen müssen. Ein Rundruf bei den verschiedenen Einrichtungen zeigt, dass das unterschiedlich bewertet wird.
Hans Hirschmann, Gesundheitswissenschaftler und Hygieneexperte der Vorarlberger Landeskrankenhäuser, verweist darauf: „Aus Hygienesicht sind Masken im medizinischen Bereich sehr wichtig. Sie sind die beste Strategie und die einfachste Möglichkeit, Infektionskrankheiten zu vermeiden. Das wissen und handhaben wir nicht erst seit der Pandemie so, sondern es wird seit Jahrzehnten im Operationssaal Maske getragen oder auch bei der Pflege und Behandlung von Tuberkulose- oder Influenza-Patienten. Was sich aber durch Corona geändert hat, ist die Intensität und dass die Maskenpflicht bei jedem Patienten gilt.“
„Aus Hygienesicht sind Masken sehr wichtig und die beste Möglichkeit Hygienekrankheiten zu vermeiden“
Hans Hirschmann
Hirschmann, der am Institut für Krankenhaushygiene und Infektionsvorsorge am LKH Feldkirch arbeitet, gibt zu bedenken, dass die Coronasituation sich sehr beruhigt habe und es manchmal schwierig sei, gewisse Dinge nachzuvollziehen: „Im Bus darf ich zusammengepfercht unter 38 Schülern ohne Maske fahren, aber im Krankenhaus muss ich sie tragen.“ Manchmal müsse das Personal über mehrere Stunden hinweg mit Maske arbeiten. „Ich verstehe, dass das anstrengend ist“, sagt Hirschmann.
Jedoch: Die Vorgaben seien nun einmal so, und sie würden nicht ewig dauern. Die aktuelle Verordnung gilt bis 28. Februar, dann wird sie entweder verlängert oder abeschafft, wie Gesundheitsminister Johannes Rauch gestern ankündigte. „Wenn sich die Situation bei Corona, aber auch bei der Influenza und RSV, weiterhin so beruhigt, wird es nach Februar keine guten Gründe mehr geben, bei jedem Patienten Maske zu tragen“, erklärt der Gesundheitsexperte.

Erschwerung der Kommunikation
„Wir sind frohen Mutes, dass die Maskenpflicht fallen wird. Es wäre den Mitarbeitenden sehr zu gönnen.“ Das sagt Herbert Lins, Geschäftsführer der Senioren-Betreuung Feldkirch, die vier Pflegeheime, betreubares Wohnen, ein Case-Management und Essen auf Rädern betreibt. Rund 240 Angestellte zählt die Einrichtung der Stadt Feldkirch. „Es ist mühsam, seit drei Jahren Maske zu tragen. Die Mitarbeitenden sind nicht begeistert“, berichtet Lins.
Aber, so fährt er fort: „Man gewöhnt sich an vieles. Zudem hat sich das Material der Masken seit Beginn der Pandemie weiterentwickelt, sodass sie besser tragbar sind.“ Die Maske kann jedoch nicht nur dem Träger, sondern auch dem Gegenüber Probleme bereiten. „Bei gewissen Krankheitsbildern – etwa der Demenz – ist die Kommunikation, ohne die Mimik zu sehen, sehr schwierig. Wenngleich natürlich nur die Mitarbeiter und nicht die Heimbewohner Maske tragen“, sagt der Geschäftsführer.

Dieses Problem kennen die Mitarbeitenden der Krankenpflegevereine ebenfalls. „Bei Menschen mit Hörproblemen ist der Betreuungs- und Pflegealltag durch die Maske herausfordernd und belastend“, teilt die Geschäftsführerin der Hauskrankenpflege, Angela Jäger, mit. Auch sonst sei das Arbeiten mit Maske oft anstrengend. Aber: Die Mitarbeitenden seien pragmatisch. „Denn der Schutz der Patienten steht im Vordergrund und ist wichtig.“ Die Maske schütze schließlich nicht nur vor Covid, sondern auch vor weiteren Infektionskrankheiten wie etwa der Grippe.

Schutz vor Infektionen
Alexandra Rümmele-Waibel, Kammerfunktionärin der niedergelassenen Ärzte, betont ebenfalls den Schutz vor Infektionen. „Jetzt, da sehr viele Menschen krank sind, spürt man deutlich, dass Maskenträger weniger anfällig sind. Ich sehe die Maske deshalb als positives Werkzeug in meiner Praxis.“ Auch von Kolleginnen und Kollegen habe sie ähnliches gehört. „Ich habe nicht den Eindruck, dass die Maske eine Last wäre.“

Gut angenommen wird das Stück Stoff auch bei den meisten Mitarbeitenden der Mobilen Hilfsdienste (MOHI). Das berichtet Geschäftsführerin Simone Bemetz-Kochhafen. „Zu unserem eigenen Schutz und dem der Klienten ist die Maske bei uns noch wichtig und wird dementsprechend akzeptiert.“ Von großer Bedeutung sei hingegen gewesen, dass die 3G-Regel Mitte Dezember 2022 gefallen sei.

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