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„Ein erfülltes Leben ist nicht einfach“

31.01.2023 • 12:59 Uhr / 8 Minuten Lesezeit
Der Autor Thomas Brezina mit seinem neuen Buch. <span class="copyright">APA/EVA MANHART</span>
Der Autor Thomas Brezina mit seinem neuen Buch. APA/EVA MANHART

Interview. Gestern feierte Thomas Brezina seinen 60. Geburtstag. Passend dazu erschien am Samstag sein 600. Buch: eine philosophische Geschichte über Selbsterkenntnis.

In Ihrem neuen Buch geht es um eine Person, die mit ihren eigenen Wünschen nicht glücklich ist. Was wollen Sie den Lesern mitgeben?
Thomas Brezina: Das ist das Buch, das ich mein ganzes Leben lang zu verschiedenen Zeiten gerne gelesen hätte, denn das, was es jetzt enthält, sind Dinge, die ich im Laufe meines Lebens gelernt habe, die mich gestärkt haben, die mich beruhigt haben, die mich weitergebracht haben, die meinen Blick geöffnet haben, die mir Richtung, Orientierung gegeben haben. Und das alles hab ich in eine Geschichte verpackt. Denn im Leben kommt man immer wieder an Momente, wo man sich fragt: „Ja, worum geht’s im Leben eigentlich?“ und „Was wünsch ich mir wirklich?“ Um diese Fragen für sich selber vielleicht besser beantworten zu können, darum geht’s in dieser Erzählung. Mein größter Geburtstagswunsch ist, dass Menschen Dinge und Gedanken darin finden, die sie auf irgendeine Art und Weise bestärken, ihnen weiterhelfen und ihnen zeigen, das man in diesem Leben sehr viel selber tun und sehr viel gestalten kann.

Sie schreiben auch viel über Erfüllung und den Sinn des Lebens. Warum kennen Sie sich da so gut aus, und was ist für Sie der Sinn des Lebens?
Brezina: Ich hab in meinem Leben eben sehr sehr viel gelernt, und es war mir immer wichtig, Menschen an meiner Seite zu haben, mit denen ich mich beraten kann und wo ich sage, sie führen ein Leben, das mich beeindruckt und das ich als ein erfülltes Leben bezeichnen würde. Ein erfülltes Leben ist nicht einfach. Ein erfülltes Leben heißt, dass man die Herausforderungen, die kommen, annimmt und versucht, das zu tun, was man selber tun kann, und mit allem anderen optimal umgeht. Das, was ich gelernt habe, möcht ich weitergeben, weil vielleicht ist es jemandem hilfreich. Das, was mir geholfen hat, kann ja auch für andere von Nutzen sein. Und der Sinn des Lebens ist, etwas zu finden, was man selbst besonders gut kann, da gibt’s für jeden von uns etwas, und das muss dann nicht immer der Beruf werden, aber es muss etwas sein, was man gerne tut, was für Herz und Seele gut ist und oft dann auch für andere.

Das Buchcover. <span class="copyright">Verlag edition a</span>
Das Buchcover. Verlag edition a

Ist Ihr neues Buch mehr Roman oder Ratgeber?
Brezina: Es ist eine philosophische Erzählung, so wird es genannt. Das Wort „philosophisch“ würd ich jetzt nicht so benutzen, es ist eine Erzählung, in der sich die Menschen, die es lesen, wiederfinden sollen. Aus diesem Grund weiß man ja auch nicht, wer die Hauptperson ist, ob das ein Mann oder eine Frau ist, es kommt ja kein einziger Name in diesem Buch vor, damit man sich am besten darin wiederfinden kann.

Wie und wann haben Sie Ihre philosophische Seite entdeckt?
Brezina: Ich würde es wirklich nicht philosophische Seite nennen. Ich hab eben mein Leben lang gesehen, dass es das Wichtigste ist, sich mit den Dingen, die uns begegnen, auseinanderzusetzen und konstruktive gute Wege zu finden, denn das Leben ist wie es ist. Die Frage lautet immer: Was machen wir daraus? Wie begegnen wir den Dingen, die uns als Hindernisse erscheinen, die Widrigkeiten sind, die nicht so angenehm sind? Was machen wir damit? Wie gehen wir mit dem Lauf der Zeit um? Denn wir alle wandern durch ein Leben. Antworten auf diese Fragen hab ich ein Leben lang gesucht, und ich hab einige gefunden, und dann muss man immer wieder weitersuchen, weil es wieder andere gibt, die man braucht und die einem gut tun oder die einen weiterbringen können.

Die Hauptfigur trifft auf eine ältere und eine jüngere Version von sich. Würden Sie lieber mit Ihrem älteren oder ihrem jüngeren Ich sprechen?
Brezina: Ich hab mich mit meinem jüngeren Ich sehr versöhnt, und das war für mich etwas sehr Wichtiges. Und ich hab vor allem meinem jüngeren Ich auch geholfen, so manche Verletzungen, die ich – wie jeder Mensch – in meiner Kindheit erlebt habe, zu heilen, Menschen zu verzeihen und damit wesentlich mehr Frieden im Leben zu finden. Gleichzeitig ist dieses Kind, das ich war, bis heute einer meiner wichtigsten Ratgeber und Begleiter bei allem, was ich schreibe, daher hab ich auch ein sehr sehr gutes Verhältnis. Der Mensch, der ich vielleicht in zehn Jahren sein werde, nein, dem will ich nicht begegnen, weil ich mich ausschließlich auf das Jetzt konzentrieren möchte. Dieser Mensch werde ich einmal werden, aber ich lass mich überraschen und tu mein Bestes, dass der Weg gut geht.

Gibt’s in der Erzählfigur auch autobiografische Elemente?
Brezina: Sechs Wochen irgendwo auf einer fernen Insel zu verbringen, ja, das ist auch mein Wunsch, und der wird sicher irgendwann in Erfüllung gehen. In den Gedanken, in dem, was die Hauptperson erlebt, was sie hört, all diese Dinge, ja, selbstverständlich sind da ein bisschen meine eigenen Erlebnisse drinnen, aber sonst ist das eine fiktive Geschichte.


Sie schreiben schon einige Zeit Bücher für Erwachsene. War das eine große Umstellung für Sie?
Brezina: Nein, es war eine Erweiterung, weil es einfach darum ging, dass ich hier auch neue Wege in meinem Ausdruck, in meiner Schreibform, in allem gefunden hab. Aber ich stelle mir mein Publikum immer vor, während ich schreibe, wie ein Geschichtenerzähler, der dasteht und erzählt. Und wenn ich mir das vorstelle, dann spür ich, wie ich etwas schreiben sollte. Und außerdem hab ich sehr gute Lektorinnen und Lektoren, die mir zur Seite stehen.

Wie lang haben Sie an dem Buch geschrieben?
Brezina: Ich hab ein Leben lang dafür Gedanken gesammelt, Erfahrungen gesammelt, und dann ist die Geschichte in meinem Kopf im vergangen Jahr gewachsen, und dann ist sie entstanden und geschrieben und überarbeitet worden. Das ist ein langwieriger Prozess.

Das ist ihr 600. Buch. Denken Sie manchmal auch ans Aufhören Aufhören oder wird das immer so weitergehen?
Brezina: Nein, das wird immer so weitergehen, bis zu meinem letzten Atemzug.

„Was soll ich mir wünschen, wenn ich nicht weiß, was ich will“: 176 Seiten, gebundene Ausgabe, 23 Euro, erschien am 28. Jänner im Verlag edition a.

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