Die Salmhofers sparen Energie – aber wie …

Heidi Salmhofer mit ihrer Kolumne in der NEUE am Sonntag.
Es gibt Dinge, die braucht man, damit ein bestimmtes Maß an Leben in unseren Breitengraden funktionieren kann. Dazu gehören Essen, ein Dach über dem Kopf, Strom und eine funktionierende Toilette. Ich bin der Meinung, dass alle diese Dinge für jeden von uns leistbar sein sollten. Wenn wir möglichst viele „funktionierende“ Mitglieder in unserer Gesellschaft möchten und brauchen, gehört die Leistbarkeit dieser Eckpfeiler (inklusive Toilette!) zwingend dazu. Wie das gestaltet wird, ist einerseits Sache der Politik, andererseits auch unsere eigene Verantwortung, indem wir mit Ressourcen nicht verschwenderisch umgehen (auch nicht in der Toilette!). Das heißt für mich als Mama, erzieherisch in Sachen Energiesparen tätig zu werden, den richtigen Umgang mit Essensressourcen zu lehren und wie man Klopapier ein bisschen sparsamer einsetzt und nicht bei jedem Besuch des Räumchens eine halbe Rolle benötigt. Diese Aufgabe schont leider kein bisschen meinen ureigenen Energiehaushalt wie etwa die Robustheit meines Nervenkostüms. Das hat inzwischen die Stabilität eines balancierenden Mikado-Stäbchens.
Wie genau bringt man Kids bei, dass es nicht notwendig ist, aus der Dusche ein Dampfbad zu machen, dass es der Therme Loipersdorf den Neid ins Gesicht treibt? Aussagen wie „Ich habe mich als Kind noch so geduscht, dass das Wasser nur zum Abspülen der Seife gebraucht wurde, nicht zur Porenerweiterung“ stoßen auf taube Teenager-Ohren. Wenn zu viel Zeit am Computer verbracht wird, kann ich einmal das Wlan-Passwort ändern, aber für einen Nachmittag den Strom abzudrehen als erzieherische Maßnahme, das „druck i ned durch“.
Die Heizung ist so ein Mittelding. Da bemühen sich die zwei Zwetschgen redlich, aber dann ist es so eisig in ihren Zimmern, dass ich schnell den Heizkörper hochfahre, bevor das Jugendamt an der Tür klopft. Hier versuche ich gerade zen-mäßig den Weg der Mitte zu lehren. Nicht auf Stufe Extraheiß in der Nacht aufdrehen und untertags auf „Hilfe, Mama hat gesagt sparen“-Minusgrade abkühlen zu lassen. Klassische Raumtemperatur wäre schon ein toller Fortschritt.
Beim Essen funktioniert es besser. Ich kaufe einfach nichts anderes, bevor nicht auch das Scherzerl vom Brot aufgegessen ist. Und schau einer an, keines meiner Kinder verhungert. Da wird sogar etwas hartes Brot neu aufgebacken. Das hat mich fast ein wenig gerührt, bis ich gemerkt habe, dass das nur passiert ist, weil alles andere gemüselastig war. Aber wir lernen. Derzeit stehen wir notentechnisch auf Vier plus. Bis zum Sommer schaffen wir es mit viel Energie auf eine gute Zwei.
Heidi Salmhofer ist freiberufliche Theatermacherin und Journalistin. Sie lebt als alleinerziehende Mutter mit ihren Töchtern in Hohenems.
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