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„Der Landeshauptmann lässt uns hier im Stich“

06.02.2023 • 18:06 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Eugen Schneider und Karina Lechtaler wollen endlich Taten sehen. <span class="copyright">Stiplovsek</span>
Eugen Schneider und Karina Lechtaler wollen endlich Taten sehen. Stiplovsek

S18-Gegner und -Befürworter gehen gemeinsam auf die Straße.

Montagmorgen, 10 Uhr, Engel-Kreisverkehr in Lustenau. Vor lauter Autos und Schwerfahrzeugen versteht man beinah sein eigenes Wort nicht. Anrainervertreterin Karina Lechthaler vom Lebensraum Lustenau und Eugen Schneider, Sprecher der Bürgerinitiative Lebensraum Zukunft Lustenau – Unteres Rheintal, haben deshalb ein Mikrofon und einen kleinen Verstärker mitgebracht. Die wichtigsten Botschaften sind auf mobilen Aufstellern zu lesen. „Sofortmaßnahmen zum Schutze der Lustenauer Bevölkerung umsetzen. Jetzt!“ steht da. Die Forderungen: Temporeduktion, Lkw-Nachtfahrverbot, Radarkontrollen, sichere Querungen für Fußgänger und Radfahrer, Lkw-Auffächerung.

Gut zwei Dutzend Anrainer sind trotz Kälte gekommen. Sie haben die Nase gestrichen voll. „Das Verkehrsaufkommen ist massiv, aber es wird nichts unternommen. Wir werden schon so lang vertröstet“, regt sich einer der Anrainer auf.

„Aus der Wirtschaft gibt es Druck. Deshalb schaut man, dass der Lkw-Verkehr fließt. “

Karina Lechtaler,
Lebensraum Lustenau

Jahrelanger Kampf

Karina Lechtaler kämpft schon seit 20 Jahren für entlastende Maßnahmen. Die Lustenauerin war Mitglied des Regionalforums im Planungsverfahren „Mobil im Rheintal“. Schon im Schlussbericht aus dem Jahr 2011 findet sich ein Großteil der heutigen Forderungen. Für die Misere macht sie Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) verantwortlich: „Er schaut nur, dass der Lkw-Verkehr fließt, weil es natürlich Druck aus der Wirtschaft gibt. Die Anrainer lässt er hingegen komplett im Stich“, kritisiert Lechtaler.

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stiplovsek

Der Verkehrsaufkommen an der Engelkreuzung ist in der Tat beträchtlich. Pro Tag werden hier 20.000 Fahrzeuge gezählt, davon 2700 Lkw, so das Ergebnis von Messungen im September 2022.

Lechtaler fordert ebenso wie Schneider langfristige Lösungen. Am gestrigen Montag wollten die beiden allerdings die Sofortmaßnahmen herausstreichen. „Wir fordern ein Nachtfahrverbot für Lkw von 20 bis 6 Uhr, damit wir endlich schlafen können“. Aber auch eine Geschwindigkeitsbeschränkung (auf 40 km/h), Radarüberwachungen, sichere Querungshilfen und eine Auffächerung des Lkw-Verkehrs gehören zu den Forderungen der beiden Bürgerinitiativen, die übrigens in punkto S18 unterschiedliche Auffassungen vertreten.

Dass der Landeshauptmann im Zuge des Abschlussberichts zur S18-Evaluierung gesagt habe, „die Interessen der Bevölkerung werden mit Füßen getreten“, stört Eugen Schneider ungemein. „Dann soll er endlich etwas machen, zu tun gibt es genug.“ Christine Bösch-Vetter, Fraktionsobfrau der Lustenauer Grünen und Landtagsabgeordnete, unterstützt die Forderungen der Grünen. Auch ÖVP-Bürgermeister Kurt Fischer erwartet sich – anstelle von Ankündigungspolitik – die Umsetzung der seit vielen Jahren geforderten Sofortmaßnahmen.

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