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Wie Österreich Teilzeitarbeit steuerlich sogar noch fördert

15.02.2023 • 13:15 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
MINISTERRAT: KOCHER
MINISTERRAT: KOCHER APA/EVA MANHART

Während Sanktionen für Teilzeitarbeitende politisch wieder vom Tisch sind, gibt es andere Schrauben, an denen die Republik drehen könnte, um Vollzeit attraktiver zu machen.

Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) rudert am Mittwoch mit seinen Überlegungen, Teilzeitarbeitende zu sanktionieren, bereits wieder zurück. Damit dürfte die Debatte, Sozialleistungen für Menschen, die nicht Vollzeit arbeiten (welche genau er damit meint, hat der Minister nie konkretisiert) zu kürzen, vom Tisch sein.

Einen Ansatz, den man durchaus weiterverfolgen könnte, hat dagegen gestern AMS-Chef Johannes Kopf ins Spiel gebracht: Derzeit wird Teilzeitarbeit, besonders in Familien, vom Staat nämlich nicht nur nicht sanktioniert, sondern sogar noch gefördert.

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Steuererleichterungen

Einen Überblick über diverse Steuererleichterungen, die eine ungleiche Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit zwischen Frauen und Männern unterstützen, enthält eine 2018 veröffentlichte Übersicht des Wifo.

So sind Menschen, die vergleichsweise schlecht verdienen, im heimischen Steuersystem gegenüber Gutverdienern indirekt benachteiligt. Wer weniger als 11.693 Euro im Jahr verdient, zahlt beispielsweise keine Steuern, profitiert von “Negativsteuer” als Gutschrift auf Sozialversicherungsbeiträgen usw. Erst darüber wird der Eingangssteuersatz von 20 Prozent fällig.

Das mag sozialpolitisch wünschenswert sein, es führt aber auch dazu, dass beispielsweise Teilzeit arbeitenden Müttern mehr Netto von ihrem Bruttolohn bleibt – während ein Aufstocken der Stunden dann in der Durchrechnung weit weniger bringt.

“Zweitverdiener”

Weitere Faktoren, die es unattraktiv machen, als “Zweitverdiener” in einem Haushalt mehr zu arbeiten, sind laut Wifo-Expertin Margit Schratzenstaller unter anderem:

Die Folge dieses Systems hat vor kurzem der liberale Thinktank Agenda Austria visualisiert. In Österreich zahlt es sich im EU-Schnitt viel weniger aus, Stunden aufzustocken als in anderen Staaten:

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Auch Eco Austria-Chefin Monika Köppl-Turyna regt Reformen an, um Vollzeit attraktiver zu machen – etwa Änderungen bei der Arbeitslosenversicherung, beim Steuereingangsgrenzsatz und den Negativsteuern. “Würde man an diesen Schrauben drehen, würde das mehr Leute zur Vollzeitarbeit bringen”, so Köppl-Turyna im “Morgenjournal”.