Wenn die Ehe zur Kampfzone wird

Edward Albees Ehedrama „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ ist ab Donnerstag im Theater Kosmos zu sehen.
Die Verfilmung von 1966 mit Richard Burton und Elizabeth Taylor, in dem sich das damalige Ehepaar einen erbitterten Geschlecherkampf lieferte, trug dazu bei, dass das Stück weltberühmt wurde. „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ – Edward Albees Theaterklassiker aus dem Jahr 1962 – steht ab Donnerstag auf dem Programm des Theater Kosmos – und bildet die Grundlage für einen Spielplan, der sich der „Liebe in Zeiten der Krise“ widmet.
Doppelter Sinn
Dieses Motto sei im doppelten Sinn zu verstehen, erläutert Co-Theaterleiter Augustin Jagg, der das Stück inszeniert. „Es geht um die Krise in der Welt und die Krise in der Beziehung.“ Und wenn man das schon thematisiere, dann mit dem Ehedrama schlechthin. „Edward Albees Stück ist nach wie vor unglaublich. Der Text hat von seiner Aktualität und Wirkung nichts eingebüßt“, sagt Jagg.
Das scheinen auch andere Häuser so zu sehen. In den vergangenen Jahren stand das Stück an einigen Theatern auf dem Spielplan – ab Ende März ist es etwa auch am Stadttheater Konstanz zu sehen.

Mit der Stückwahl bzw. dem gesamten Spielplan verfolgen die Verantwortlichen des Theater Kosmos aber auch noch ein anderes Ziel. „Es ist toll, dass ein Theaterstück eine große Erzählung beinhaltet und die vorzustellen“, sagt Jagg. „Diese performative Sache, die in der Kultur zuletzt recht verbreitet war und sich sehr oft mit Befindlichkeiten auseinandersetzt, scheint mir ein bisschen abgelutscht“, formuliert es der Regisseur. Das Ganze habe vor einigen Jahren noch seine Berechtigung gehabt, aber mittlerweile handle es sich häufig um einen „Wiederaufguss“. Umso spannender sei daher eine kompakte, gut gebaute Erzählung.

„Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ wurde seit seiner Entstehung unzählige Male aufgeführt. Bei der Inszenierung könne man das Augenmerk auf unterschiedliche Aspekte legen, sagt Jagg. „Für mich ist dieses Spiel miteinander wichtig. Diese Spiel im Spiel ist ein wesentlicher Punkt“, beschreibt er seinen Ansatz. Für ihn beinhaltet diese Krise, bei all ihrer Schrecklichkeit, auch eine Chance.

Zum Inhalt: Das ältere Ehepaar George und Martha kommt spät nach Hause. Auf Einladung von Martha kommt dann noch ein jüngeres Paar auf Besuch: Nick und Honey. In der Folge zerfetzen sich die Älteren und auch die Jüngeren kommen nicht ohne Schaden davon. „Das junge Paar erwischt es genauso tragisch“, stellt der Regisseur fest. Emotionale Gewalt, Lebenslügen, zerstörte Illusionen sind die großen Themen dieses intimen Kammerspiels.

Dieses Spiel im Stück sei der Versuch, über sich die Beziehung zu definieren, erklärt Jagg. „Es geht nicht unbedingt um den Fight. Dieser Geschlechterkampf bis aufs Messer ist nicht so wichtig“, zeigt er seine Herangehensweise auf. Die Jungen würden zudem auf erschreckende Weise die Alten widerspiegeln. „Es wäre spannend zu sehen, wie es Nick und Honey zwanzig Jahre später geht.“
Sabine Lorenz und Hubert Dragaschnig sind als George und Martha zu sehen. Kaija Ledergerber und Kolja Heiss spielen Honey und Nick.
„Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ von Edward Albee. Premiere: Donnerstag, 23. Februar, 20 Uhr, Theater Kosmos, Bregenz. Weitere Aufführungen unter www.theaterkosmos.at