Wie Senioren künftig wohnen könnten

Schüler der SOB in Bregenz haben in ihrer Projektarbeit alternative Wohnformen für pfegebedürftige Menschen erarbeitet. Gestern wurden sie präsentiert.
Klingende Namen wie „Haus Vielfalt“, „Hof Freimonie“, „Lebensmosaikhaus“ oder „Lieber gemeinsam statt einsam“: Sie stehen für Wohnformen für pflegebedürftige Menschen in Vorarlberg, die angehende Diplom-Sozialbetreuer der Schule für Sozialbetreuungsberufe (SOB) entwickelt haben.
Wie jedes Jahr hat die Abschlussklasse des dreijährigen Lehrgangs auch heuer eine Projektarbeit durchgeführt. Sie stand unter dem Motto „Wo wollen wir im Alter wohnen?“ Julia Hagen, die Projektverantwortliche, erklärte bei der gestrigen Präsentation: „Im letzten Semester haben die Schüler darüber nachgedacht, wie sie sich ihr Alter im Falle einer Pflegebedürftigkeit vorstellen und wo sie dann leben möchten. Anhand dieser Antworten und auf Basis ihres Wissens haben sie ihre einzigartigen und kreativen Wohnkonzepte entwickelt.“ Das Ziel all dieser fiktiven Wohnkonzepte sei, die Lebensqualität und die Zufriedenheit der Bewohner zu stärken.

In Vierer- oder Fünfergruppen haben die Schüler die Konzepte erarbeitet. Sie umfassen nicht nur die konkrete Beschreibung der Wohnform selbst, sondern beinhalten auch die Mitarbeitenden, die Finanzierung, das Marketing und eventuelle Stolpersteine.
Das erste Projekt, das gestern in der SOB in Bregenz präsentiert wurde, war das „Haus Vielfalt“. „Es richtet sich an eine Zielgruppe, für die es in Vorarlberg bisher kein Angebot gibt: junge, pflegebedürftige Menschen“, erklärten die Vortragenden. Das „Haus für Vielfalt“ solle zehn Menschen ab 18 Jahren ermöglichen, in einer altersgerechten Gemeinschaft zu wohnen, so gäbe es zum Beispiel ein Pub in dem Haus. „Unsere Bewohnerinnen und Bewohner sind aufgrund eines Schicksalsschlages pflegebedürftig. Unser Ziel ist, dass sie sich bei uns wie zu Hause fühlen und sie die Sicherheit haben, nicht umziehen zu müssen, wenn es ihnen schlechter geht. Es gibt auch ein Palliativteam, das bis ans Lebensende begleitet.“
Kompetenzen fördern
„Lieber gemeinsam statt einsam“ war das zweite präsentierte Wohnprojekt. Es richtet sich an Menschen ab dem Rentenalter, einzige Voraussetzung ist: Der Bewohner darf maximal in der Pflegestufe fünf sein. „Weil wir nicht mehr Kapazitäten haben“, so die verantwortlichen Schüler. Wichtig ist zudem: „Wir sind kein Heim, sondern eine Wohnanlage mit Betreuungscharakter.“ Das Ziel sei, wenig Mitarbeitende anzustellen, damit die Kompetenzen der Bewohner so lange wie möglich gefordert und erhalten bleiben.
Denselben Gedanken verfolgen auch die Entwicklerinnen des Wohnkonzeptes „Hof Freimonie“. Dabei handelt es sich um einen landwirtschaftlich betriebenen Hof, auf dem neben Familien Senioren leben können. Durch die täglichen Aufgaben, die die älteren Personen in der Landwirtschaft übernehmen, soll dem Alter entgegengewirkt werden.
Eine Kooperation mit der SOB und einem interdisziplinären Team wie Case Management, Krankenpflegeverein oder Ärzten würde sicherstellen, dass gegebenenfalls pflegerische Betreuung gewährleistet wäre.

Das letzte präsentierte Projekt, das „Lebensmosaikhaus“, ist für Menschen mit Demenz gedacht. „In Vorarlberg gibt es bisher kein Haus, das auf diese Personengruppe spezialisiert ist“, erklärten die Schülerinnen, die das Konzept entwickelt haben. „Wir möchten diesen Menschen ein Zuhause bieten, in dem sie ganzheitlich gesehen und begleitet werden und wo sie Sicherheit und Orientierung erfahren.“ Eine ganzheitliche Wohngestaltung solle für eine wohnliche Umgebung sorgen, ein tägliches Aktivierungsangebot sei dafür da, den Ist-Zustand zu erhalten, und es gäbe viele Grünflächen sowie genügend Räume für Therapien wie Gedächtnistraining oder Aromatherapie.

All die Wohnprojekte sind im Konzeptstatus. Ob sie in dieser Form je umgesetzt werden, ist ungewiss. Die Schüler haben aber mit Engagement daran gearbeitet, und vielleicht kann der eine oder andere Verantwortliche Aspekte daraus umsetzen. Die zuständige Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker war gestern jedenfalls auch bei der Präsentation.
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