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Klare Bilder für große Leidenschaften

13.03.2023 • 22:11 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
<a href="https://landestheater.org/fileadmin/user_upload/image/presse_2022-23/maria_stuarda/mariastuarda_230222_c_anjakoehler.jpg"><br></a> Hyunduk Kim, Sofia Soloviy und Gabriel Wernick. <span class="copyright">Anja Köhler</span>

Hyunduk Kim, Sofia Soloviy und Gabriel Wernick. Anja Köhler

Viel Jubel gab es bei der Premiere für die Opernproduktion von Landestheater und SOV „Maria Stuarda“.

Die diesjährige Opernproduktion des Vorarlberger Landestheaters und des Symphonieorchesters Vorarl­berg (SOV), „Maria Stuarda“ von Gaetano Donizetti, begeistert mit großartigen Stimmen und einer reduzierten, aber ausdrucksstarken szenischen Umsetzung. Regisseurin Teresa Rotemberg lässt zwei starke Frauen aufeinandertreffen. Unter der Leitung des gebürtigen Peruaners Arturo Alvarado hat Donizettis Musik Feuer, Wärme und federnde Kraft.

Sechs junge Sängerinnen und Sänger verschmelzen auf beeindruckende Weise zu einem Ensemble, das den kleinen Bühnenraum des Theaters fast sprengt. Auch der von Benjamin Lack prächtig vorbereitete Bregenzer Festspielchor überzeugt mit stimmlicher wie darstellerischer Präsenz.

Eva Bodorova und Lucija Varsic.   <span class="copyright">Anja Köhler</span>
Eva Bodorova und Lucija Varsic. Anja Köhler

Man muss die komplizierten Verwandtschaftsverhältnisse von Königin Elisabeth I. von England (Elisabetta) und Maria Stuart (Maria Stuarda), Königin von Schottland, und die historischen Verstrickungen um Macht, Unterdrückung, Günstlinge und Ratgeber nicht unbedingt genau kennen, denn Donizetti erzählt ihre Geschichte in ausdrucksvollen Soloszenen, Duetten und Ensembles und charakteristischer Opernrhetorik. In Briefen sprachen sich die beiden Frauen als Schwestern an. Doch ist dies wie auch in der Oper eine förmliche Anrede. Sie waren Großcousinen mit Heinrich VII. als Großvater bzw. Urgroßvater.

Große Emotionen

Wichtig für die Oper sind die Emotionen, Elisabettas Machtwille und Angst vor Maria, die deshalb von ihr unterdrückt und isoliert wird. Zwischen die Fronten geraten Robert, der leidenschaftliche (und Maria liebende) Graf von Leicester, und auch der geistliche Berater Talbot, während Lord Cecil Elisabetta darin bestärkt, Maria umbringen zu lassen. Elisabetta zeigt sich im ersten Akt stark, aber auch unschlüssig, willigt in ein Treffen mit Maria ein. Die Begegnung der beiden Königinnen gipfelt in heftigen Anschuldigungen Marias an Elisabetta und in der Verurteilung Marias. Der Abschied Marias von ihren Vertrauten ist herzzerreißend emotional.

Lucija Varsic, Eva Bodorová, Andrii Ganchuk und der Bregenzer Festspielchor. <span class="copyright">Anja Köhler</span>
Lucija Varsic, Eva Bodorová, Andrii Ganchuk und der Bregenzer Festspielchor. Anja Köhler

Regisseurin Teresa Rotemberg und Bühnen- und Kostümbildnerin Sabina Moncys lassen den Personen viel Raum auf der sparsam eingerichteten Bühne: Ein gro­ßer Thron, ein Tisch, niedrige Türen im grauen Raum, ein paar Rosen in der Gartenszene Marias, eine durchsichtige Zwischenwand und stimmige Lichtführung (Arndt Rössler) genügen. Die Kostüme sind modern, leuchtend rot für Elisabetta, in blauem oder gelbem Samt für Maria. Einzig vor ihrer Hinrichtung legt Maria einen schwarzen Krönungsmantel an.

Üppig und historisierend sind die langen geflochtenen Perücken der Männer und der leuchtende Haarkranz der Elisabetta. In schlichtes dunkles Schottenkaro gekleidet ist Anna, die Vertraute der Maria.

<a href="https://landestheater.org/fileadmin/user_upload/image/presse_2022-23/maria_stuarda/mariastuarda_230034_c_anjakoehler.jpg"><br></a>Hyunduk Kim und Andrii Ganchuk. <span class="copyright">Anja Köhler</span>

Hyunduk Kim und Andrii Ganchuk. Anja Köhler

Wie öfters im Landestheater ist der Orchesterklang des SOV zunächst recht direkt, rundet sich jedoch immer mehr und lässt mit schönen Holzbläsersoli, filigranen Streichern, kraftvollen Fanfaren oder einem warmen Harfensolo aufhorchen. Arturo Alvarado bringt lyrische Linien und flammende Attacke in Einklang, hält die Balance zwischen Bühne und kleinem Orchestergraben und lässt Orchester und Ensembles auch mal effektvoll aufrauschen.

Würdevoll

Mit ihrem starken, manchmal dunkel timbrierten Sopran spiegelt die Ukrainerin Sofia Soloviy die Gefühle der Elisabetta. Jung, verletzlich und stark zugleich, geschmeidig in den Koloraturen und würdevoll in der Ausstrahlung ist die Maria der Slovakin Eva Bodorová. Die Stimme des koreanischen Tenors Hyunduk Kim in der Rolle des Leicester wirkt zunächst etwas schmal, rundet sich aber immer mehr in warmem Glanz und blitzender Beweglichkeit. Andrii Ganchuk als Talbot ist zunächst dominant, entwickelt in der großen Szene als Beichtvater der Maria viel Wärme und Empathie. Gabriel Wernick als intrigierender Höfling Cecil und Lucija Varsic als Anna fügen sich gut ins Ensemble ein.

Die berührende Geschichte, die hochfliegenden Emotionen in Donizettis Musik und die intensive Umsetzung durch das gesamte Team heizen die Spannung im Landestheater an und lassen das Publikum am Sonntag bei der Premiere in Bregenz jubeln. Katharina von Glasenapp

Weitere Vorstellungen bis 2. April unter www.landestheater.org

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