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Auch im Fürstentum ist der Rhein ein Thema

17.03.2023 • 16:59 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
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Nicht nur in Vorarlberg und St. Gallen geht es um die Weiterentwicklung des Flusses.

Das Projekt Rhesi ist in Vorarlberg und im benachbarten Kanton St. Gallen schon seit mehreren Jahren ein teilweise heiß diskutiertes Thema. Es geht dabei darum, den Hochwasserschutz am Rhein zwischen Illspitz und Bodensee deutlich zu erhöhen. Zugleich sollen aber auch die Trinkwasserversorgung, die Ökologie und auch die Naherholung profitieren. Doch nicht nur im Ländle beschäftigt der Umgang mit dem Alpenrhein die Menschen.

Variantenstudie

Auch im benachbarten Fürstentum Liechtenstein sind die zuständigen Stellen damit befasst. So wurde vergangene Woche bekannt, dass im Rahmen des Vorprojekts zur Rheinaufweitung im Bereich Schaan-Buchs-Eschen eine Variantenstudie vorgestellt wurde. In einer nächsten Phase sollen vertiefende Abklärungen etwa hinsichtlich der Auswirkungen auf die Ökologie oder über die Beschaffenheit des Untergrunds getroffen werden.

Ursprung im Jahr 2005

Dies ist jedoch nicht die einzige Maßnahme, an der im Fürstentum gearbeitet wird, wie Emanuel Banzer, Leiter des Amts für Bevölkerungsschutz, berichtet. Als Grundlage für die Überlegungen dient das „Entwicklungskonzept Alpenrhein“, zu dem sich im Jahr 2005 das Land Vorarlberg, das Fürstentum Liechtenstein, die beiden Kantone Graubünden und St. Gallen sowie die Internationale Rheinregulierung bekannt haben. In dem grenzüberschreitenden Konzept werde der Alpenrhein als Ganzes betrachtet, erläutert Banzer. Es dient als Richtplan für die künftigen Entwicklungen entlang des Flusses – von dessen Ursprung am Zusammenfluss von Vorder- und Hinterrhein bis hin zur Einmündung in den Bodensee. Auch das Projekt Rhesi wurde auf Basis dieses Entwicklungskonzepts erarbeitet.

2005 wurde in Bregenz das Entwicklungskonzept unterzeichnet. Damals war noch Herbert Sausgruber Landeshauptmann in Vorarlberg. <span class="copyright">VLK/Franke</span>
2005 wurde in Bregenz das Entwicklungskonzept unterzeichnet. Damals war noch Herbert Sausgruber Landeshauptmann in Vorarlberg. VLK/Franke

Wie in Vorarlberg steht auch im Fürstentum Liechtenstein der Hochwasserschutz im Fokus der Überlegungen rund um den Alpenrhein. So wird beispielweise der bauliche Zustand der Dämme überwacht und untersucht. Wo es notwendig ist, gibt es entsprechende Sanierungsmaßnahmen. Im Entwicklungskonzept werden für den Liechtensteiner Abschnitt des Rheins zudem vier Aufweitungen vorgeschlagen. Neben der Erhöhung des Hochwasserschutzes sollen diese ebenso dazu dienen, den Alpenrhein wieder ökologischer und nachhaltiger zu gestalten.

Zwei Aufweitungen

Gemeinsam mit dem Kanton St. Gallen habe man sich dazu entschieden, zwei der vier vorgeschlagenen Aufweitungen genauer anzuschauen, erklärt Banzer. Eine davon würde den bereits genannten Bereich Schaan-Buchs-Eschen betreffen. Die andere wäre bei Sevelen-Vaduz situiert. Bei ersterer Aufweitung läuft derzeit das erwähnte Vorprojekt. Laut dem Leiter des Amts für Bevölkerungsschutz soll dieses im Verlauf des heurigen Jahres abgeschlossen werden. Dann gebe es Klarheit, wie genau die Aufweitung aussehen könnte und mit welchen Kosten diese verbunden wäre. Auf dieser Grundlage könne schließlich die gesellschaftspolitische Diskussion darüber geführt werden, ob eine Umsetzung gewünscht ist. Schlussendlich müsse dann der Liechtensteiner Landtag darüber entscheiden.

Nach Ansicht der Initiative "Werkstatt Faire Zukunft" wird der Rhein in ein Korsett gezwungen. <span class="copyright">Shutterstock</span>
Nach Ansicht der Initiative "Werkstatt Faire Zukunft" wird der Rhein in ein Korsett gezwungen. Shutterstock

Naturschützer sind nicht zufrieden

Die jüngst präsentierte Variantenstudie zur Rheinaufweitung im Bereich Schaan-Buchs-Eschen wird von den Umweltverbänden im Fürstentum Liechtenstein kritisch gesehen. Das berichtete in der vergangenen Woche dem Liechtensteiner „Vaterland“. Demnach wird bemängelt, dass das Potenzial der Aufweitung bei Weitem nicht ausgenutzt werde. Man werde daher sicher noch einmal eine Stellungnahme zu den geplanten Varianten abgeben, sagte etwa Elias Kindle, Geschäftsführer der Liechtensteinischen Gesellschaft für Umweltschutz (LGU), im Gespräch mit der Tageszeitung.

Seitens der „Werkstatt Faire Zukunft“ wird bemängelt, dass nicht alle Umweltverbände zu der Information über die Variantenstudie eingeladen gewesen seien. „Dies entspricht nicht unserem Verständnis eines partizipativen Prozesses unter Einbindung aller Anspruchsgruppen“, wird Andi Götz, Geschäftsführer der „Werkstatt Faire Zukunft“, in dem Zeitungsartikel zitiert. Die Initiative wurde ursprünglich gegründet, um sich mit der Frage nach einem enkeltauglichen und klimaverträglichen Lebensstil zu befassen. Heute widme man sich insbesondere den Aufweitungen des Alpenrheins, heißt es auf der Webseite der Initiative.

Noch nicht ganz so weit ist man bei der möglichen Aufweitung im Bereich Sevelen-Vaduz. Hier läuft derzeit eine Machbarkeitsstudie, ob eine Umsetzung des Projekts überhaupt realistisch ist. So werden etwa Fragen bezüglich flussbautechnischer Themen oder im Bezug auf das Grundwasser geklärt. Auch weitere allfällige Bereiche wie etwa mögliche Nutzungskonflikte werden unter die Lupe genommen. Sollte eine Umsetzung als machbar eingestuft werden, könnte der Ablauf jenem im Bereich Schaan-Buchs-Eschen folgen, erklärt Banzer. In einem Vorprojekt würden dann die konkreten Maßnahmen und Kosten herausgearbeitet, um schließlich eine Entscheidung über eine Umsetzung treffen zu können.

In regelmäßigem Austausch

Ganz allgemein erfolgt die Entwicklung des Alpenrheins in den einzelnen Ländern und Kantonen nicht isoliert im „luftleeren Raum“. Neben dem Konzept aus dem Jahr 2005 als Richtschnur gibt es auch einen regen und regelmäßigen Austausch der Akteure in Vorarlberg, Liechtenstein und den beiden Kantonen Graubünden und St. Gallen. Schließlich fließt das Wasser des Alpenrhein völlig unbeeindruckt von Landes- und Staatsgrenzen vom Quellgebiet bis hin zur Bodenseemündung.

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