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Weiter offene Fragen zu Freifächern

17.03.2023 • 19:55 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Auswirkungen des Lehrermangels auf Freifächer. <span class="copyright">Steurer</span>
Auswirkungen des Lehrermangels auf Freifächer. Steurer

Eine Anfragebeantwortung bringt wenig Licht in die Frage, ob Freifächer vom Lehrermangel betroffen sind.

Jene Anfragebeantwortung zum Lehrermangel in Vorarlberg, zu der das Land am Donnerstag eine Presseaussendung verschickte, noch bevor man das Dokument selbst veröffentlicht hatte, wurde mittlerweile auf der Webseite des Landtages publiziert. Das Land weigert sich darin, die zentrale Frage der Anfrage von Manuela Auer (SPÖ) zu beantworten – nämlich ob die Vorarlberger Schulen Freigegenstände wegen Personalmangel streichen mussten. Dies ließe sich nur herausfinden, wenn man alle Schulen fragen würde, heißt es. Das wiederum sei „unverhältnismäßig und würde die Schulleitungen – gerade größerer Standorte – sehr beanspruchen“, so Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink in der Anfragebeantwortung.

Manuela Auer (SPÖ) wollte wissen, wie viele schulische Zusatzangebote flachfielen. <span class="copyright">Hartinger</span><br>
Manuela Auer (SPÖ) wollte wissen, wie viele schulische Zusatzangebote flachfielen. Hartinger

Wirrwarr bei Ausschreibungen.

Wenig belastbar sind auch die Angaben zu offenen Lehrerstellen. Auf die Frage, wie viele Lehrerstellen fehlen, antwortet das Land eher knapp: „Der Lehrpersonenbedarf, das Ausmaß und die gesuchten Fächer können den Stellenausschreibungen auf der Homepage der Bildungsdirektion entnommen werden.“

Worum geht es?

Unverbindliche Übungen sind Unterrichtsveranstaltungen, zu denen sich Schüler freiwillig anmelden können, die aber nicht beurteilt werden. Freigegenstände, sogenannte Freifächer, sind ebenfalls nicht verpflichtend, werden aber benotet. Generell sind beide Angebote ab 15 Anmeldungen durchzuführen. Die Anfrage im Landtag sollte klären, ob der LehrerMangel dies in manchen Fällen verhindert.

Laut der genannten Webseite der Bildungsdirektion werden aktuell 16 Pflichtschullehrer mit einem Gesamtpensum von 259 Unterrichtsstunden pro Woche gesucht. Für die Bundesschulen wird auf ein Bewerbungsportal verwiesen, auf dem aktuell jedoch nur eine Lehrerstellenausschreibung aus Vorarlberg zu finden ist, die wiederum keine Bundesschule betrifft. Demnach fehlt nach Darstellung des Landes und der Bildungsdirektion aktuell keine einzige Lehrkraft an den Vorarlberger Gymnasien HAK und HTL.
Unklar bleibt, warum sich von den 16 offenen Pflichtschulstellen, die man nur in einem PDF findet, das man von der Webseite der Bildungsdirektion herunterladen muss, nur eine einzige im genannten Bewerbungsportal eingetragen wurde.

Kaum Angebot an Kleinschulen

Konkrete Zahlen können Land und Bildungsdirektion hingegen zu den Schulen liefern, an denen überhaupt Freigegenstände und unverbindliche Übungen angeboten werden: „Von den 162 Volksschulen bieten heuer 114 Volksschulen Unverbindliche Übungen an.“ Bei den 48 Volksschulen, die über kein solches Angebot verfügen, handle es sich um neun mittelgroße und ansonsten ausschließlich kleine Schulen. Hauptinhalte der angebotenen Übungen „sind Muttersprachlicher Unterricht, Chor und Musik, Bewegung und Sport, Soziales Lernen, Begabungsförderung, Kreatives Gestalten, Lebende Fremdsprache Englisch.“

Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink beantwortete als Bildungslandesrätin die Anfrage. <span class="copyright">Lerch/pauschal</span>
Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink beantwortete als Bildungslandesrätin die Anfrage. Lerch/pauschal

Während es also solche unverbindlichen Lernangebote an 29,6 Prozent der Vorarlberger Volksschulen nicht gibt, müssen nur 10 von 56 und damit 17,9 Prozent der Mittelschulen ohne unverbindliche Übungen auskommen. „Sehr viele Schulen machen den Schüler/innen Angebote in den Bereichen Sport und Musik/Chor“, so das Land. Auch „Vorbereitung auf das ECDL-Zertifikat, Robotik und Informatik“ seien ein häufiges Angebot. Insgesamt würden an den Pflichtschulen „1318 Lehrerstunden für Unverbindliche Übungen aufgewendet“, das entspreche 60 Vollzeitlehrkräften. Freigegenstände gibt es an 44 von 56 Mittelschulen, während die Volksschulen ihre Zusatzangebote hauptsächlich im Rahmen von unverbindlichen Übungen und Ganztagsangeboten gestalten. Die Freifächer an Mittelschulen machen noch einmal 243 Zusatzstunden beziehungsweise elf Vollzeitlehrer aus.

„Engpässe gibt es vor allem in den Fächern Deutsch, Mathematik, Englisch, technisches Werken, Physik/Chemie, Ernährung/Haushalt, Musikerziehung sowie im klassenführenden Bereich an Volksschulen.“

Barbara Schöbi-Fink, Landesstatthalterin

Man sei bemüht, den Lehrermangel durch Neueinstellungen und dabei vermehrt durch Quereinsteiger sowie eine „restriktive Vorgehensweise“ bei Karenzierungen, Sabbaticaks und Stundenreduzierungen abzufedern, heißt es weiter. Das Land zählt außerdem eine Reihe weiterer Maßnahmen, die man im Gegensatz zu den kritischen Inhalten bereits in der Presseaussendung vom Donnerstag erwähnt hatte.

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