Der Wunsch nach mehr Mitsprache

AHS-Landesschulsprecherin Britta Kling spricht über das Verhältnis der Schülervertreter zur Politik.
Eine langjährige Forderung des Vorarlberger Schülerinnen- und Schülerparlaments (SiP) ist kürzlich vom Landtag erfüllt worden.
In den Schulen, bei denen das Land als Schulerhalter fungiert, werden künftig kostenlose Menstruationsartikel angeboten. Zugleich wurden auch die anderen Schulerhalter – die Gemeinden und der Bund – dazu angehalten, dem Beispiel des Landes zu folgen. Erst im vergangenen Dezember hatte das SiP wieder einmal einen entsprechenden Antrag mit der Forderung beschlossen.
Noch nicht getan
Entsprechend erfreut zeigt sich Britta Kling, AHS-Landesschulsprecherin und Pressesprecherin der Landesschülerinnen- und -schülervertretung, auf Nachfrage der NEUE am Sonntag: „Wir sind schon sehr dankbar dafür, dass es nun zu diesem Schritt gekommen ist.“ Schließlich habe sich das SiP schon seit Längerem für die Sache stark gemacht. Aus Sicht der AHS-Landesschulsprecherin ist es aber mit dem Beschluss im Landtag noch nicht getan. Denn noch immer sei damit nicht sichergestellt, dass es an allen Bildungseinrichtungen kostenlose Menstruationsartikel gibt.

Die Jugendlichen würden auf jeden Fall an dem Thema dran bleiben, „bis es an allen Schulen dieses Angebot gibt“, betont Kling. Eine Entscheidung der Dornbirner Stadtvertretung nur einen Tag nach dem Landtagsbeschluss gibt dabei Anlass zur Hoffnung. Denn dort wurde ein Antrag der Grünen einstimmig angenommen, dass an allen Schulen, für welche die Stadt zuständig ist, kostenlose Menstruationsprodukte angeboten werden. „Es wäre schön, wenn es durch die Entscheidung im Landtag eine Kettenreaktion geben würde“, meint Kling. Denn schlussendlich sei es egal, wie das Ziel der kostenfreien Hygieneprodukte für Mädchen an allen Schulen erreicht werde.
Über 60 Delegierte bei der letzten Sitzung
Einmal pro Semester – also insgesamt zweimal pro Jahr – tagt in Vorarlberg das Schülerinnen- und Schülerparlament“ (SiP). Organisiert wird die Veranstaltung, welche im Sitzungssaal im Bregenzer Landhaus über die Bühne geht, von der Landesschülervertretung. Eingeladen sind dazu pro Schule jeweils drei Personen aus der Schülervertretung.
Bei der bisher letzten Sitzung am 2. Dezember des vergangenen Jahres haben sich über 60 Delegierte aus dem ganzen Land für das SiP angemeldet. Insgesamt 15 unterschiedliche Anträge standen auf der Tagesordnung und sollten diskutiert werden. Aus Zeitgründen konnten jedoch nicht alle behandelt werden, ehe am späten Nachmittag die Sitzung beendet wurde.
Die nächste Sitzung des SiP ist für den 14. April geplant.
Dranbleiben wollen die Jugendlichen aber auch bei einem anderen Thema, das im SiP Teil des Antrags für kostenlose Menstruationsartikel war, aber bei der Debatte im Landtag keine Rolle gespielt hat. Denn die Schülerinnen und Schüler hatten auch gefordert, dass es an den Bildungseinrichtungen geschlechtsneutrale Toiletten geben soll. „Toiletten für alle, sonst gibt‘s Krawalle!“ lautete der Titel des Antrags, in dem auch die Forderung nach den Hygieneartikeln enthalten war. Auch hierbei handelt es sich um eine langjährige Forderung des SiP, wie die AHS-Landesschulsprecherin berichtet. Daher werde sicher auch in dieser Frage nicht locker gelassen.
Beschlüsse präsentiert
Mit dem Austausch mit den Verantwortlichen der heimischen Politik sind die Jugendlichen durchaus zufrieden. Immerhin haben die Vertreterinnen und Vertreter des SiPs die Gelegenheit, die Beschlüsse aus dem Plenum auch den Landespolitikern zu präsentieren. So gab es beispielsweise ein Treffen mit Landesstatthalterin und Bildungsreferentin Barbara Schöbi-Fink. Auch das erweiterte Präsidium des Landtags sowie der Kultur- und Bildungsausschuss haben sich mit den Forderungen des SiPs befasst. Dennoch sei die Frage, ob sich die Jugendlichen von der Politik ernst genommen fühlen, schwierig zu beantworten, findet Kling: „Wir haben oft das Gefühl, dass Entscheidungen über unsere Köpfe hinweg getroffen werden.“ Die Frage, wie es jenen geht, die davon betroffen sind, werde vielfach überhaupt nicht gestellt. Dabei könnten gerade die Schülerinnen und Schüler durchaus einiges zu den Debatten beitragen. Dies zeige sich auch an der sehr großen Bandbreite an Themen, welche im SiP bei jeder Sitzung diskutiert würden.

Doch auch in den Bildungseinrichtungen selbst würden sich die Jugendlichen bei so manchen Dingen mehr Mitsprache wünschen, wobei es hier natürlich Unterschiede zwischen den einzelnen Schulen gebe. Ein Unterrichtskonzept, das bei den Schülerinnen und Schülern besonderen Anklang findet, ist jenes von „Frei Day“. Dabei handelt es sich um ein Lernformat, in dem Kinder und Jugendliche sich mit selbst gewählten Zukunftsfragen befassen und konkrete Lösungen entwickeln. Auch in Vorarlberg gebe es bereits einige „Frei Day“-Schulen. Ziel müsse es sein, dass es noch mehr werden, zeigt sich die AHS-Landesschulsprecherin überzeugt.
Zu wenig berücksichtigt
Es gehe den Schülervertreterinnen und -vertretern darum, die Bildungseinrichtungen zu verbessern und mitzureden. Die Anliegen und Forderungen des SiPs würden zwar durchaus gehört, meint Kling. Auch Verständnis dafür sei vorhanden. Allerdings würden die Anliegen der jungen Menschen zu wenig berücksichtigt und vielfach sogar ignoriert. Schon beim SiP im vergangenen Dezember hatten Kling und einer ihrer Schulsprecherkollegen es auf den Punkt gebracht: „Mit bloßem Zuhören ist es nicht getan.“
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