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Besonderer Einsatz für das Gemeinwohl

19.03.2023 • 06:00 Uhr / 8 Minuten Lesezeit
Landeshauptmann Markus Wallner dankte den Vorarlbergern für ihren besonderen Einsatz für das Land. <span class="copyright">Land Vorarlberg/Serra </span><br>(2),  ,, Hartinger (2), Integration Vorarlberg, Herbert Isele
Landeshauptmann Markus Wallner dankte den Vorarlbergern für ihren besonderen Einsatz für das Land. Land Vorarlberg/Serra
(2), ,, Hartinger (2), Integration Vorarlberg, Herbert Isele

Anlässlich des heutigen Landesfeiertages wurden am Freitag elf ­Vorarlberger und Vorarlbergerinnen für ihren besonderen ­Verdienst vom Land geehrt.

Anlässlich des heutigen Josefitags, dem Tag des Vorarlberger Landespatrons, wurden am Freitag elf Vorarlberger Persönlichkeiten für ihre Leistungen geehrt. Ihnen wurden insgesamt acht Landesauszeichnungen und drei Bundesauszeichnungen überreicht. Dies sei ein Ausdruck der Wertschätzung, so Landehauptmann Markus Wallner beim Festakt im Montfortsaal. So sollen Bürger in den Mittelpunkt gerückt werden, die sich besonders für die Gesellschaft einsetzen.

Teamarbeit statt Einzelkämpfer.

Dieses Rampenlicht ist für viele Geehrte ungewohnt. Einige sehen sich jedoch als stellvertretend für größere Teams, welche nur gemeinsam derartiges Engagement erbringen können. Etwa wie ein Pilot vom Rundflugteam Hohenems, Andreas Seeburger: „Ich nehme das Große Verdienstzeichen stellvertretend für alle Leute, die mir Fliegen für Kinder seit 22 Jahren ermöglichen, entgegen.“ Der Bludenzer ermöglicht gemeinsam mit anderen Piloten Kindern mit Handicap Rundflüge. 300 bis 400 Kinder dürfen Vorarlberg jährlich auf diesem Weg von oben bestaunen. Dadurch will Seeburger ihnen ermöglichen, den tristen Alltag zu vergessen.

Andreas Seeburger setzt sich für Kinder mit Behinderungen ein. <span class="copyright">Handout Fliegen Für Kinder</span>
Andreas Seeburger setzt sich für Kinder mit Behinderungen ein. Handout Fliegen Für Kinder

„Mir liegen die Kinder am Herzen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens sind“, sagt er. Die Geschwister müssen dabei keinesfalls am Boden bleiben. Da Kinder mit Behinderung viel Aufmerksamkeit der Eltern benötigten, würden ihre Brüder und Schwestern teilweise hinten anstehen, begründet der Bludenzer das. Der 58-Jährige möchte auch weiterhin ermöglichen, dass die Kinder „in die Luft kommen“ und dort besondere Eindrücke erleben können. Für ihn bedeutet Fliegen Emotion und ein Zusammenspiel von Technik und Mensch.

Vision einer Schule für alle

Neben Seeburger wurden noch weitere Vorarlbergerinnen für ihr Engagement für Kinder mit Behinderung gewürdigt. Claudia Niedermair erhielt ein Großes Verdienstzeichen für ihren Einsatz für Kinder mit hohem Unterstützungsbedarf mit dem Verein „Integration Vorarlberg“. Die Pädagogin hatte die Vision einer Schule für alle, als Kinder mit kognitiver Beeinträchtigung noch keinen Plan B zur Sonderschule hatten. Sie hat unter anderem bewirkt, dass Inklusion in diversen Ausbildungen berücksichtigt wird. „Mein Herz war immer bei den Kindern, die es schwerer hatten“, erzählt sie von ihrer Zeit als Lehrerin.

Claudia Niedermair setzt sich für Kinder mit Behinderungen ein. <span class="copyright">Land Vorarlberg/Serra</span>
Claudia Niedermair setzt sich für Kinder mit Behinderungen ein. Land Vorarlberg/Serra

In den 30 Jahren, in denen die Lustenauerin für Kinder mit kognitiver Beeinträchtigung gearbeitet hat, hat sich einiges getan. Früher hat es für Kinder mit Behinderung nur die Sonderschule gegeben. Niedermair ist jedoch überzeugt, dass eine Kombination vom Lernen miteinander, nebeneinander und voneinander wichtig ist. Kinder lernen durch Nachahmung. „Wenn viele Kinder gemeinsam in einer Klasse sind, die nicht reden können, wie sollen sie dann sprechen lernen?“, hinterfragt die 67-Jährige. Mittlerweile haben sie auch die Wahl, einen Kindergarten oder eine Mittelschule oder einen Arbeitsplatz zu besuchen.

Sie bedauert, dass die Phase der vielen Möglichkeiten inzwischen vorbei ist. „Derzeit muss man schauen, dass das Erkämpfte erhalten bleibt“, schätzt sie die Lage ein. Wichtig sei, dass angehende Lehrer schon für das Thema sensibilisiert werden und sich die Einstellung gegenüber Menschen mit Behinderung dadurch ändere. In den Köpfen sei das Vorurteil verankert, dass Menschen mit Behinderung weniger wert seien als Menschen ohne Behinderung. Ihr Ziel ist, dass irgendwann Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung immer mitgedacht werden. „Dann braucht es uns nicht mehr“, sagt sie.

„Kann es, weil ich Mama bin“

Derzeit benötigt es solche aktive Menschen jedoch noch. Wie auch Petra Girardi, welche sich für Kinder und Erwachsene mit Behinderung engagiert. Die Nachricht über das Verdienstzeichen hat die Höchsterin nachdenklich gestimmt. Es hat in ihr Erinnerungen an das Auf und Ab der vergangenen 31 Jahre und an Menschen, die sie dadurch kennenlernte, hervorgerufen.

 Petra Girardi setzt sich für Kinder mit Behinderungen ein. <span class="copyright">Klaus Hartinger</span>
Petra Girardi setzt sich für Kinder mit Behinderungen ein. Klaus Hartinger

Die Mutter eines autistischen Sohnes hat sich nicht mit den vorhandenen Rahmenbedingungen zufrieden gegeben. Sie wollte gleiche Chancen für Christopher wie für andere Kinder. Sie bewirkte, dass er die Regelschule besuchen durfte und dass der mittlerweile Erwachsene in einer Wohnung mit Assistenten ein eigenständiges Leben führen kann. „Viele fragen mich, wie man das kann. Ich sage dann, dass ich das kann, weil ich Mama bin“, erklärt die 58-Jährige. In ihrer Zeit als Tankstellenleiterin hat sie dort außerdem diverse Aufgabenbereiche für Menschen mit Behinderung geschaffen. Sie sieht trotz der Entwicklungen immer noch Änderungsbedarf beim Thema Inklusion in Vorarl­berg. Corona habe gezeigt, dass es noch keine Lösungen für Menschen mit Behinderung gebe. Etwa ihr Sohn konnte nicht geimpft werden, wofür dann die einzige Lösung Quarantäne war.

„Es kann jeden treffen“

Auch ein Herz für Menschen, die es nicht einfach im Leben haben, hat der Harder Pfarrer Erich Baldauf. Er sieht es jedoch als Verdienst des ganzen Teams des Hauses der jungen Arbeiter, später Kaplan Bonetti, an. Sein Bemühen, dass Menschen den Weg aus der Krise finden, sieht er als Auftrag der Kirche und des Evangeliums.

Pfarrer Erich Baldauf sind wohnungslose Menschen in Krisen ein Anliegen. <span class="copyright">Klaus Hartinger</span>
Pfarrer Erich Baldauf sind wohnungslose Menschen in Krisen ein Anliegen. Klaus Hartinger

„Es kann jeden Menschen treffen“, warnt der 66-Jährige. Er habe dort Universitätsassistenten, Abteilungsleiter und Priester angetroffen. Die Begegnungen haben ihn ein Stück weit Dankbarkeit gelehrt, dass das Bewältigen des Alltags nicht selbstverständlich ist. Die Funktion als Obmann hat er nicht mehr inne, doch Menschen in Krisen werden ihm weiterhin ein wichtiges Anliegen bleiben. Er ist überzeugt, dass ohne eine derartige Einrichtung es etwa mehr Gerichtsverhandlungen und Familienkonflikte geben würde: „Dies käme der Gesellschaft weit teurer als die Einrichtung.“

Für die Sicherheit der Vorarlberger sorgte auch Andreas Reiterer im Rahmen seiner Tätigkeit bei der Sektion Vorarlberg der Wildbach- und Lawinenverbauung. Der kürzlich pensionierte Vandanser bezeichnet Vorarlberg als bei Naturgefahren negativ bevorzugt. Dies würde der Starkregen im August 2022 zeigen. So sind Maßnahmen wie Lawinenverbauung oder Auffangbecken eine wichtige Vorsorge.

Solche Starkregenereignisse beschäftigen auch den Lustenauer Herbert Isele, wenn er ehrenamtliche Ernteprognosen für das Gebiet Hohenems und Lustenau macht. Dabei berücksichtigt der 67-Jährige seit 22 Jahren diverse Einflussfaktoren. Für seinen Einsatz hat er eine Goldene Medaille erhalten.

Herbert Isele aus Lustenau ist beigeisterter Gärtner und macht Ernteprognosen.<span class="copyright"> Herbert Isele</span>
Herbert Isele aus Lustenau ist beigeisterter Gärtner und macht Ernteprognosen. Herbert Isele

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