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Diese Frau ist eine Schneeglöckchen-Liebhaberin

21.03.2023 • 18:35 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
Diese Frau ist eine Schneeglöckchen-Liebhaberin
Judith Sperger aus Lustenau. Gerhard Vylet

Judith Sperger aus Lustenau ist fasziniert von den zarten Frühlingsboten. In ihrem Garten gedeihen mehr als 200 verschiedene Sorten.

Wenn Judith Sperger aus Lustenau von Schneeglöckchen erzählt, beginnen ihre Augen zu leuchten. Sie ist Gartengestalterin, Blumenkennerin und Galanthophile, was so viel heißt wie Schneeglöckchen-Liebhaberin, ist sie doch eine der wenigen Schneeglöckchen-Sammlerinnen Vorarlbergs. Beim Besuch der NEUE führen Judith Sperger und ihr Mann Gerhard durch ­ihren zauberhaften Garten, in dem gerade Frühblüher wie Krokus, Winterlinge, Cyclamen, Schneerosen, Zwerg-Iris und vor allem Schneeglöckchen wachsen.

„Blewbury Tart“ wurde 1975 entdeckt.
„Blewbury Tart“ wurde 1975 entdeckt.

Auf den ersten Blick scheinen sich die meisten Schneeglöckchen nicht voneinander zu unterscheiden. Sobald man aber genauer hinsieht, offenbaren sich die Eigenarten. Über 230 von den derzeit rund 2000 verschiedenen Schneeglöckchen-Sorten finden sich zwischen November und März im Garten von Judith Sperger. Während ­manche ­Sorten bereits die ­Sehnsucht nach dem Frühling vor Weihnachten wecken, blühen ab Jänner viele verschiedene Schneeglöckchen gleichzeitig.

Diese Frau ist eine Schneeglöckchen-Liebhaberin
Galanthus “Ballerina” wurde erstmal 1991 im Südewesten Englands gefunden. Gerhard Vylet

Schon als Kind waren Schneeglöckchen für Judith Sperger etwas ganz besonderes. Bei einem Besuch der Schneeglöckchen-Tage in Nettal in Deutschland – nahe der holländischen Grenze – hat sie sich Hals über Kopf in diese zarte Pflanze verliebt. Bei den Pflanzentagen werden neue Züchtungen vorgestellt und verkauft. Wie sie berichtet, verbreiten die vielen Schneeglöckchen dabei eine besondere Stimmung. Die gemeinsame Freude an den Blumen mischt sich mit der Vorfreude auf den Frühling zu einem rundum positiven Gefühl.

Das bei uns heimische Kleine Schneeglöckchen. <span class="copyright">Gerhard Vylet</span>
Das bei uns heimische Kleine Schneeglöckchen. Gerhard Vylet

Sie brachte verschiedene Exem­plare von dieser Reise mit und hoffte, dass diese in ihrem Garten heimisch werden. Dies ist, wie man heute sieht, geglückt. Eine Garantie, dass die Pflanze wächst und gedeiht, gibt es aber nicht. Auch dann nicht, wenn die Zwiebel einen hohen Preis hat. So hat Judith Sperger über die Jahre eine stattliche Sammlung aufgebaut und ihren Garten in eine Oase der Glückseligkeit verwandelt.

„Wandlebury Ring“ wurde nach dem südlich von Cambridge liegenden Naturschutzgebiet benannt. <span class="copyright">Gerhard Vylet</span>
„Wandlebury Ring“ wurde nach dem südlich von Cambridge liegenden Naturschutzgebiet benannt. Gerhard Vylet

Naturparadies

Spergers Garten ist obwohl gestaltet, oder sollte man besser sagen komponiert – ein Naturparadies geblieben. Ihre Philosophie, wonach der Mensch nur Bewohner der Natur ist, aber nicht ihr Herrscher, ist in vielen Details im Garten zu erkennen. Ohne Chemie wird gegärtnert, um der Natur so wenig wie möglich „anzutun“. Dadurch wird auch ein Lebensraum für diverse Insekten geschaffen. Zur Freude der Spergers sind in ihrem Garten viele Vogelarten zu beobachten. Futterhäuschen, Nistkästen, Bäume und eine Vielzahl an verschiedenen Sträuchern laden Vögel dazu ein, im Garten zu zwitschern. Dazu passt auch ihr Gedanke zu den Schneeglöckchen, wonach nur ein demütiger Gärtner deren Schönheit erfassen kann. „Man muss sich ­niederknien, um die Schönheit des Schneeglöckchens und die Vielfalt der Natur sehen und freudig bestaunen zu können“, sagt sie. Die Kraft, ohne Blätter Sommer und Herbst zu überleben, um dann eine zarte Blume aus dem Schnee wachsen zu lassen, ist Teil der Faszination für diese Blume. „Eine Pflanze ist ein lebendiges Wesen und ich muss schauen, was sie möchte, um nachhaltig wachsen zu können“, sagt Sperger.

Einzigartiges Flair: Judiths Spergers Gartenhaus in Lustenau. <span class="copyright">Gerhard Vylet</span>
Einzigartiges Flair: Judiths Spergers Gartenhaus in Lustenau. Gerhard Vylet

Diese Philosophie möchte Judith Sperger weitertragen. Freude gehört ihre Ansicht nach geteilt, denn Gartenlust verbinde die Herzen. Für Familie, Freunde und Besucher (nach Voranmeldung, Informationen dazu auf der Homepage) hat sie einen Raum geschaffen, um in Gartenfreude zu schwelgen.

Botanik

Das Schneeglöckchen gehört zu den Amaryllisgewächsen und ist als Gartenpflanze seit Jahrhunderten beliebt. Von den zehn bis zwanzig verschiedenen Arten ist nur das Kleine oder Gewöhnliche Schneeglöckchen (Galanthus nivalis) heimisch. Die botanische Namensgebung „Galanthus“ leitet sich aus den griechischen Wörtern Milch und Blüte ab. Der Namenszusatz „nivalis“ bezieht sich auf den Schnee, da die Blumen früh blühend aus dem Schnee herausragen. Die grünen Laubblätter speichern Nährstoffe in ihrer Basis, welche anschwillt und in der bestehenden Zwiebel eine neue bildet. Die Zwiebel ist wie bei anderen Geophyten das Überdauerungsorgan. So übersteht das Schneeglöckchen nach dem Absterben der Laubblätter Sommer und Herbst bis zur nächsten Blüte. Mit dem neuen Erblühen vertrocknen die vorjährigen Laubblattreste und bilden eine braune Schale um die Zwiebel. Damit die Zwiebel genug Kraft sammeln kann, sollten die Blätter nach dem Verblühen nicht abgeschnitten werden.

Die Bestäubung erfolgt über Insekten, die Ausbreitung der Samen auch durch Ameisen. die Blütezeit der Wildarten reicht je nach Art und Lage von Oktober bis in den März.

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