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70 Jahre alt und seit 70 Jahren beim ÖAMTC

23.03.2023 • 07:00 Uhr / 7 Minuten Lesezeit
Fritz Schenk ist ein Oldtimer-Liebhaber.<span class="copyright"> rhomberg pauschal</span>
Fritz Schenk ist ein Oldtimer-Liebhaber. rhomberg pauschal

Fritz Schenk aus Dornbirn ist quasi als ÖAMTCler geboren worden. Grund dafür war ein Auto der Marke „Steyr-Baby“, das schon im Krieg war.

Der 70-jährige Fritz Schenk aus Dornbirn sagt mit einem Schmunzeln: „Eigentlich bin ich schon seit 70 Jahren Mitglied beim ÖAMTC.“ Denn vor 70 Jahren trat die Firma seiner Mutter – das Modehaus „Emi Schenk“ in Dornbirn – dem Club bei. „Diese Mitgliedschaft habe ich dann übernommen.“

Das 1951 gegründete Unternehmen war zuerst nur im Besitz eines Motorrades, bevor Fritz Schenks Vater 1953 einen gebrauchten „Steyr-Baby“ kaufte. „Der war schon im Krieg und ein ‚Glump‘“, erzählt der Dornbirner. Als der Vater 1953 plötzlich den ganzen Schalthebel des Autos in Händen hielt, erfuhr er von einem Bekannten, dass es einen Verein gebe, der in solchen Fällen helfe. Dieser Verein war der ÖAMTC, und seither ist „Emi Schenk“ Mitglied beziehungsweise Fritz Schenk selbst, nachdem er nach 42 Jahren als Geschäftsführer des Unternehmens in Pension ging.

Er blieb dem Automobilclub in all den Jahren treu, weil: „Der Slogan ‚Es ist ein gutes Gefühl, beim Club zu sein‘ trifft für mich zu. Ich bin sehr autoaffin und habe immer mit Oldtimern zu tun gehabt. Zweimal musste mich der ÖAMTC abholen, weil nichts mehr ging.“ Als seine Frau eines Nachts einen Wildschaden hatte, war das Ehepaar ebenfalls froh, dass der ÖAMTC das Auto abschleppte. „Der ÖAMTC gibt einem eine gewisse Sicherheit.“ Zudem schätzt Fritz Schenk, der manchmal auch Kunde im ÖAMTC-Shop ist, die freundliche und kompetente Art der Mitarbeitenden.

ÖAMTC wegen Grenznähe gegründet

Am 11. März 1893 stand in der „Vorarlberger Landeszeitung“, dass Eugen Zardetti aus Bregenz „die erste Droschke mit Benzinantrieb“ im Lande sein Eigen nannte. Damit begann das Automobilzeitalter in Vorarlberg. Die Entwicklung verlief jedoch eher bedächtig. Vor 1900 gab es nur zwei Kraftwagen und zwei Motorräder im Land. 1901 kamen das dritte Automobil und weitere Motorräder, 1902 der erste Lastwagen hinzu. In den folgenden Jahren tauchten weitere Fahrzeuge auf, wenn auch nur vereinzelt.

Autopionier Eugen Zardetti mit Familie. Er hatte laut „Vorarlberger Landeszeitung“ 1893 „die erste Droschke mit Benzinantrieb“ in Vorarlberg.<span class="copyright">Neue</span>
Autopionier Eugen Zardetti mit Familie. Er hatte laut „Vorarlberger Landeszeitung“ 1893 „die erste Droschke mit Benzinantrieb“ in Vorarlberg.Neue

Der eigentliche Anlass für die Gründung eines Automobilclubs in Vorarlberg waren die nahen Staatsgrenzen. Schließlich wollte man ab den 1920er-Jahren schon als Auto- oder Motorradfahrer gelegentlich ins benachbarte Ausland fahren. Wer dies tun wollte, musste an der Grenze eine entsprechende Garantie hinterlegen. Die Zolldokumente dafür wurden damals vom bereits 1896 gegründeten österreichischen Automobilclub (ÖAC) an dessen Mitglieder ausgestellt. Um an die begehrten Zollpapiere zu kommen, schlossen sich manche Vorarlberger dem damaligen Automobilclub für Tirol und Vorarlberg mit Sitz in Innsbruck an. Sie fühlten sich aber in regionalen Belangen nicht gut vertreten.

Interventionen

So machten sich die Vorarlberger Kraftfahrer Gedanken über die Gründung eines eigenständigen Clubs. Aber so einfach war das nicht: Interventionen auf höchster ­Regierungsebene zwischen Tirol und Vorarlberg sollten die ­Gründung eines eigenen Vorar­l­berger Vereins verhindern. Erst nach langen Bemühungen konnte 1923 zur Gründung des Vorarl­berger Automobil-Clubs (VAC) aufgerufen werden. Unter der Federführung des Dornbirner Autopioniers Eugen Raab fand am 24. März 1923 in Dornbirn die Gründungsversammlung statt.

Das frühere Clubbanner. <span class="copyright">neue</span>
Das frühere Clubbanner. neue

Mit dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich wurde der Vorarlberger Automobil-Club wie die anderen Landesvereine in den „Deutschen Automobil Club“ eingegliedert und verlor so seine Selbstständigkeit. Im Sommer 1946 trafen sich die Verantwortlichen des Vorarlberger Automobil-Clubs mit jenen des 1926 gegründeten Touring-Clubs, um sich zum gemeinsamen „Vorarl­berger Auto-Touring-Club“, dem VATC, als eigenständige Landesorganisation im ÖAMTC zusammenzuschließen. Durch die internationale Verankerung des ÖAMTC in den Weltdachverbänden der Automobil-Motorrad- und Touring-Clubs war es dem VATC möglich, seinen Mitgliedern auch im Ausland eine entsprechende Betreuung zuzusichern.

Präsidenten

Zum ersten Präsidenten wurde bei der Gründungsversammlung 1923 der Kaufmann Otto Zumtobel gewählt. Vizepräsidenten wurden der Hotelier Guido Ortlieb und als Vertreter der Motorradfahrer Amtsrat Otto Madlener. In der Reihe der Obmänner folgten in den nächsten Jahren Emil Doppelmayr, Otto Ender, Kurt Fussenegger, Erich Matt, Wolfgang Blum und aktuell Wolfgang Zumtobel.

Im ersten Jahrzehnt seines Bestandes war der Club bei der Elektrischen Bahn Dornbirn-Lustenau (EBDL) untergebracht – der späteren Postgarage am Platz des heutigen Campus Dornbirn. 1934 übersiedelte er in die Dornbirner Riedgasse. 1955 wurde im Vulkanisierwerk Fischer in der Dr.-Anton-Schneider-Straße die erste Kfz-Prüfstelle des Vereins eingerichtet. 1957 und 1958 entstand das erste eigene Clubgebäude am Bahnhofplatz in Dornbirn. 1977 wurde schließlich ein modernes Arbeitszentrum im Bereich des heutigen Autobahnanschlusses Dornbirn-West in Betrieb genommen.

Einst: das erste Club-Sekretariat in der Riedgasse. <span class="copyright">neue</span>
Einst: das erste Club-Sekretariat in der Riedgasse. neue

Bereits 1932 wurden die ersten Grenzkioske errichtet, die im Laufe der Jahre zu sogenannten ÖAMTC-Grenzdienststellen ausgebaut wurden. In der Zeit zwischen 1964 und heute wurden weitere Bauvorhaben verwirklicht, etwa der Verkehrsübungsplatz in Hohenems-Oberklien sowie Stützpunkte in den anderen Bezirken samt den notwendigen Erweiterungen und Neubauten.

Professionelle Pannenhilfe

Ein wichtiges Ereignis hinsichtlich der Dienstleistungen war 1955 die Einführung des Kfz-Prüfdienstes. Zudem wurde die bisherige ehrenamtliche Straßenkameradschaft durch eine professionelle Pannenhilfe ersetzt. Die Kameradschaftshilfe, eine Hilfe des Clubs nach Verkehrsunfällen, wurde erhöht und in den 1959 eingeführten Schutzbrief integriert. Der Club betätigte sich aber auch im Bereich der Verkehrssicherheit. So war er jahrelang die Landesstelle des Kuratoriums für Verkehrssicherheit. Gemeinsam wurden die Schülerlotsen eingerichtet und die Verkehrserziehung forciert.
Heute, hundert Jahre nach der Gründung, sind 109.000 Vorarlberger Mitglied beim ÖAMTC.

Heute: der Stützpunkt beim Autobahnanschluss Dornbirn-West. <span class="copyright">Neue</span>
Heute: der Stützpunkt beim Autobahnanschluss Dornbirn-West. Neue

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