Wie man klimafreundlich saniert und damit spart

Energie sparen, klimafreundlich sanieren und Kosten durch Förderungen zurückerstattet bekommen.
Selbst das Eigenheim dämmen oder eine veraltete Öl-Heizung durch eine moderne Palletsheizung ersetzen, macht das Sinn? Diese Fragen standen heute im Fokus der Jahres-Pressekonferenz des Energieinstituts Vorarlberg, die heuer in einem ungewohnten Setting stattfand. Die Verantwortlichen haben diesmal nicht etwa in öffentliche Räumlichkeiten eingeladen, sondern zu Familie Neururer aus Lustenau.
“Zur Energiewende zählen die Bürgerinnen und Bürger dazu. Deshalb ist es wichtig, ihnen auch Gehör zu schenken”, sagte Josef Burtscher, Geschäftsführer des Energieinstituts Vorarlberg. Wichtig war es den Verantwortlichen vor allem zu betonen, dass es nicht nur um große Maßnahmen wie den Austausch einer Gastherme oder den Ölbrenner, sondern auch um kleinere Maßnahmen gehe. “Ich habe zu Hause alle Fensterdichtungen ausgetauscht. Das ist eine ganz einfache Sache, die gibt es im Baumarkt zu kaufen und der Tausch bringt eine ganze Menge in Sachen Energie sparen”, meint der Landesrat für Mobilität und Umwelt Daniel Zadra.
Basisförderungen durchs Land
Das Energieinstitut Vorarlberg bezieht für seine Tätigkeiten Fördermittel in Höhe von 860.000 Euro pro Jahr vom Land Vorarlberg. Gemeinden sind in ihrer Finanzierung autark, wie Burtscher bei der Pressekonferenz erklärt. Die Summe wird daher dem Bedarf abhängig aufgeteilt. Die größte Summe steht dabei für Bürgerinnen und Bürger zur Verfügung. Unternehmen erhalten in etwa 30 Prozent der Basisförderung. Schulen, Landesprojekte und Bundesprojekte beziehungsweise EU-Ausschreibungen erhalten je 10 Prozent der Gelder.
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Schwerpunktmäßig beschäftigt sich das Institut zur Zeit mit dem Ausstieg aus der fossilen Energieversorgung. Öl-Heizungen werden, wie bei Familie Neururer, durch nachhaltige Alternativen ausgetauscht. “Das große Geheimnis der Energieautonomie wird aber auch sein, den Verbrauch zu minimieren”, so Burtscher.
Sanierungen im Fokus der Projekte
Nachdem in den vergangenen Jahren viel Geld in den energieeffizienten Neubau gesteckt wurde, gehe es nun vorrangig um die Sanierung von Häusern. Auch bei Mehrwohnungshäusern oder bei gemeinnützigen Wohnbauträgern schaffe man gerade ein Bewusstsein für die Modernisierungs- und Sarnierungsarbeiten. Für Privatpersonen bietet das Energieinstitut zudem einen Sanierungslotsen an, der berät, welche Maßnahmen für wen sinnvoll wären. Außerdem gibt es Online-Tools, wie etwa einen Rechner, der Heizsysteme vergleicht, eine Solar-Unabhängigkeits-Simulation, ein Hilfstool, das über E-Mobilität berät oder aber ein Vergleichsmittel für Wärmepumpen. Außerdem bieten die Mitarbeiter:innen Beratungstermine an.

Energieberatungen
Im vergangenen Jahr fanden 12.000 Beratungsgespräche durch Energieberaterinnen und -berater statt, ein Großteil davon telefonisch mit einer Dauer von etwa 15 bis 20 Minuten. Wenn sich Themen nicht telefonisch beantworten lassen, finden die Termine vor Ort beim Energieinstitut statt. Wie Energieberaterin Verena Engstler berichtet, nahmen dieses Angebot im vergangenen Jahr 3300 Bürger:innen wahr. 2500 der Beratungen waren dabei zum Thema Heizungen. Sie betont außerdem, es habe einen deutlichen Anstieg an Beratungsterminen gegeben. “Zum Vergleich: Im ‘Rekordjahr’ 2019 waren es 640 Vor-Ort-Beratungen. Daher haben wir auch unser Personal verdreifacht und sind mit nun 60 Berater:innen gut aufgestellt”, so Engstler. Insbesondere nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs und dem damit verbundenen Anstieg der Energiekosten sei die Nachfrage nach Beratungsterminen enorm gewachsen. Die Wartezeiten von etwa zwei Monaten hätten sich aber mittlerweile wieder auf zwei bis drei Wochen reduziert. “Jetzt gerade wäre ein guter Zeitpunkt, einen Beratungstermin zu vereinbaren”, sagt sie.
“Do it yourself”-Maßnahmen
Nicht für jede Energiesparmaßnahme braucht es fachkundiges Personal. Viele kleinere Sanierungsarbeiten können von handwerklich geschickten Menschen selbst durchgeführt werden. Daher berät das Energieinstitut dahingehend mit kostenlosen Video-Tutorials. Oftmals sind Heizungsrohre beispielsweise ungedämmt. Das geht kräftig ins Geld: “Rund 100 kWh – das entspricht 10 Liter Heizöl – verliert ein Meter Rohr in eine Heizsaison, das 3 cm dick und ungedämmt ist”, schreibt das Energieinstitut auf seiner Webseite. Die Materialien für die Rohrisolierung gibt es hingegen günstig im Baumarkt zu kaufen. Auch die oberste Geschossdecke kann unter Umständen selbst gedämmt werden, wie es das Beispiel der Familie Neururer zeigt.

Doch nicht nur Baumaßnahmen helfen, auch im Alltag kann bereits Energie gespart werden, so etwa beim Wäsche waschen und trocknen. 60 Grad reichen für eine Kochwäsche aus. Das spart im Vergleich zu 95-Grad-Wäschen enorm Energie und damit Geld. Auch beim Kochen kann gespart werden. Das Verwenden eines Deckels beim Kochen senkt den Energiebedarf um bis zu zwei Drittel.
Kosten für Sanierungsarbeiten
Das Haus der Familie Neururer zeigt eindrucksvoll, wie eine energieminimierende Sanierung gelingen kann. 40.000 Euro hat die Familie für den Austausch der Ölheizung in eine Pelletheizung im Jahr 2021 investiert. Darin ist die Warmwasseraufarbeitung inkludiert. 11.000 Euro bekam sie durch Förderungen von Bund, Land und der Marktgemeinde Lustenau zurück. Die Beantragung war “total easy”, wie Gerd Neururer berichtet. Auch die oberste Geschossebene hat die Familie im Jahr 2022 gedämmt. Die Kosten dafür lagen bei rund 5.000 Euro. Die Ersparnisse bei den Heizkosten durch die Erneuerung der Heizung und die Dämmung sind dadurch deutlich zu spüren, so Neururer. “Früher habe ich ca. 2700-3000 Liter Heizöl pro Saison verbrannt. Jetzt bin ich bei etwa 4 Tonnen Pellets pro Jahr. Das entspricht in etwa 2000 Liter Heizöl.” Aufgrund der positiven Erfahrungen spielt die Familie nun mit dem Gedanken, eine PV-Anlage zu installieren. Die Entscheidung steht allerdings noch aus.