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Im bedrohlichen Tanz der Furien

13.04.2023 • 21:40 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Jordi Savall mit dem "Le Concert des Nations" <span class="copyright"><span style="color: rgba(111, 111, 111, var(--tw-text-opacity)); font-size: 0.75rem; text-transform: uppercase;">Udo Mittelberger</span> (3)</span>
Jordi Savall mit dem "Le Concert des Nations" Udo Mittelberger (3)

Beim Vierten Bregenzer Meisterkonzert am Mittwoch waren der Dirigent Jordi Savall und das „Le Concert des Nations“ zu Gast im Festspielhaus.

Ein Fest für die Freundinnen und Freunde der alten Musik bereitete Jordi Savall dem Publikum im Festspielhaus: Gemeinsam mit seinem Orchester „Le Concert des Nations“, mit dem er sich der Musik des 17. und 18. Jahrhunderts widmet, präsentierte er mit Werken von Händel, Gluck, Marais und Rameau sein Programm „Die Elemente und die Furien“.

Seine Gambe, mit der der katalanische Musiker und Forscher Weltruhm erlangt hat, kam in diesem Programm nicht zum Einsatz, dafür erlebte man den mittlerweile 81-Jährigen als feinsinnigen Dirigenten seines auf ihn eingeschworenen Ensembles.

Farbig differenziert

Festlich repräsentativ ist Georg Friedrich Händels „Wassermusik“ mit ihren stolz punktierten Rhythmen im Eröffnungssatz, den fein ziselierten Oboen oder den kraftvoll auftrumpfenden Naturhörnern. Im Tutti entsteht ein farbig differenzierter Orchesterklang, in den Zwischensätzen kammermusikalisches Miteinander mit zierlichen Tanzformen.

Im Programm: „Die Elemente und die Furien“
Im Programm: „Die Elemente und die Furien“

Instrumentales Maskenspiel

Mit der Tanzpantomime „Don Juan ou Le Festin de Pierre“ („Don Giovanni oder der steinerne Gast“) von Christoph Willibald Gluck tauchte man in die so abwechslungsreiche Welt des Theaters: Kurze Szenen voll Dramatik, Anmut, Charme und Temperament bescherten ein instrumentales Maskenspiel, bei dem das abenteuerliche Leben des spanischen Edelmanns Don Juan skizziert wurde. Mit Pauken, Trommel und Kastagnetten wirkte der Perkussionist wie ein Zeremonienmeister, auch der Herr an Theorbe und Gitarre verbreitete spanisches Flair – etwa im berühmten Fandango. Schöne Dialoge mit den Streichern gab es in den paarweise eingesetzten Holzbläsern und Hörnern. Die Suite von kurzen Charakterstücken hatte ihren Höhepunkt in dem bedrohlichen Tanz der Furien, die Don Juan in die Hölle ziehen – später hat Gluck das effektvolle Stück in seiner Oper „Orfeo ed Euridice“ eingesetzt.

Urgewalten

Die musikalische Weltreise setzte sich nach der Pause mit französischer Barockmusik von Marin Marais und Jean-Philippe Rameau fort: Der Musik von Marais hat Jordi Savall durch seine Ensembles, durch seine „Filmmusik“ zu „Die siebente Saite“ („Tous les matins du monde“) und durch sein Wirken als Gambist wahrscheinlich wie kein anderer zum Leben verholfen. Auch ohne die große Bühnenmaschinerie, die am französischen Hof für das Gesamtkunstwerk Oper eingesetzt wurde, vermittelten Jordi Savall und sein Orchester die Urgewalten von Wind und Wetter.

Das Vierte Bregenzer Meisterkonzert im Festspielhaus.
Das Vierte Bregenzer Meisterkonzert im Festspielhaus.

Besonders fantasievoll und farbig gestalteten die Gäste die schwingende „Chaconne pour les tritons“ als prächtigen Abschluss der Suite aus „Alcione“ von Marais. Seine letzte Oper „Les Boréades“ hat Rameau den Nachfahren des Windgottes Borée gewidmet: Noch einmal erlebte man mit Savall und seinem wunderbar aufeinander eingestimmten Orches­ter die festlichen Dialoge und Verzierungen, das gemeinsame Schwingen und die so selbstverständlich wirkende Virtuosität.

Mit einem fröhlichen Rundtanz aus der Zeit um 1600, bei dem sich nach und nach alle Instrumente einbrachten, verabschiedete sich das Ensemble. Und dass ein Mitklatschen à la Neujahrskonzert auch mit Rameau und der Führung durch Savall funktioniert, zauberte den Menschen ein Lächeln ins Gesicht.

Von Katharina von Glasenapp