„Lachen lenkt von der Situation ab“

Cliniclowns feiern in Vorarlberg ihr 27 einhalbjähriges Bestehen. Eine Jubiläumszahl, die Schmunzeln lässt, wie sie auch täglich Patienten zum Lachen bringen.
Positive Erfahrungen gibt es ganz viele“, erzählt „Dr. Frieda Wisch und Weg“ mit einem breiten Grinsen im Gesicht über ihre 25-jährige Tätigkeit als CliniClown.
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Die Dankbarkeit und das Lachen der Patienten etwa. Und man habe durch die Arbeit als CliniClown mehr Wertschätzung dafür, gesund zu sein, ergänzt sie. Insgesamt gibt es die CliniClowns in Vorarlberg seit 27-einhalb Jahren – anlässlich dieses eher außergewöhnlichen Jubiläums wurde am Donnerstag eine Ausstellung im Landeskrankenhaus Feldkirch eröffnet, die nun ein Jahr lang durch die Vorarlberger Krankenhäuser wandert. Eigentlich wäre dies zum 25-Jährigen Jubiläum geplant gewesen – doch Corona kam dazwischen. Ach vor der täglichen Arbeit machte Corona nicht Halt – die roten Nasen mussten auf der Maske mit Magnet befestigt werden, und die Clowns mussten damit umgehen lernen, dass ihre Hauptwerkzeuge Mimik und Stimme von Masken verdeckt wurden. Die Ausstellung macht nun mit etwas Verspätung darauf aufmerksam, was die Menschen mit den roten Nasen täglich leisten.

Berührende Erlebnisse
Die Tätigkeit als CliniClown ist vielschichtig und kann belastend sein. In so einem Fall können Betroffene Supervision in Anspruch nehmen. Die Fußacherin hat etwa einen Bub über ein Jahr lang besucht, der durch einen Unfall eine schwere körperliche und geistige Behinderung hatte. Dieser habe immer auf eine mitgebrachte Entenfigur mit langem Hals freudig reagiert. Mit dieser Ente ist sie später auf seiner Beerdigung erschienen. Auch habe sie eine Patientin, die im Sterben lag, an ihrem Geburtstag besucht, um mit ihr einen Amaretto zu trinken.
Solche Besuche sollen den Patienten Mut geben. „Wenn du lachst, gehen die Gedanken irgendwo anders hin. Lachen lenkt von der Situation ab“, so die 57-Jährige.

„Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass Lachen hilft“, bestätigt dies auch Tamara Hernler, Oberärztin Pulmologie LKH Hohenems und Leiterin des Schlaflabors. „Es werden Stresshormone abgebaut und Endorphine ausgeschüttet.“ Dies könne Schmerzen lindern und den Blutdruck senken, führt sie aus.

Dies hat sowohl positive Auswirkungen auf Patienten als auch die Belegschaft. „Es ist immer wieder schön zu sehen, wie die Kinder sich freuen, wenn die CliniClowns kommen“, so Corinna Pichler, Stationsleitung Pflege Kinder- und Jugendheilkunde LKH Feldkirch. „Dann vergessen sie kurz, was sie eigentlich belastet.“ Wenn die Clowns während Corona etwa nicht gekommen seien, hätten die Kinder nach ihnen gefragt. „Dr. Frieda Wisch und Weg“ erzählt außerdem, dass ein Patient mal gemeint habe, dass nach dem Besuch die Stimmung unter den Patienten im Zimmer besser geworden sei.

Sie selbst hatte im Straßentheater gespielt und sich dann beworben, als sie von den CliniClowns erfahren hat. Denn nicht jeder kann CliniClown werden. Geeignet sind laut „Dr. Frieda Wisch und Weg“ Personen mit gutem Humor, Empathie, Fingerspitzengefühl, Teamfähigkeit und Einsatzbereitschaft. Letzteres vor allem, da CliniClowns die Tätigkeit ehrenamtlich in der Freizeit neben ihrem Job etwa als Kindergärtnerin oder wie „Wisch und Weg“ als Selbstständige ausüben. Sie verdienen damit kein Geld, sondern bekommen nur eine Entschädigung, die meist für Requisiten draufgeht. Finanziert wird es durch Spenden. „Wer Clown ist, schaut, dass man es sich einteilen kann“, erklärt sie.

Keine Zirkusclowns
Die 17 Vorarlberger sind jedoch nicht einfach nur Laien, die Witze erzählen. Sie haben eine eineinhalbjährige Ausbildung zum Lachtherapeuten absolviert. Dabei lernen sie etwa Zaubertricks, den Umgang mit Luftballons, wie Hygiene eingehalten wird oder Improtheater, also das schnelle Reagieren auf das Gegenüber. Von Bühnen- oder Zirkusclowns unterscheidet sie folglich, dass sie spontan auf Situationen reagieren und kein Programm abspulen. Stattdessen bezieht etwa „Dr. anTon“ Besuch oder Stofftiere im Zimmer mit ein. Vorher fragt er die Patienten, ob er das Zimmer, betreten darf – der Besuch soll kein Zwang darstellen. Er passt sein Verhalten dann an die Verfassung der Patienten an, die er zuvor vom Krankenhauspersonal bei einem Gespräch erfährt: „Wenn wir hören: frisch operiert, ängstlich oder müde, dann gehen wir anders in das Zimmer als wie wenn sie auf dem Weg der Besserung sind.“

Er selbst trägt ein Outfit mit bunten Knöpfen. Er hat auch immer Knöpfe in der Tasche, mit denen er Wortspiele macht. Laut ihm ist wichtig, dass jeder Clown eine Biografie hat: „Die entwickelt sich auch immer weiter, wie man sich als normaler Mensch auch weiterentwickelt.“ Doch wie sind die Clowns privat? Auf die Frage, ob er außerhalb seiner Rolle lustig ist, lacht er. Sein Kollegin ist sich aber sicher: „Ja das kann ich unterstützen.“ Er selbst ist überzeugt, dass das Vorurteil, Clowns seien privat nicht lustig, nicht stimme.

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