Auf Wald- und Wiesenwegen wandeln

Hertha Glück und Gerhard Vylet wandern ab dem Dorfpark Frastanz über Bodenwald nach Maria Ebene und am Waldrand retour.
Eine Wanderung kann vieles bieten, doch Gipfelglück und Panoramablicke sind bei den Wetterkapriolen im April nicht das Ziel dieser Tour. Bei dieser Runde durch verschiedene Frastanzer Ortsteile ist dafür direkt am Wegesrand Faszinierendes in der Natur und Interessantes aus der Kultur zu entdecken.
In den Ortszentren Vorarlbergs sind Parkanlagen dünn gesät, umso erfreulicher ist es, dass in Frastanz ein schöner Park das Zentrum ziert. Ehemals war hier der Triftplatz, wo das Holz aus dem Wasser gefischt wurde. Noch bis in die 1950er -Jahre wurden Baumstämme aus dem Saminatal auf dem Wasserweg nach Frastanz gebracht. Näheres dazu erfährt man ab Ende nächster Woche auf den Informationswürfeln des Industrie- und Wirtschaftslehrpfads.

Mit den ersten Schritten überquert man die Samina und folgt dem Wegweiser nach oben in Richtung Fellengatter. Bei der nächsten Abzweigung werden Amerlügen und Fellengatter über Bodenwald angezeigt. Entlang der Geländekante links und den Häusern rechts wird der Weg schnell schmaler und führt in den Wald. Kurz nach einem Forstweg wird die Straße erreicht und auf einem Wurzelweg durch den Jungwald bis zum nächsten Forstweg weiter aufgestiegen. Links gelangt man über einen schmalen Weg durchs Gebüsch zur Straße, die den Wanderer leicht ansteigend zur Abzweigung nach Bodenwald bringt.
Fast flacher Teil
Gegenüber vom kleinen Bildstock beginnt der fast flache Teil der Tour. Die Straße führt gleich durch das Tobel des Schwarzbachs, der unterhalb der Straße ein kleines, romantisch anmutendes Tal ausgegraben hat. Am Wegesrand sind Pestwurz, Wechselblättriges Milzkraut und sehr häufig das Bingelkraut zu sehen. Am Waldrand formen Quellaustritte ein kleines Bächlein, neben dem Himmelschlüssel zu sehen sind. Durch die Wiesen ist ein Holz-Schopf rasch erreicht. Dort zeigt sich weiter vorne die kleine Ansiedlung Bodenwald. Gänse und Hühner in den Gärten fallen einem in Bodenwald als erstes auf, danach ein kleiner Stall, der mit alten Gerätschaften und Jagdtrophäen dekoriert ist. Hier beginnt der sanfte Abstieg nach Maria Ebene, und der Schellenberg und der Alpstein rücken ins Blickfeld.
Kurzbeschreibung
Besonderes: Bei Regen oder Sonnenschein ist es eine abwechslungsreiche Wanderung für die ganze Familie, besonders sind die Natur und Kultur am Wegesrand.
Anforderung und Gehzeit: circa zwei Stunden Gehzeit und 130 Höhenmeter
Charakter der Wege: Straße, Feld-, Wald- und Forstweg
Kultur und Natur: Künstlerhaus „Masu“, Friedenskapelle Maria Hilf, Naturdenkmal Sommerlinde, Dorfpark mit Spielplatz
Anziehen und Mitnehmen: Entsprechende Wanderkleidung und Schuhe je nach Wetterlage
Einkehrmöglichkeiten: verschiedene in Frastanz
Start und Ende: Sägenplatz / Dorfpark in Frastanz
Anreise mit Öffis: Bus 520 ab Bludenz, 530 ab Bludenz oder Feldkirch, Haltestelle Gemeindeamt
Nach dem 1866 erstellten und 1975 renovierten Bildstock ist ein Stall mit Bildern an der Fassade zu sehen. Gleich darauf zieht das Haus des Künstlers „Masu“ die Blicke auf sich. Es ist das Atelier des Künstlers Matthias Baumgartner. An Heubargen vorbei schlängelt sich die Straße dem Hang entlang weiter Richtung Fellengatter.
Blick auf das Frastanzer Ried
Direkt über der Kapelle zweigt der Wiesenweg zur Kapelle Maria Hilf in Maria Ebene ab. Neben der Kapelle bietet sich ein herrlicher Blick auf das Frastanzer Ried und über den Walgau. Die Sommerlinde wurde 1973 als Naturdenkmal unter Schutz gestellt. Sie ist etwa 200 Jahre alt, circa 20 Meter hoch und hat eine fünfstämmige Krone. Direkt vor der Kapelle ist einer der Betonpfeiler des Friedensweges zu sehen. Dieser Weg geleitet mit sieben Stationen zum alten Kreuz in Einlis.

Der Abstieg führt auf einem schönen Feldweg durch Blödle und über den Blödlebach zum Frastanzer Ried. Der Flurname ist 1674 als Plödle dokumentiert, stammt aus dem rätoromanischen und kann mit Sumpfbächlein übersetzt werden.
Am Waldrand geht es leicht aufwärts zurück ins Zentrum. Dabei werden Amphibien-Tümpel, Friedenssäule, Christbaum-Kultur und Schwarzbach passiert, ehe man auf der Straße den Dorfpark erreicht.
Wie aus „Mayerebene“ Maria Ebene wurde
Zur Kapelle Maria Hilf – Maria Ebene: 1611 wurde nahe der heutigen Kapelle von drei Besitzern umliegender Höfe ein Bildstock als Dank für die überstandene Pest errichtet. Dieser war mit dem Bildnis „Maria Hilf“ und Bildern der Heiligen Sebastian und Martin ausgestattet, welche heute noch in der 1828 errichteten Kapelle zu sehen sind. Zuerst der Bildstock und später die Kapelle erfreuten sich großer Beliebtheit, was beträchtliche Einnahmen durch Spenden und den Verkauf von Kerzen einbrachte. Damit wurden erste Renovierungen, Umbauten und die Ausstattung der Kapelle finanziert. Renovierungen fanden 1846, 1889, 1964, 1984 und 2005 bis 2006 statt. Umgebaut wurde 1868, 1877, 1959 und zuletzt 1966 bis 1967. Damals wurde der Turm auf seine heutige Form umgebaut. Der ursprüngliche Flurname „Mayerebene“ wurde durch die flüchtige Aussprache über die Jahre zu Maria Ebene.
Zum 500-jährigen Gedenken an die Schlacht von Frastanz wurde am 30. Mai 1999 der Friedensweg eröffnet und die Kapelle seither als „Friedenskapelle Maria Hilf“ bezeichnet.

Zur Sommerlinde (Tilia platyphyllos): Die Sommerlinde stammt aus der Familie der Malvengewächse, kann bis zu 40 Meter hoch und 1000 Jahre alt werden. Der Stammumfang kann bis zu neun Meter betragen. Sie blüht im Juni und gilt aufgrund des hohen Zuckergehalts ihres Nektars als Bienenweide.
In früherer Zeit stand oftmals eine Linde im Ortszentrum und war ein Treffpunkt für Ankündigungen oder Gerichtsverhandlungen. Sonderformen waren „Tanzlinden“, bei denen oben in den ausladenden Ästen Tanzböden und Lauben errichtet wurden oder die „Apostellinden“. Bei diesen wurden zwölf Äste in die Breite gezogen und mit Stein oder Holzsäulen abgestützt, wodurch eine große Laube entstand.
Blumenkunde
Wald-Bingelkraut (Mercurialis perennis) aus der Familie der Wolfsmilchgewächse, besitzt keinen Milchsaft und kann bis zu 30 Zentimeter hoch werden. Der Stängel ist vierkantig und trägt im oberen Abschnitt Laubblätter. Die Pflanze ist getrenntgeschlechtlich, als Rhizom-Geophyt bilden sich oft ausgedehnte männliche oder weibliche Bestände. Die Blütezeit ist im April und im Mai, Insekten oder Wind sorgen für die Bestäubung. Die Pflanze galt im Mittelalter als Heilmittel bei Verstopfung.

Quellen: frastanz.at; naturvielfalt.at; Karte: OK25V 1229-Ost Vaduz; Kirchenführer Friedenskapelle Maria Hilf Frastanz; masu-panart.com; Frastanz Straßennamen und deren historische Bedeutung, Thomas Welte; Was blüht denn da? Kosmos Verlag
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