Von Schülern, die zu Zombies werden

Theaterklasse der Mittelschule Rankweil drehte mit Lehrer Ronald Mündle einen 50-minütigen Actionfilm.
Am Tag der offenen Tür an der Mittelschule Rankweil wird meistens ein Film gezeigt. Manchmal geht es dabei um Mobbing, oft wird aber auch ein weniger ernstes, ein nettes Thema beleuchtet. Heuer hingegen wurde der Trailer eines Zombiefilms abgespielt. Denn Lehrer Ronald Mündle, der die Theaterklasse an der Mittelschule Rankweil unterrichtet, hat mit 31 Schülerinnen und Schülern in unzähligen Stunden den Film „The Last Kids“ produziert.

Neben dem Schauspiel haben die Kinder synchronisiert, teilweise auch gefilmt, und sie haben für Filmplakate posiert. Ronald Mündle hatte abgesehen von Kamera und Schnitt auch Drehbuch, Ton und Inszenierung unter sich. Sie alle sind Laien, haben so etwas noch nie gemacht, und doch ist ein rund 50-minütiger Film entstanden, der bald im Alten Kino in Rankweil zu sehen sein wird.
In dem Film kämpfen Kinder gegen die Zombieapokalypse. Alles fängt harmlos an: Eine Schulklasse schaut mit ihrem Lehrer einen Film im Kino an.

Währenddessen geht der Lehrer aus dem Saal hinaus – und kehrt nicht mehr zurück. Die Schüler wundern sich zwar, sind aber nicht beunruhigt. Als sie nach Ende des Films den Saal verlassen, ist im ganzen Kino niemand mehr. „Cool, jetzt können wir tun, was wir wollen“, ist der erste Gedanke der Kinder und sie beschließen, in der Schule zu übernachten. Dort ist es zu Beginn auch noch cool, doch dann finden sie ein totes Mädchen, das auf dem Gang liegt. Bald darauf taucht der erste Zombie auf. Die Schüler flüchten auf einen Berg und in eine Burg, denn dort gibt es keine Kanalisation, aus der die Bestien herauskommen. Was dann bei der Burg geschieht und ob es dort zum Endkampf zwischen Schülern und Monstern kommt, soll an dieser Stelle nicht verraten werden.
Vom Kurz- zum Langfilm
Eigentlich hätte Ronald Mündle mit seiner Theaterklasse bei den Werkstatttagen im vergangenen Jahr einen Kurzfilm drehen wollen. Wie er es seit den fünf Jahren, in denen er die Theaterklasse unterrichtet, immer macht, schrieb er das Stück – beziehungsweise in diesem Fall das Drehbuch – selbst. Währenddessen bemerkte er: Das wird kein Kurzfilm. Und weil seine Schüler – es waren lauter Erstklässler – gute Schauspieler waren, beschloss er, einen längeren Film in Angriff zu nehmen.

Von Mai bis Herbst 2022 dauerten die Arbeiten, der engagierte Pädagoge erledigte auch einiges in den Sommerferien. Mit Schulstart im September wurden aus den Erstklässlern Zweitklässler, gleichzeitig begannen etliche neue Erstklässler in der Theaterklasse. Sie wurden kurzerhand dazu engagiert, die Zombies in dem Film zu spielen. „Normalweise fangen wir in der Theaterklasse mit Spielen und Übungen an, damit die Kinder lockerer werden. Heuer haben wir in der dritten Woche Zombietraining gemacht und dann ging es auch schon mit dem Drehen los“, erzählt Ronald Mündle. Die Zombies hatten zwar keine Sprechrollen, dafür mussten sie schreien, keifen und röhren. Außerdem waren sie aufwändig geschminkt, und da es am Drehtag recht kühl war, konnten sie wegen der Schminke keine Jacke anziehen, weil sie sonst beschädigt worden wäre. „Die Zombies hatten es anstrengend, sie haben es aber alle sehr gut gemacht“, zollt ihnen ihr Lehrer Lob.

Ronald Mündle hat den gesamten Film mit seinem Handy gedreht. Das bedeutet: Wenn im Video im Hintergrund unpassende oder störende Geräusche waren, konnte er sie nicht herausschneiden. Deshalb musste das Schauspiel-Team mit seinem Lehrer sehr viele Szenen noch einmal aufsprechen, danach wurde das Aufgenommene in die entsprechenden Szenen eingespielt. Zudem fügte der junge Pädagoge Hintergrundgeräusche wie Vogelzwitschern oder das Plätschern eines Baches in den Film ein.
„Man muss es probieren“
Auf die Frage, woher er das alles kann, antwortet er mit einem Schmunzeln: „Eigentlich kann ich es nicht.“ Er hatte vorher keinen blassen Schimmer vom Filmschneiden oder Vertonen, brachte sich aber alles selbst bei. Ein „Riesenlernprozess“ sei das gewesen, berichtet der junge Mann. „Für manche Sachen habe ich Stunden gebraucht, bis ich gemerkt habe: Da hätte es eigentlich einen kleinen Knopf gegeben, und wenn ich den gedrückt hätte, wäre es automatisch gegangen.“ Für ihn ist wichtig, und das gibt er auch seinen Schülern weiter: „Man muss es zumindest probieren. Wenn man es will, klappt es schon irgendwie.“

Professionelle Unterstützung hatte die Theaterklasse so gut wie keine: Nur die Fotos der Filmplakate hat ein Fotograf, Michael Tagger – der Vater eines Schülers – gemacht. Zwei weitere Lehrpersonen, die auch beim Film mitgewirkt haben, kannten sich zudem in der Tontechnik und beim Schminken aus.
Da bei dem Film Zombies und Tote vorkommen, ist er erst für Kinder ab zehn Jahren. Ronald Mündle erklärt, wie er auf das Thema und die Geschichte gekommen ist: „Die Schüler wünschten sich etwas aus dem Action- und Horrorgenre. Außerdem wollte ich nicht, dass die Kinder Erwachsene spielen. Den einzigen Erwachsenen, der vorkommt, stelle ich dar. Ich brauchte also einen Grund, weshalb es keine Erwachsenen mehr gibt – die Zombies. Beim Schreiben habe ich dann auch darauf geachtet, welche Rollen charaktermäßig zu den einzelnen Schülern passen.“

Einzelne Charaktere in dem Film entwickeln sich im Laufe der Handlung; ein schüchternes Mädchen wird zum Beispiel zur Kriegerin. „Bei manchen Charakteren ist eine Botschaft dabei. Ansonsten hat der Film nicht wirklich eine Aussage. Ich wollte, dass er für die Schüler cool ist und ihnen Spaß macht.“
Der Film „The Last Kids“ wird am Dienstag, 25. April, 19 Uhr, im Alten Kino Rankweil gezeigt. Reservierungen sind notwendig und möglich unter julia@alteskino.at

Was den Schülern beim Filmdreh am besten gefallen hat
Beim Besuch der NEUE sind neben Lehrer Ronald Mündle sieben der insgesamt 31 Schüler anwesend, die für den Film „The Last Kids“ vor der Kamera standen. Sie erzählen davon, wie sie bei den Arbeiten einen Hang mehrmals hinaufgehen mussten, damit sie bei Drehbeginn so wirkten, als wären sie bald am Ende ihrer Kräfte. Sie schildern, wie sie Dreck ins Gesicht schmierten und ihre Haare mit Blättern drapierten, damit es so aussah, als wären sie durch Gestrüpp gelaufen. Und sie berichten, dass sie eine Szene zehn Mal drehen mussten, während sie für eine andere nur eine Chance hatten. Bei allem, was die Kinder sagen, ist zu merken, dass sie gerne bei dem Film mitgearbeitet haben: Sie erzählen viel und melden sich von sich aus. Dementsprechend ist ihre Antwort auf die Frage, ob ihnen das Filmdrehen gefallen hat, nicht verwunderlich: Ein „Ja“ ist aus sieben Mündern zu hören.
Etwas vom Schönsten war für einige dieser Schüler die Szene bei einer Eisdiele. Dort konnten sie nämlich gratis Eis schlemmen. Vielen gefiel aber auch das Übernachten in der Schule, das für einige Szenen nötig war. Herumgelaufen seien sie in dieser Nacht, sie hätten aber teilweise auch Angst gehabt, erzählen sie. Weitere Höhepunkte waren das Schminken und der Dreh bei der Ruine.
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